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Ideal-Chef Jacobus: So kann es nicht weitergehen!

5. September 2016 - Klare, prägnante Worte sind sein Markenzeichen: Rainer M. Jacobus, Vorstandsvorsitzender der Ideal Versicherungsgruppe in Berlin, setzt auf Qualität und Innovation. Die Branche horchte auf, als die Ideal UniversalLife-Police Ende 2015 auf den Markt kam. Wie geht’s der Ideal heute?

Die Ideenschmiede und Hauptverwaltung der Ideal Versicherung (www.ideal-versicherung.de) In der Kochstraße 26 in Berlin – ganz in der Nähe vom Checkpoint Charlie – muss man im Auge behalten. Mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht, hält für die ganze Branche bemerkenswert das noch junge Produkt Ideal UniversalLife für seine Initiatoren und die Kunden, was es verspricht. Erst seit November 2015 auf dem Markt, stellt die Police mit dem transparenten Versicherungskonto der Ideal Lebensversicherung a.G. bereits mehr als 4 Prozent des Umsatzes im Neugeschäft des mittelständischen Versicherers. Ideal-Vorstands-Chef Rainer M. Jacobus ist zufrieden, denn das Lebengeschäft, das bei anderen Marktteilnehmern augenblicklich ziemlich unbefriedigend läuft, bringt dem in Berlin ansässigen Versicherer weiterhin gutes Geschäft.

Fast alle Personenversicherer / Lebensversicherer hierzulande leiden – allerdings nicht so sehr unter einem Mangel an Produktvielfalt, sondern vielmehr am Interesse und dem Zuspruch ihrer Kunden. Es fehlt an Produktideen. Immer weniger Bundesbürger sind bereit, Altersvorsorge-Produkte abzuschließen. Weil es sich angeblich nicht rechnet. Die weiterhin anhaltende Niedrigzinsphase drückt auf Zinsen und Überschussbeteiligungen. Angesichts schwindender Rendite-Chancen in der LV-Klassik antworten inzwischen etliche Versicherer mit sogenannten Index-Policen und LV-Produkten der moderneren Klassik. Die Ideal Leben fährt eine andere Strategie als die anderen Marktteilnehmer – vor allem produktseitig. Als Spezialist für ältere Menschen bietet die Ideal Versicherungsgruppe zahlreiche Versicherungslösungen und hat das Angebot teilweise auch für Jüngere geöffnet – und vor allem die UniversalLife Police, bei der Vieles anders und sehr transparent ist.

Der sich abzeichnende Erfolg der Police mit Alleinstellungsmerkmal hierzulande spricht für sich. Der Vorstandsvor-sitzende der Ideal Versicherungsgruppe Rainer M. Jacobus schildert in einem Exklusivinterview mit den bocquel-news, wodurch die Lebensversicherungsbranche insgesamt – und somit auch die Ideal Leben – trotzdem unter Druck gerät.

Rainer M. Jacobus: Die Niedrigzinsphase, deren Ende nicht absehbar ist, frisst sich quantitativ in alle Geschäftsbereiche hinein. Der Höchstrechnungszins wird mit Beginn des Jahres 2017 von 1,25 auf 0,9 Prozent sinken. Die Produkte werden teurer. Für das Leben-Neugeschäft bedeutet das höhere Beiträge.

Diese Absenkung ist alternativlos in Zeiten der Niedrigzinsphase, birgt auf längere Sicht aber auch Gefahren. Denn, wenn das so weiter geht, setzen wir damit mittelfristig die zweite und dritte Säule der privaten Altersvorsoge aufs Spiel.

Der Niedrigzins hat auch enorme Auswirkungen auf die reale Wirtschaft. Das sieht man jetzt schon bei den akuten Problemen mit den Pensionsrückstellungen der großen – sonst sehr kapitalkräftigen - Unternehmen. Meiner Meinung nach müssen Banken und Versicherer jetzt der Politik deutlich machen, wo wir stehen. Wir müssen auch öffentlich mit Nachdruck klar machen, dass es so nicht weitergehen kann. Herr Dr. von Bomhard von der Munich Re hat das in wünschenswerter Intensität getan.

bocquel-news: Die Vorzüge und das ‚Andersein‘ der Ideal UniversalLife haben wir in früheren Berichten bereits hervorgehoben – siehe „IDEAL UniversalLife” stellt alles auf den Kopf. Noch vor dem Start der UniversalLife hat die Ideal Lebensversicherung für ihre Kunden mit 3,7 Prozent die höchste laufende Verzinsung für das Jahr 2016 angesagt. Ein Zeichen, dass Sie sich das leisten können. Wie geht es der Ideal Versicherungsgruppe insgesamt?  

