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Neuer Konzern-Chef will Spitzengewinn halten

14. Februar 2013 - 2012 ist für die Nürnberger Versicherungsgruppe aufgrund von Kapitalanlageeffekten sehr gut gelaufen. Im Interview mit den bocquel-news spricht Dr. Arnim Zitzmann, seit Jahresbeginn Konzern-Chef der Nürnberger, über Erfolge und Probleme der Versicherer.

Dr. Armin Zitzmann Dr. Armin Zitzmann (Foto) rechnet für das Geschäftsjahr 2013 der Nürnberger Versicherungsgruppe (www.nuernberger.de) mit einem Ergebnis vor Steuern, das in etwa auf demselben Niveau wie 2012 liege. Nach einem Sprung beim Vorsteuergewinn im vergangenen Jahr soll im laufenden Geschäftsjahr das Rekordniveau gehalten werden. "Wir haben in den vergangenen Jahren das Ergebnis vor Steuern kontinuierlich gesteigert. Ich glaube nicht, dass uns das dieses Jahr wieder gelingt."

In einem Gespräch mit den bocquel-news ließ sich der 52-jährige quasi frischgebackene Konzern-Chef ein wenig in die Karten schauen. „Nomen est Omen" - der Begriff „Nürnberger" begleitet den gebürtigen Nürnberger nun schon sein ganzes Leben. Sein Vater leitete eine Generalagentur der Nürnberger, die inzwischen sein Bruder übernommen hat. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Erlangen/Nürnberg promovierte Zitzmann bei gleichzeitiger Berufstätigkeit im Verkauf von Finanzdienstleistungen im gehobenen Privatkundengeschäft. 1993 startete er schließlich in leitender Funktion im Vertrieb der Nürnberger Gruppe durch. Mitglied der Vorstände ist er seit 1999. Und zum Jahresbeginn 2013 wurde Armin Zitzmann zum Vorsitzenden des Vorstands der Nürnberger Beteiligungs-Aktiengesellschaft, der Dachgesellschaft der Gruppe berufen. Er trat die Nachfolge von Dr. Werner Rupp an, der sich Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand verabschiedet hatte.

Die ersten hundert Tage als Chef der Nürnberger Versicherungsgruppe sind für Armin Zitzmann noch nicht verstrichen. Da er aber davor schon zwanzig Jahre in leitenden Positionen bei der Nürnberger tätig war, kann er die neue Verantwortung sehr gut einschätzen. Gefragt, ob er zeitnah Änderungen einführe wolle, beantwortete er mit nein.

Armin Zitzmann lässt im Gespräch wissen, dass er für Änderungen - und schon gar für radikale Änderungen - derzeit keine Veranlassung sieht. Natürlich würde fast jeder in einer neue Position die Schwerpunkte anders setzen. Da aber die Nürnberger bisher sehr erfolgreich sei, in dem was sie tut, bestehe für ihn kein Änderungsbedarf. „Das zu erhalten und weiter auszubauen, ist mir wichtig."

Weiter weist er darauf hin, dass die Langfristigkeit der Verträge Kontinuität verlange. Die Gewichtungen im Versicherungsgeschäft würden sich nur langsam verändern. Er sei zufrieden, dass die Nürnberger eine so gute Positionierung im Markt haben, die er weiter bewahren wolle.

Welche Herausforderungen gilt es für Zitzmann, derzeit als erstes in Angriff zu nehmen? Gehört dazu auch„Solvency II" mit neuen Solvabilitätsvorschriften für die Eigenmittelausstattung der Versicherungsunternehmen?

Bei Solvency II sieht Armin Zitzmann die größte Herausforderung in der ständigen Verschiebung des Einführungsdatums. Das bisher bekannte Solvency-II-Modell wäre für die Nürnberger von Vorteil. Im Produktspektrum der Nürnberger Leben gibt es viele fondsgebundene Produkte. Wenn die Eigenkapital-Vorschriften nach den bisher bekannten Plänen zu Solvency II realisiert würden, stünde die Nürnberger besser da.

Eine weitere nicht unerhebliche Herausforderung, vor die Solvency II die Versicherer stelle, sei nicht nur die Komplexität des Themas, sondern die Vielzahl der Daten, die unterjährig monatlich oder vierteljährlich der Finanzaufsichtsbehörde BaFin überlassen werden sollen. Wer sollte das denn bearbeiten? Das sei kaum zu schaffen.

Die BaFin-Chefin Elke König möchte Teile der um Jahre verschobenen neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen für Versicherer auf das Jahr 2014 vorziehen. Das will Armin Zitzmann nur bedingt unterstützen. Das könnte nämlich den enormen Verwaltungsaufwand noch vergrößern. Aber sonst hätte er nichts dagegen einzuwenden.

