18. August 2014 - Prämienerhöhungen für die Gebäude-Versicherung sind derzeit bei der LVM Versicherung nicht geplant, obwohl die Sturmtiefs „Ela“ und „Quintia“ riesige Schäden anrichteten. Allerdings will die LVM zu diesem Thema noch den weiteren Jahresverlauf abwarten.
Das Thema Gebäude- und gebundene Wohngebäude-Versicherung rückt angesichts der gemeldeten Schäden, die in den letzten drei Monaten durch die Sturmtiefs „Ela“ (Pfingsten 2014) und „Quintia“ (vom 28. Bis 30. Juli 2014) in Mitteleuropa entstanden, in den Fokus. Zuletzt wurde unter anderem der Landstrich in und um Münster sowie Greven besonders heftig heimgesucht. Nach dem verheerenden Unwetter bestätigen sich die ersten Prognosen: Tief Quintia hat der LVM Versicherung (www.lvm.de) bundesweit annähernd 5.000 Schäden in Höhe von insgesamt mehr als 15 Millionen Euro beschert. Regional konzentrieren sich die Schäden vor allem auf das Münsterland. „Größtenteils wurden Elementarschäden im Wohngebäude- und Hausratbereich gemeldet“, sagte Heinz Gressel (Foto: LVM), Abteilungsleiter Sachversicherung, am Freitag bei einem Pressegespräch in den Räumen der LVM Versicherung in Münster.
Besonders stark getroffen hat es die westfälischen Städte Münster und Greven. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf Sachschäden. In Münster haben rund 1.400 LVM-Versicherte ihre Sachversicherung beansprucht und erhalten im Schnitt 5.350 Euro. Dies bedeutet einen Gesamtaufwand von circa 7,5 Millionen Euro für die LVM Versicherung. Aus Greven haben 256 LVM-Kunden bereits Schäden angemeldet, die mit durchschnittlich 3.870 Euro etwas geringer als in Münster ausfallen (Gesamtaufwand: 991.340 Euro). Beim LVM-Sachversicherer rechnet man damit, dass bundesweit noch rund 700 Schäden von betroffenen Kunden nachgemeldet werden. Diese eingerechnet weist die Quintia-Bilanz über 4.500 Sachschäden bundesweit mit einer Schadenshöhe von 13,5 Millionen Euro aus (Heftige Unwetterschäden, Kooperation & Anteilskauf http://www.bocquel-news.de//pages/News.6.8322.php).
Der Abschluss einer Wohngebäude-Versicherung ist für Eigentümer einer Immobilie quasi ein "Muss". Nicht nur wenn ein Feuer das Haus zerstört, ein Blitz einschlägt oder Leitungswasser den Keller voll laufen lässt, ist durch die Wohngebäude-Versicherung der finanzielle Schaden abgedeckt, sondern auch wenn Sturm, Hagel und Starkregen für Verwüstung sorgen. Dann könnte es nämlich richtig teuer werden, wie die aktuellen Schaden-Zahlen der LVM zeigen. Hier biete die LVM-Wohngebäude-Versicherung einen sicheren Basisschutz für Immobilienbesitzer, heißt es in Münster.
Der Versicherungsumfang gegen Feuer- und Leitungswasser-Schäden sollte auch auf die Risiken aus Sturm/Hagel und weitere Elementargefahren ausgeweitet werden. Die Police enthält diverse Kostenpositionen für den Versicherungsschutz
So nennt die LVM auch zusätzlich zu versicherte Sachen wie etwa Garagen und - sofern angegeben - Gartenhäuser aus Holz, Stahlblech oder Kunststoff bis 10.000 Euro sowie Gebäudezubehör. Darunter versteht man bei der LVM beispielsweise Müllboxen, Mülltonnen oder Klingel- und Briefkastenanlagen bis zur Versicherungssumme. Auch bauliche Grundstücksbestandteile wie etwa die Gartenbeleuchtung, Mauern, Zäune oder Hundehütten bis zur Versicherungssumme.
„Wir haben unsere Leistungspalette erweitert“, sagt der LVM-Experte. So werde im Basispaket (VGB 2012) bis zu einer Schadenshöhe von 10.000 Euro keinen Abzug vorgenommen, wenn der Schaden durch leichtsinniges Verhalten eingetreten ist.
Im Versicherungsfall werden entweder die Reparaturkosten bei einem Teilschaden oder, sofern ein Totalschaden vorliegt, die Kosten für einen Neuaufbau erstattet. Damit der Kunde ausreichend abgesichert ist, sei die Ermittlung der richtigen Versicherungssumme wichtig. Sie ist abhängig von Größe, Ausstattung und Ausbau des Gebäudes. Wenn sie sachgemäß festgelegt wurde, gewährt die LVM eigenen Angaben zufolge den Unterversicherungsverzicht. Das bedeutet beispielsweise im Totalschadensfall, dass der Kunde ein Haus gleicher Art und Güte ohne Summenbegrenzung wiederaufbauen kann.