Rainer M. Jacobus: Zufriedenstellend! Die Ideal Lebensversicherung a.G. hat aufgrund des guten Geschäftsverlaufs für das Jahr 2016 eine Überschussbeteiligung mit einem laufenden Zinsüberschuss inklusive Garantiezins von 3,7 Prozent deklariert. Diese Überschussbeteiligung wird in den klassischen Produkten, unter anderem bei der Ideal PflegeRente, wo wir Marktführer sind, um einen Schlussüberschuss von 0,7 Prozent ergänzt. Über die verschiedenen Produkte und die unterschiedlichen Vertragskonstellationen betrachtet, bietet die Ideal ihren Versicherungsnehmern damit eine attraktive Gesamtverzinsung von bis zu 4,4 Prozent.

Insgesamt sind wir in den letzten Jahren immer gegen den Branchentrend gewachsen - vor allem im Geschäft gegen laufenden Beitrag – allerdings ausschließlich in den klassischen biometrischen Produkten. Das insgesamt positive Neugeschäftsergebnis spiegelte sich auch in der Bestandsentwicklung wider. Die Ideal Lebensversicherung a.G. verwaltete am 31. Dezember 2015 einen Bestand von 587.089 (Vorjahr 581.558) Versicherungsverträgen. Der laufende Jahresbeitrag betrug 167,5 (Vorjahr 160,0) Millionen Euro. Die Versicherungssumme stieg auf mehr als 13,5 (Vorjahr 12,5) Milliarden Euro.

Erneut bei zahlreichen Ratings beste Noten erhalten
Stolz sind wir, dass unsere Produkte auch im Geschäftsjahr 2015 wieder bei zahlreichen Ratings beste Noten erhielten. Als eines von vielen Beispielen nenne ich hier das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), das anhand von bis zu 69 Kriterien die Pflegerententarife der Kategorie „Exklusiv“ analysierte. Im Ergebnis erhielt die Ideal sowohl für den Tarif gegen laufende Beitragszahlung als auch für den gegen Einmalbeitrag die Höchstwertung ein „exzellent“.

Unsere sinkenden Storno-Quoten im letzten Jahr – etwa die Bestandsstorno-Quote mit 1,9 (Vorjahr 2,1) Prozent nach Anzahl und 3 (Vorjahr 3,4) Prozent nach laufendem Beitrag - blieben wieder deutlich unter dem Branchenschnitt. Diese Zahlen sprechen meiner Meinung nach für sich.

bocquel-news: Im Markt gelten Sie als  d e r  Senioren-Versicherer – und zwar nicht nur in der Lebens- und Rentenversicherung, sondern auch Im Bereich Schaden/Unfall. Wie läuft das Geschäft darin bei der Ideal Versicherung AG?

Rainer M. Jacobus: Abgesehen von der schlechten Schadenentwicklung in Rechtsschutz blicken wir auch hier erneut auf eine ordentliche Geschäftsentwicklung. Insgesamt verzeichneten wir 2015 bei der Ideal Versicherung AG eine Steigerung der Bestände und der Beitragseinnahmen. Mit Steigerungen von 4 Prozent nach Anzahl der Versicherungsverträge und 5,4 Prozent nach laufendem Jahresbeitrag setzte sich damit das Bestandswachstum der letzten Jahre aufgrund des guten Neugeschäfts fort, unsere Planwerte wurden dagegen, auch wegen Prämienerhöhungen im Neugeschäft, nicht erreicht.

Man merkt aber deutlich, dass die Luft vertrieblich dünner wird. Durch die Hinwendung vieler Vertriebspartner zum Sachgeschäft, geraten Prämien und Bedingungen unter Druck.

Unsere gezielt auf die Kundengruppe der Senioren ausgerichteten Produkte wurden auch im Geschäftsjahr 2015 wieder mit Siegeln und Auszeichnungen gewürdigt. Die Ratingagentur [ascore] Das Scoring GmbH bescheinigte beispielsweise den Ideal Produkten PrivatHaftpflicht, HundehalterHaftpflicht, HausRat sowie RechtSchutz wiederholt die Ratingnote „ausgezeichnet“.

bocquel-news: Die meisten der Ideal Versicherungsprodukte kann man erst ab Alter 40 abschließen. Gibt es Ausnahmen?

