25. Juni 2012 - Das Gesundheits-System in Deutschland ist nach Aussagen des Präsidenten der Privaten Krankenversicherung e.V. stabil, weil es „auf zwei Säulen steht". Über Probleme und Vorteile des Systems wurde ausführlich bei der PKV-Mitgliederversammlung gesprochen.
„Wer leichtfertig die PKV aufs Spiel setzt, verzichtet auf die notwendige Eigenverantwortung", sagte Reinhold Schulte (Foto) während der Mitgliederversammlung des PKV-Verbandes (www.pkv.de) vergangene Woche in Berlin. Der PKV-Präsident richtete sich mit diesem Ausspruch an die Adresse des gesundheitspolitischen Sprechers der Unions-Fraktion Jens Spahn (CDU) - siehe dazu Bericht "PKV-Unternehmen „basteln" an Pflege-Zusatzvorsorge" an anderer Stelle der bocquel-news vom 25. Juni 2012.
Der PKV-Verband spricht sich erneut für die Zukunftsfähigkeit des dualen Systems im Gesundheitswesen aus. Damit stelle sich der Verband an die Seite der deutschen Ärzteschaft. Dr. Frank Ulrich Montgomery (Foto rechts), Präsident der Bundesärztekammer (www.bundesaerztekammer.de), hatte sich während des deutschen Ärztetages 2012 in Nürnberg bereits eindeutig zum dualen System bekannt. Dr. Montgomery und Reinhold Schulte nutzten die PKV-Mitgliederversammlung, um auch zur Abwehr der viel diskutierten Bürgerversicherung gemeinsam Flagge zu zeigen. Die privaten Krankenversicherer sehen den hohen Standard des deutschen Gesundheits-Systems im dualen System von privater Krankenversicherung (PKV) und gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) begründet.
Die Ärzteschaft und das gesamte Gesundheits-System hierzulande profitiere von der PKV. Durch die Mehrzahlungen der Privatversicherten fließen Schultes Angaben zufolge jedes Jahr mehr als 10 Milliarden Euro zusätzlich in das Gesundheits-System. So würden auch rund 11 Prozent der privat Krankenversicherten in Deutschland für knapp ein Viertel der Arzthonorare hierzulande aufkommen.
Demografische Entwicklung und eine schrumpfende Bevölkerung
Dr. Frank Ulrich Montgomery stimmte dem zu. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und eine schrumpfende Bevölkerung mit immer mehr Älteren und weniger Geburten herrsche keine Zukunftsangst. Mit der älter werdenden Gesellschaft würden aber auch die Krankheiten zunehmen. „Vor uns liegt Arbeit ohne Ende." Montgomery verwies in diesem Zusammenhang auf die stetig zunehmende Bürokratie, die den Arzt-Alltag mehr als stark belaste.
Schulte betonte in seinem Plädoyer für die PKV, dass das duale Gesundheitssystem auch international Vorbild-Charakter habe. Selbst das kommunistische China orientiere sich an dem dualen System der Gesundheitsversorgung in Deutschland und plane eine Ausrichtung nach deutschen Vorbild.
Drabinski/Gorr-Studie gewichtet qualitativ überhaupt nicht
Er ging darauf ein, weil in einer nach seinen Worten viel beachteten Studie der Herren Drabinski und Gorr publiziert worden war ("PKV und GKV gleichermaßen vorgeführt"), dass 80 Prozent der PKV-Tarife weniger leisten als die gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Das könnte man auch in umgekehrter Lesart feststellen, denn auch 80 Prozent der PKV-Tarife würden deutlich mehr Leistungen (einschließlich Zusatzleistungen) als die GKV gewähren. Hauptsächlich sei jedoch an der Drabinski/Gorr-Studie zu kritisieren, dass sie qualitativ überhaupt nicht gewichte.
„Wir sind eine Wachstums- und Zukunfts-Branche", sagte Schulte und fand es „absurd", dass die PKV in „kuriosen" öffentlichen Angriffen immer wieder in Frage gestellt werde.