"Unwetter wie Quinita belegen erneut die Wichtigkeit einer Elementarschaden-Versicherung. Auch in vermeintlich 'ruhigen' Gegenden, fernab von Bächen und Flüssen, kann es bei Starkregen zu Schadensereignissen kommen, die ganze Existenzen bedrohen", sagte Heinz Gressel. Bundesweit liegt die Einschluss-Quote für Elementarschaden-Versicherungen der LVM-Kunden bei nur 26 Prozent in der Wohngebäude-Versicherung und bei 19 Prozent in der Hausrat-Versicherung. "Zu niedrig", findet Heinz Gressel. Darum führe der Versicherer auch regelmäßige Elementaraktionen für seine Kunden durch.
Um es gleich vorweg zu sagen: „Ela“ und „Quintia“ kosten die LVM Versicherung voraussichtlich 15 Millionen Euro. Dennoch sei Prämienerhöhungen für die Gebäude-Versicherung für das Jahr 2015 „derzeit sei nichts geplant“. Allerdings gelte es noch den weiteren Jahresverlauf abzuwarten. Um die Zahlen ins richtige Verhältnis zu setzen, reicht ein Blick auf den Bereich „Verbundene Wohngebäudeversicherung“ bei der LVM für das Jahr 2013, als ebenfalls Unwetter die Schadenbilanz verhagelten. Der Vertragsbestand wird mit 560.000 Stück angegeben, die Beitragseinnahmen mit 175,4 Millionen Euro. 2013 waren rund 65.000 Schadenfälle zur Gebäude-Versicherung in der LVM-Hauptverwaltung in Münster eingegangen. Die durchschnittliche Schadenhöhe wurde mit 2.270 Euro je Schaden errechnet.
Schon jetzt sind nach „Quintia“ weit mehr als doppelt so viele Sachschäden in Münster gemeldet worden, wie sie das Unwetter „Ela“ in der westfälischen Metropole an Pfingsten hervorgerufen hatte. Der Schadenaufwand durch das Juli-Unwetter „Quintia“ sei dabei bereits zehnmal so hoch wie durch „Ela“. Auch die Zahl der beschädigten Fahrzeuge von LVM-Kunden in Münster liegt demnach doppelt so hoch wie bei „Ela“. „Der Kostenaufwand von Quintia übersteigt im Kfz-Bereich den von Ela in Münster um das Dreifache“, sagte Gressel.
Nicht alle Schäden fielen in den Bereich der gebundenen Wohngebäude- inklusive Elementarschaden-Versicherung „Aktuell haben LVM-Kunden 345 Kraftfahrt-Schäden gemeldet“, sagte der LVM-Experte Gressel. 172 Schäden dieser Schäden entfielen seinen Angaben zufolge auf Münster, 48 auf Greven. Als gute Nachricht für die Betroffenen teilte Gressel mit: „Ein Drittel der Schäden ist bereits reguliert.“ Die Experten der LVM rechnen damit, dass nur noch wenige weitere Schäden gemeldet werden. Sie gehen von insgesamt unter 400 Kfz-Schäden mit einem Aufwand von circa 2 Millionen Euro aus.
Enormer Einsatz zur Organisation der Gebäudetrocknung
Seit „Quintia“ über Münster und Greven hinwegfegte, wird bei LVM und vor allem in den Schaden- und Leistungsbereichen auf Hochtouren gearbeitet. So sind heute – circa zwei Wochen nach dem wolkenbruchartigen Starkregen schon mehr als 20 Prozent der bisher gemeldeten Schäden komplett erledigt.
Mehr geht nicht, weil viele Keller leergepumpt werden mussten, was aber innerhalb weniger Tage erledigt wurde. Anders als bei Überschwemmungsschäden durch Flüsse kann beispielsweise im Münsterland häufig eine Trocknung erst nach mehreren Tagen – nach Abfluss des Wassers – erfolgen.
