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Öko-Test greift LV-Politik der Garantieleistungen an

29. Januar 2015 - Die Lebensversicherer würden ihre Kunden bei den Überschüssen bald auf Null-Diät setzen wollen, heißt es im Februar-Heft von Öko-Test. Man fragt sich, ob die "Finanzierung und Gegenfinanzierung der Zinszusatzreserve" gegenüber Kunden rechtlich zulässig sei?

Lebens- und Rentenversicherer klagen derzeit bitter über die anhaltende Niedrigzinsphase. Mit einer Analyse im aktuellen Öko-Test-Heft (Februar 2015 – www.oekotest.de) soll der Beweis angetreten werden, dass die Branche weiterhin gute Gewinne einfährt. Der Vorwurf der Öko-Test-Redaktion: Die LV-Branche verbirgt ihre Gewinne geschickt. „Nur von den Kunden fordert sie Verzicht. Zu Recht?“ fragen die Autoren der Studie provokativ. Im Jammern seien die Versicherer echte Weltmeister, heißt es in dem Artikel weiter. Das Redaktions-Team von Öko-Test wollte es in der aktuellen Februar-Ausgabe nun genau wissen und hat eigenen Angaben zufolge einen Blick in die Bilanzen von 66 deutschen Lebensversicherern geworfen. Das Verbrauchermagazin habe außerdem recherchiert, ob „Kunden wie vorgeschrieben an den Gewinnen beteiligt oder stattdessen zur Kasse gebeten werden“.

Von einer Notlage der Branche keine Spur?
Dabei zeigte sich laut Öko-Test, dass von einer Notlage der Branche nach wie vor nicht die geringste Spur zu sehen sei. Im Gegenteil: Den Angaben zufolge brummt bislang das Neugeschäft, 2013 sind demnach die Beitragseinnahmen sogar stärker gestiegen als noch im Vorjahr; und die Kapitalanlagen, in denen umgerechnet immer noch 68,8 Milliarden Euro an stillen Reserven stecken, werfen laut Öko-Test-Bericht geradezu traumhafte Gewinne ab. Mit durchschnittlich 4,49 Prozent sei die Nettoverzinsung aus Kapitalanlagen nicht nur üppig, sondern seit Jahren auch erstaunlich stabil. „Die Versicherer haben also keine Probleme, ihre Garantieleistungen zu erbringen. Sie könnten den Kunden vielmehr auch noch ordentliche Überschüsse gewähren“, so das Zitat in dem Verbraucher-Magazin.

Das hingegen entspreche nicht der Realität, heißt es in dem Bericht weiter. Vielmehr geht die Beteiligung der Kunden an den Überschüssen immer weiter zurück. (Anmerkung der bocquel-news: Wie die Überschuss-Deklarationen der Lebensvericherer aussieht, lesen Sie im Bericht Ein Lebensversicherer mit einer "4" vor dem Komma). 

Beteiligung am Rohgewinn nur noch bei 63,47 Prozent
Statt wie früher zu 90 Prozent am Rohgewinn beteiligt zu werden, liegt die Quote laut Öko-Test jetzt im Schnitt nur noch bei 63,47 Prozent, bei einzelnen Versicherern sogar unter 40 Prozent. Ein Grund dafür sei die Zinszusatzreserve. (Höchstrechnungszins mit Beitragsrendite verwechselt + Das Damoklesschwert des Höchstrechnungszinses).

Die Zinszusatzreserve müssen die Versicherer bilden, um ihre Garantieleistungen auch im Fall einer extrem langanhaltenden Niedrigzinsphase weiter erfüllen zu können. Finanzieren lassen sich die Versicherer laut Öko-Test den Aufbau dieses Reservepuffers aber von den Kunden. Die müssten dafür erst einmal kräftig auf Überschüsse verzichten. Demnach sind 2013 im Schnitt bereits knapp 30 Prozent vom gesamten Rohgewinn für den Aufbau der Zinszusatzreserve draufgegangen, schreibt der Öko-Test-Autor.

Genau das sei aber in Österreich verboten. Dort müssen die Versicherer dem Vernehmen nach zwar ebenfalls eine Zinszusatzreserve bilden; die dürfe aber nicht zu Lasten der Überschussbeteiligung der Kunden gehen. Österreichs Versicherer müssen sie demnach allein aus Unternehmensmitteln stemmen.

Eine immer dickere Scheibe vom Gewinnkuchen?
Hierzulande würden sich die Versicherer selbst dagegen eine immer dickere Scheibe vom Gewinnkuchen abschneiden und nur die Kunden auf radikale Zins-Diät setzen. Mehr noch: Der einzelne Kunde habe nicht einmal die Gewähr, dass er von dem Geld jemals etwas wieder sehe. „Dabei handelt es sich nicht um Peanuts“, so der Öko-Test-Autor. Per Ende 2014 liegen seinen Angaben zufolge insgesamt bereits rund 20 Milliarden Euro in diesem Reservetopf. Tendenz: stark steigend.

"Finanzierung und Gegenfinanzierung der Zinszusatzreserve"
Das werfe die Frage auf, ob diese Form der "Finanzierung und Gegenfinanzierung der Zinszusatzreserve", wie es die LV-Branche nennt, mit Blick auf die Kundenverträge rechtlich überhaupt zulässig sei. Der Bund der Versicherten (www.bundderversicherten.de) erwägt jedenfalls, Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Aufsichtsbehörde BaFin (www.bafin.de) einzureichen.

Das Öko-Test-Magazin Februar 2015 gibt es für 4,50 Euro ab dem 30. Januar 2015 im Zeitschriftenhandel. (-el / www.bocquel-news.de)

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