Eine ganzen Reihe von Baustellen
Der PKV-Präsident sprach auch darüber, dass sich der Verband aktuell einer ganzen Reihe von Baustellen stelle. Dazu gehöre auch die Steigerung der Abschlussaufwendungen um 5,3 Prozent auf 2,79 Milliarden Euro, wie sie im Rechenschaftsbericht 2011 ausgewiesen ist. Die Nöte der übrigen Versicherungs-Sparten in Sachen Niedrigzinsphase stelle sich der PKV derzeit nicht. „Mit dem derzeitigen Niedrigzins können wir leben. Eine Absenkung des Garantiezinses in der privaten Krankenversicherung ist derzeit nicht erforderlich", sagte Schulte.
Neue Unisex-Tarife zur Leistungs-Erweiterung nutzen
Andererseits machen einige PKV-Tarife Probleme, sagte Schulte. Er führte hier die geschlossenen Hilfsmittel-Kataloge und die Absicherung der ambulanten Psychotherapie an. Eine Chance, dies zu ändern sieht Schulte im Rahmen der neuen Unisex-Tarife. Man könne mit der Kalkulation und der Einführung der Unisex-Tarife auch die entsprechenden Leistungs-Kataloge erneuern und erweitern.
„Sehr moderate" Beitragssteigerungen
Was die Beitragssteigerungen in der PKV in diesem Jahr betreffe, sind sie laut Reinhold Schulte „sehr moderat" ausgefallen. Lediglich in der Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen könnte es zu Härtefällen kommen, da hier die Alterungsrückstellungen noch nicht eingesetzt werden könnten. „Wir arbeiten derzeit an einer Lösung." Die viel zitierten Fälle mit hohem prozentualem Beitragsanstieg sei ganz überwiegend auf die sogenannten Billig-Tarife zurückzuführen.
Bereits seit dem Jahr 2000 gilt der „Zehn-Prozent-Zuschlag"
Es werde zwar viel über die Frage des Beitragsanstiegs im Alter geschrieben; dabei vergessen werde aber, dass seit der Reform im Jahr 2000 der „Zehn-Prozent-Zuschlag" gelte. Seitdem werde Monat für Monat nochmals 10 Prozent des individuellen Beitrags zur Stärkung des Kapitalstocks verwendet - und zwar zusätzlich zu den „normalen" Alterungsrückstellungen, die private Krankenversicherer für ihre Kunden vornehmen müssen. Der 10-Prozent-Zuschlag entfalte nun von Jahr zu Jahr größere Wirkung und werde die künftigen Altersbeiträge deutlich entlasten.
PKV beziffert Abschlussaufwendungen mit 2,79 Milliarden Euro
Dem Rechenschaftsbericht für 2011 wurde ein ausführlicher Teil der PKV-Mitgliederversammlung gewidmet. Den Abschlussaufwendungen mit einem Plus von 5,3 Prozent oder 140 Millionen Euro auf 2,79 Milliarden Euro steht den Angaben zufolge ein Netto-Zugewinn in der Krankenvollversicherung um 0,9 Prozent auf 8.976.300 Personen. In der Zusatzversicherung wurde ein Plus von 2,5 Prozent auf 22.510.900 Verträge verzeichnet.
Deutlich sei 2011 auch das Plus in der privaten Pflegezusatz-Versicherung ausgefallen, hieß es. Demnach stieg die Vertragszahl um 10,8 Prozent oder 183.100 Verträge auf rund 1,88 Millionen Policen. Angesichts der anstehenden demografischen Entwicklung bestehe hier aber weiterhin ein sehr hoher Nachhohlbedarf.
„Private Krankenversicherung ist ein Zukunftsmodell"
Den Journalisten gab Reinhold Schulte mit auf den Weg, dass „in unserem Zeitalter großer demographischer Veränderungen (....) die Private Krankenversicherung ein Zukunftsmodell" sei. „Sie werden es erleben!" (eb-db / www.bocquel-news.de)
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