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Konzepte und Kriterien

Die Branche giert nach Lösungen für "heiße Eisen"

14. Oktober 2013 - Das Spektrum der Probleme in der Versicherungswirtschaft fächerten die Teilnehmer des „Zukunftsforums Assekuranz 2013" vergangene Woche auf: Bewegung in der Diskussion um Bewertungsreserven; auch die Provisionsdeckelung könnte bald „vertriebsverträglich" gelöst werden.

Felix Hufeld „Heiße Eisen" in der Versicherungswirtschaft wurden am Eröffnungsabend des vom BusinessForum21 (www.businessforum21.com) veranstaltete „Zukunftsforums Assekuranz 2013" aufgetischt. Beispielsweise wurde thematisiert, dass die „gesetzlich verordneten" Bewertungsreserven den Versicherern im derzeitigen Zinstal immer mehr zu schaffen mache. Es bahne sich hier jedoch eine Lösung an. „Ich gehe davon aus, dass das Thema Bewertungsreserven jetzt nach den Wahlen wieder angegangen wird", sagte Felix Hufeld (Foto: BaFin), Exekutivdirektor für Versicherungsaufsicht bei der BaFin (www.bafin.de). Der Kontrolleur über 600 Versicherungsunternehmen und 30 Pensionsfonds weiß um die Problematik der Lebensversicherer, die wegen der Bewertungsreserven immer stärker in die Bredouille kommen.

GDV Berwertungsreserven-sinkende Überschüsse Die aktuelle gesetzliche Lage zwingt die Lebensversicherer nämlich dazu, hoch verzinste Papiere vorzeitig zu verkaufen - um nur auf dem Papier bestehende Buchgewinne an die jetzt ausscheidenden Lebensversicherungskunden hälftig auszuzahlen. Die nicht ausgeschütteten Gelder können wegen der niedrigen Zinsen am Markt nur zu deutlich schlechteren Konditionen neu angelegt werden. „Das ist angesichts der anhalten Niedrigzinsphase ökonomischer Irrsinn - für den alle Kunden zahlen, deren Policen erst in Zukunft fällig werden", hätte GDV-Hauptgeschäftsführung Dr. Jörg von Fürstenwerth schon im Frühjahr gesagt. Ein Vermittlungsausschuss des Bundesrats, der klären sollte, wie Kunden mit Lebensversicherungen zukünftig an den Bewertungsreserven beteiligt werden sollen, brachte angesichts der damals bevorstehenden Bundestagswahlen keine Lösung zustande.

Jetzt kommt Bewegung in die Diskussion
Nach Ansicht von Felix Hufeld komme aber jetzt wieder Bewegung in die Diskussion. Er rechnet damit, dass Anfang kommenden Jahres auf der politischen Ebene eine Entscheidung gefällt werde. Zuvor werde der BaFin-Ausschuss für Finanzstabilität zum Thema „Lebensversicherung in der Niedrigzinsphase" bei seiner nächsten Sitzung im Dezember auch die Bewertungsreserven ansprechen müssen. Hufeld geht davon aus, dass dieser Ausschuss eine Empfehlung zum weiteren Verfahren geben werde. Ein angemessenen Ausgleich sei unerlässlich zwischen den Interessen der Kunden, deren LV-Vertrag gerade ausläuft, und der Kunden, die ihren LV-Vertrag nach Jahre weiterführen. . „So viel Druck auf die Branche gab es lange nicht mehr."

„Intelligente Lösungen" sind gefragt
Die Versicherer hatten überall verkündet, kurz- und mittelfristig ihrer Leistungspflicht nachkommen zu können. Die Aufsichtsbehörde BaFin habe die Zinszusatzreserve eingeführt, so Hufeld, damit die Assekuranzen auch langfristig ihren Auftrag erfüllen können. 2012 betrug die Zinszusatzreserve mehr als 5 Milliarden Euro. Dieser Betrag werde für 2013 eventuell noch höher liegen, schätzt Hufeld. Mit diesem Instrument allein seien die Probleme aber längst nicht vom Tisch. Der Exekutivdirektor aus Bonn forderte von der Branche „intelligente Lösungen". Dies sei Aufgabe der Versicherer und nicht des Gesetzgebers. Man müsse verstärkt über LV-Produkte nachdenken, die Möglichkeiten zur Vorsorge-Anlage zwischen der klassischen Garantie und fondsgebundenen Versicherungen bieten könnten.