An dem Geschäftsmodell der Nürnberger Versicherungen müsste durch Solvency II nichts verändert werden. Man habe sich in Nürnberg regelmäßig an den Auswirkungsstudien des GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de), den sogenannten „QIS", beteiligt. Auch die letzte „QIS6" sei zufriedenstellend gewesen. Die Nürnberger Gruppe sei jederzeit in der Lage, die relevanten Daten ihres internen Risikomodells der Aufsicht vorzeitig zu übermitteln.

Auf den Verlauf des Geschäftsjahres 2012 werde an dieser Stelle nicht weiter eingegangen, da die offiziellen Zahlen noch nicht vorliegen, ihre Veröffentlichung aber in Bälde anstehe. Was den Bereich Lebensversicherung angeht, sorgt die andauernde Niedrigzinsphase für kritische Auseinandersetzungen. Derzeit sorgt vor allem eine vom GDV dringend geforderte gesetzliche Neuregelung zur Beteiligung der Kunden an den Bewertungsreserven für Schlagzeilen - siehe auch "GDV fordert neues Gesetz für Bewertungsreserven". Kann der Nürnberger Vorstandsvorsitzende  einen Trend ausmachen, wie und ob die Auseinandersetzungen enden werden?

Bei der Kritik an den Bewertungsreserven der Lebensversicherer gehe es vor allem um das niedrige Zinsniveau, erklärt Armin Zitzmann. Das würde sich aber so schnell nicht ändern. Die beiden zur Gruppe gehörenden Gesellschaften, Nürnberger Lebensversicherung AG und Nürnberger Beamten Lebensversicherung AG, fahren Unternehmensangaben zufolge eine vorsichtige Anlagepolitik. Die niedrigen Zinsen bei festverzinslichen Wertpapieren und Staatsanleihen sind laut Armin Zitzmann derzeit aus anlagepolitischer Sicht eine Luftnummer.

Bei jetzt auslaufenden LV-Verträgen bekommt ein relativ kleiner Teil der Lebensversicherungs-Kunden viel zu hohe Auszahlungen, das heißt sie erhalten am Ende ihres Vertrages zusätzlich zur Versicherungssumme und Überschussbeteiligung sogenannte Bewertungsreserven ausbezahlt, die der Versicherer dem Kunden beim Vertragsabschluss garantiert hatte. Zur Absicherung dieser Garantien setzen die Versicherungskonzerne vor allem auf festverzinsliche Wertpapiere. Vor Jahren warfen sie deutlich höhere Zinsen ab als heute. Wenn die Regelung so bleibe, gehe das zu Lasten des Kollektivs aller Versicherten. Für die Masse sei das sehr zum Nachteil.

Wie und wann die Entscheidung für eine neue gesetzliche Grundlage fallen wird, vermag Armin Zitzmann auch nicht zu sagen - ob das noch vor der Bundestagswahl im September geschehen würde, sei ungewiss.

Nürnberger „Business-Tower 

     In Nürnberg heißt das riesige

     Hauptverwaltungsgebäude der

     Nürnberger schlicht „Business-

     Tower".

     Es wurde 1999 fertig gestellt

     - in dem Jahr, als Armin

     Zitzmann Vorstandsmitglied

     wurde.


Die Probleme wegen der niedrigeren Rendite haben - laut Armin Zitzmann - nicht die Versicherer ins Gespräch gebracht. Das sei vielmehr ein Phänomen, das medialisch immer mehr Oberwasser bekomme. Und trotz aller kontroverser Diskussionen gehe wahrscheinlich erstmal alles weiter wie bisher.

Fondsgebundene Produkte spielen in der Produktwelt der Nürnberger eine große Rolle. Die Nürnberger war es auch, die als erste hierzulande mit einer fondsgebundenen Versicherung an den Markt ging. Gefragt nach dem prozentualen Anteil der Fonds-Produkte versus andere Produkt-Lösungen macht der Konzern-Chef eine deutliche Ansage und erklärt auch, ob bei den Produkten der Assekuranzen noch  Innovationen möglich sind?

Das Fondsgeschäft macht bei den Nürnberger Lebensversicherern ein Drittel des Gesamten aus. Weiter gibt es zu je einem Drittel konservative Produkte und Mischprodukte (wie etwa BU-Policen) im Portefeuille der Nürnberger.

Die Nürnberger versteht sich als ein starker BU-Versicherer. Als zweit größter BU-Versicherer in Deutschland mit sehr guten Ratings will der Versicherer auch dem Anspruch auf innovative Produkte gerecht werden. Das habe man beispielsweise bei der Police "HandwerkerSchutz" bewiesen. Dieser Tarif sei als Alternative für die „normale" private Berufsunfähigkeits-Versicherung auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet worden und laufe erfolgreich.