Was die zügige Bearbeitung sowie die Leistungen im Schaden- beziehungsweise Versicherungsfall betrifft, machen es Kunden den Versicherern häufig nicht einfach. LVM-Experte Benedikt Hoffschulte (Foto: LVM) wies in dem Pressegespräch darauf hin, dass man so kurzfristig wie möglich den Versicherer – oder wie bei der LVM einen der mehr als 2.200 Vertrauensleute des Versicherers - über den Eintritt des Schadens informieren sollte, damit „wir die mögliche Unterstützung kurzfristig einleiten können.“
Für den Gebäude-Versicherer ist es wichtig, dass der Kunde in Fotos den Umfang der Beschädigungen dokumentiert. Dabei sollten vom Schaden betroffene Gegenstände nur entsorgt werden, wenn das zuvor mit der LVM abgestimmt wurde. Wenn der Versicherungsnehmer dann noch Belege zu den vom Schaden betroffenen Sachen (beispielsweise Anschaffungsrechnungen) einreichen kann, ist er auf der sicheren Seite. Solche Belege dienen als Grundlage zur Berechnung Entschädigungsleistung des Versicherers.
Sofortmaßnahme im Schadenfall
Als Sofortmaßnahme sollte aber zunächst der Zulauf weiterer Wassermengen verhindert werden, indem möglicherweise vorhandene Rückstauklappen und Öffnungen vorübergehend geschlossen werden, durch die das Wasser eindringen könnte. Wenn möglich, sollte auch mit dem Abpumpen des Wassers in den beschädigten Räumen begonnen werden. Wenn die Wassermassen sich durch eigenes Abpumpen nicht bewältigen lassen, sollte man den Notruf der Feuerwehr melden – und sich auf keinen Fall selbst in Lebensgefahr begeben. Wenn die Wassermassen abgeleitet werden konnten, sollte das Gebäude ausreichend belüftet werden. Betroffener Hausrat und Möbel könnten gegebenenfalls aufgebockt und/oder ins Trockene gestellt werden.
„Häufig technische Trocknung erforderlich“
„Sofern das Wasser mehrere Zentimeter im Gebäude stand, ist eine technische Trocknung zur Vermeidung von Folgeschäden häufig erforderlich“, machte Hoffschulte deutlich. Hier bietet die LVM Hilfestellung, indem sie durch die Zusammenarbeit mit professionellen und qualitätsgeprüften Partnerunternehmen eine Feuchtigkeitsmessung veranlasst. Diese Partner beurteilen die Notwendigkeit einer technischen Trocknung. Nach Einleitung der Trocknungsmaßnahmen arbeiten die Trocknungsfirmen in der Regel mit Abtretungserklärungen. Hier ist die Unterschrift des Geschädigten erforderlich, da er als Auftraggeber auftritt, aber eine Abrechnung der Kosten direkt mit der LVM erfolgen soll. Die Trocknungsfirmen übermitteln der LVM mit der Rechnung Informationen zum Stromverbrauch, deren Kosten in die Entschädigungsleistung des Versicherungsnehmers einfließen.
„In der Regel werden drei Kooperationspartner zur Trocknung in Münster von uns eingesetzt; bisher war dies ausreichend“, sagte Hofschulte. Diesmal mussten weitere sechs Betriebe aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland zu Hilfe geholt und eingesetzt werden. Bei einigen dieser Betriebe musste die Mitarbeiterzahl verfünffacht werden, um den Schäden möglichst schnell beizukommen.
Die Versicherer und ZÜRS
Schließlich wiesen die LVM-Experten im Gespräch mit den Journalisten darauf hin, dass der GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherer (www.gdv.de) in Zusammenarbeit mit Fachleuten ein sogenanntes Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (ZÜRS) entwickelt hat (ZÜRS-Portal unterstützt Präventionsmaßnahmen http://www.bocquel-news.de/pages/News.6.7242.php). Dabei handelt es sich um ein grafisches Informationssystem, um das Naturrisiko Hochwasser risikogerecht kalkulieren zu können. Aufgrund von „ZÜRS Geo“ sind heute nahezu 99 Prozent der Gebäude in Deutschland problemlos gegen Überschwemmung versicherbar. Allerdings sei eine entsprechende Versicherungsdichte noch bei weitem nicht festzustellen.
Diverse Präventionsmaßnahmen
Seit der ersten Zürs-Geo-Version 2001 wurden bis heute mehr als 20 Millionen Hauskoordinaten in das System eingespeist, rund 200.000 Kilometer Fließgewässer in das System integriert und Überschwemmungsdaten bei mehr als 200 Wasserwirtschaftsbehörden in allen Bundesländern gesammelt. Die Präventionsmaßnahmen greifen immer stärker. Bei Sturmtiefs wie „Ela“ und „Quintia“ kann man sich allerdings nicht nur auf ZÜRS stützen. Die Experten der LVM Versicherung erarbeiten deshalb mit ihren Kunden vor Ort diverse Präventionsmaßnahmen, damit auch bei Starkregen Schlimmeres verhindert werden kann. (db / www.bocquel-news.de)
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