Hufeld ging in anderem Zusammenhang auf das Langzeit-Thema „Solvency II" ein. Die EU-Kommission hatte kürzlich bekannt gegeben, dass die Eigenkapitalregeln Solvency II im Jahr 2016 endgültig an den Start gehen. Das gemeinsame politische Bekenntnis dazu hatte es nach Hufelds Ansicht in dieser Eindeutigkeit noch nicht gegeben. Hufeld zeigte sich geradezu erleichtert, denn die BaFin sei auf dem Weg auf rechtswidriges Terrain mit ihrer Angabe gewesen, Solvency II werde offiziell 2014 eingeführt. Mit der EU-Kommission und ihrem Statement „Solvency II kommt 2016" seien alle früheren Spekulationen vom Tisch.

Nichts Neues zu den Fusionsplänen
Am Auftaktabend des „Zukunftsforums Assekuranz 2013" ging dann Ulrich Rüther, Chef der Provinzial NordWest Holding AG, auf „aktuelle Herausforderungen und Chancen auf der Markt- und Vertriebsseite" ein. Er wurde selbstredend auf die (geplatzten) Fusionspläne der beiden öffentlichen Versicherer Provinzial NordWest, Münster, und rheinische Provinzial, Düsseldorf, angesprochen ("Scheitert die Fusion - platzen Synergie-Träume"). Die Tagungsteilnehmer konnten ihm jedoch dazu kein Wort entlocken.

Michael Heinz BVK und VDVM arbeiten an Vorschlag für LV-Provisionen
So kamen andere Herausforderungen für den Vertrieb zur Sprache. BVK-Präsident Michael Heinz (Foto: BVK) berichte in diesem Zusammenhang von einem Moratorium „Provisionsdeckelung", das der BVK Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (www.bvk.de) mit dem GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) vereinbarte. Der BVK arbeite aktuell mit dem VDVM Verband Deutscher Versicherungsmakler (www.vdvm.de) an einem Vorschlag, wie künftig Provisionen für den Verkauf von Lebensversicherungen zu regeln seien.

Ende November werde man den gemeinsamen Vorschlag dem GDV präsentieren. Vorher werde es keine weiteren Hiobsbotschaften diesbezüglich vom GDV geben, sagte Heinz, denn man habe die Zusicherung bekommen, dass „momentan keine weiteren Schritte unternommen werden". Im Sommer hatte der GDV erörtert, die Provisionshöhe zu deckeln und die Storno-Haftung für Vermittler zu erweitern. Der Branchen-Verband postuliert, dass dieses Modell gesetzlich durchgesetzt werde ("Provisionsbegrenzung: Debatte schlägt Wellen"). 2012 - nach den dramatischen Vorfällen um den Vertrieb MEG ("Lage spitzt sich zu - Versicherer sollen helfen""Acht Sekunden aus MEG-Film für immer vernichten") hatte der PKV (www.pkv.de) für den Vertrieb und die Provisionen der privaten Krankenversicherer hierzulande eine vom Gesetzgeber sanktionierte Deckelung für die Provisionen durchgesetzt. „Ein zweites Mal darf es keine gesetzliche Beschneidung der Verdienstmöglichkeiten geben", sagte Heinz.

BVK fühlt sich von privaten Krankenversicherern belogen
Der BVK-Präsident beschuldigte den PKV, bei den damaligen Gespräche gelogen zu haben. Der Verband der privaten Krankenversicherung (www.pkv.de) habe Glauben gemacht, dass ohne seine Initiative der Gesetzgeber eine weitaus strengere Regelung eingeführt hätte. Das sei aber falsch. „Einen weiteren unzulässigen Eingriff in den freien Beruf der Versicherungsvermittler wird der BVK nicht zulassen", sagte Heinz. (eb-db / www.bocquel-news.de)

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