Innovativ ist man nach Auffassung von Dr. Zitzmann in Nürnberg bei der Entwicklung von Mischprodukten. Da werden zunächst konservativ ausgelegte Tarife der klassischen Vorsorge mit fondsgebundenen Lösungen kombiniert. Man werde auch weiterhin auf Produkte setzen, die kapitalmarktmäßig unterlegt sind; und dabei handele es sich natürlich zumeist auch um fondsgebundene Produkte.

Angesichts der heftigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten in den vergangenen Jahren seit 2001 bis jetzt ist die Bevölkerung sehr verunsichert, teilweise auch beim Abschluss fondsgebundener Versicherungen, wegen ihrer Affinität zu den Kapitalmärkten. Ist eine gewisse Zurückhaltung der Kunden bei fondsgebundenen Produkten der Nürnberger zu spüren? Hat der Vertrieb dadurch größere Schwierigkeiten, fondsgebundene Tarife zu vermitteln?

Armin Zitzmann berichtet, dass der Vertrieb der Nürnberger sich auch 2012 wieder einmal besser als der Markt entwickelt habe. Die Vermittler bieten beispielsweise Mischprodukte mit Mindestgarantieren an. Sie hätten das Konstrukt verstanden und könnten es dem Kunden gut erklären. Der Erfolg gebe ihnen recht.

Im Ranking der Lebensversicherer hierzulande belegt die Nürnberger Platz 8. Bei der Kfz-Versicherung zählen die Nürnberger zu den zwanzig großen Anbietern in Deutschland. Ob es in absehbarer Zeit Neues in der Auto-Versicherung entwickele, wurde der Konzern-Chef gefragt.

Aufgrund des sehr intensiven Preiskampfes in der Kfz-Versicherung bieten einige Versicherer viele Tarif-Varianten an, die die Transparenz des Produktes verwässern. Das beginnt dann beim Basis-Tarif, auf den unterschiedlich draufgesattelt werden könne. So etwas gebe es bei der Nürnberger nicht.

Die Kunden der Nürnberger seien Qualität gewohnt. Man biete in der Auto-Versicherung Produkte an, bei denen alle Tarif-Details vorhanden und transparent sind - und nicht nur der Mindeststandard.

Eine Vertriebsschiene der Nürnberger läuft über den Autohandel. Beispielsweise beteiligt sich die Versicherungsgruppe seit 1989 an der Dürkop-Gruppe. In ihren Autohäusern haben Vermittler der Nürnberger Büros. Da werden nach entsprechenden Schulungen nicht nur Kfz-Versicherungen verkauft, sondern teilweise auch das gesamte Produktpaket der Nürnberger vom Kunden abgeschlossen.

Gibt es Pläne, ob die Nürnberger mit Auto-Versicherungen ins Internet gehe, wird Armin Zitzmann gefragt.

Die Nürnberger Auto-Versicherungen werden nach Angaben des Konzern-Chef derzeit nicht über das Internet angeboten. Vielmehr setze man weiter auf den Absatz über die Autohäuser und vor allem auch auf die Generalagenturen der Nürnberger bundesweit.

Allerdings beobachten wir die Entwicklung des Internetmarktes sehr genau. Bisher sahen wir noch keinen Grund, uns da einzuschalten.

Es gebe Statistiken, wonach sich vor allem die jüngeren Autofahrer im Internet zwar informieren, doch die Abschlüsse  mehrheitlich auf konventionellem Weg tätigen.

Erfahrungswerten der Nürnberger zufolge habe sich im Schadenfall der direkte Draht zum Versicherer bewährt, heißt es. Nach einem Autounfall oder einem sonstigen Schaden am Kfz erhalten die Kunden über eine telefonische Hotline Tag und Nacht direkt von der Zentrale der Nürnberger verbindliche Auskünfte und Hilfestellung. Im nächsten Schritt erhalte der zuständige Vertriebler die Infos über den Schaden und die Bearbeitung. Die Mischung und das Zusammenspiel zwischen Zentrale und Außendienst sei für den Kunden geradezu ideal.

An einem Beispiel soll das deutlich werden: Im Jahr 2010 wurden bei der Nürnberger rund 83.000 Kaskoschäden gemeldet. 98 Prozent davon wurden von der Nürnberger im selben Jahr reguliert und bezahlt. Das lasse sich nur mit einer zentralen Erfassung der Schäden bewerkstelligen. (eb-db / www.bocquel-news.de)

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