Rainer M. Jacobus: Ja, mit der Produktlinie ‚superia PflegeSchutz‘ sprechen wir auch die Jüngeren an. ‚superia‘ umfasst die gleichen Leistungen wie die Ideal PflegeRente. Den ‚superia PflegeSchutz‘ kann man jedoch bereits ab einem Eintrittsalter von 18 Jahren abschließen – alles andere ist wie gehabt: lebenslanger Versicherungsschutz für den Fall der Pflegebedürftigkeit. Die Ideal UniversalLife gibt es ebenfalls ab dem 18. Lebensjahr.

bocquel-news: Apropos Innovation - können wir auch dieses Jahr mit einem neuen Produkt „made by IDEAL“ rechnen?

Rainer M. Jacobus: Natürlich denken wir auch weiterhin über innovative Produkte nach, aber nicht nur. Wir werden auf jeden Fall selektiv Lösungen auf den Markt bringen, die zu uns passen. Am 1. März 2017 führen wir eine Krebs-Police ein, die dem Bedarf der Bundesbürger entspricht. Weitere Entwicklungen sind jedoch noch nicht spruchreif.

bocquel-news: Sie lassen inzwischen auch die Jugend an entscheidenden Schnittstellen im Management, etwa in der Öffentlichkeitsarbeit und im Marketing der Ideal Versicherungsgruppe, mit ans Ruder. Steht ein Wandel Ihrer Unternehmenskultur an?

„Unsere guten Produkte progressiver – vielleicht auch provokanter – vermarkten“
Rainer M. Jacobus:
Das hat weniger mit einer neuen Unternehmenskultur zu tun, denn unser Management ist, unter „Seniorengesichtspunkten“ betrachtet, jung. Wenn wir jetzt auch junge Mitarbeiter im Unternehmen verantwortlich einbeziehen, liegt das an dem Umstand, dass junge Leute einen ganz anderen Zugang zur digitalen Welt und den sozialen Medien haben.

Das hat auch etwas mit der Vermarktung unserer Versicherungsprodukte zu tun. Die Versicherungsindustrie muss raus aus der Defensive. Wir müssen unsere guten Produkte progressiver – vielleicht auch provokanter – vermarkten. Für Ideen dazu sind die jungen Leute im Team geradezu prädestiniert.

bocquel-news: Marketing und Werbung sind eine Seite der Medaille. Welche Rollen spielen die modernen Technologien etwa in Sachen Digitalisierung bei der Ideal Versicherungsgruppe?

Rainer M. Jacobus: Den Vertriebspartnern wird über die Internetplattform IPOS eine moderne Informations- und Kommunikationsplattform angeboten, über die nicht nur die Kommunikation zwischen Vertriebspartnern und den fachspezialisierten Mitarbeitern der Ideal, sondern auch die Angebotsberechnung und vor allem die digitale Einreichung von Anträgen erfolgen kann. Hier fühlen wir uns gut aufgestellt und hier wird auch ständig weiterentwickelt. Sie haben darüber bereits im Jahr 2012 berichtet (Vertriebspartner werden elektronisch aufgerüstet).

Hier erledigen wir beispielsweise die Policierung schnell und effizient, in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach Antragseingang. Insgesamt lag der Anteil digital eingereichter Anträge am gesamten Antragsaufkommen im Jahr 2015 bei rund 80 Prozent über alle Sparten. Diesen Ideal-typischen Vorteil nutzten vergangenes Jahr 10.285 freie Vertriebspartner.

bocquel-news: Ein anderes Reizwort in Ihrem Haus scheint der Begriff „InsurTech“ zu sein. Erst in diesem April hat die Ideal Versicherungsgruppe die Verbindung zu mehreren FinTechs gekappt. Was war denn hier der Grund?

Rainer M. Jacobus: Für mich sind InsurTechs Versicherungsmakler, für die alle gesetzlichen Rahmenbedingungen ohne jeden Abstrich gelten. Als Korrespondenzmakler müssen wir sie akzeptieren, doch ich sehe für die InsurTechs derzeit noch keine Neugeschäftsperspektiven. Wir arbeiten erst wieder mit diesen Start Ups, wenn alle gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere im Beratungsumfeld, vollumfassend erfüllt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass wir einen Wettbewerb auf Augenhöhe zwischen Vergleichsportalen, InsurTechs und den konventionell arbeitenden Versicherungsmaklern haben.

Das Interview führte Ellen Bocquel.

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