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Konzepte und Kriterien

„Arbeitswelt Versicherung“ ist digital und innovativ

10. Oktober 2016 - Viel Brisanz lieferte das Thema „Arbeitswelt Versicherung – Wie arbeiten wir morgen?“ beim 11. Nordbayerische Versicherungstag. Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten über Klimawandel, Digitalisierung und immer mehr InsurTechs als besonders große Herausforderungen für die Branche.

Ein volles Haus und eine Vielfalt von Perspektiven rund um das Thema „Arbeitswelt Versicherung“: Beim Nordbayerische Versicherungstag vergangene Woche in Nürnberg wurde einmal mehr deutlich, dass in der Branche viel Bewegung ist.

In Zeiten des Umbruchs und der Umstrukturierungen gehören nicht nur die weiterhin anhaltende Niedrigzinsphase und ständig neue gesetzliche Reglementierungen auf EU-Ebene zu den größten Herausforderungen, sondern auch der Nachwuchsmangel an Fachkräften und im Vertrieb, die Technik und das Produktportfolio.

So wagte Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, einen Blick über den Tellerrand in seinem Vortrag zu Versicherungslösungen in der Entwicklungszusammenarbeit. „Durch den Klimawandel bedingte Umweltrisiken, wie Dürren oder Überschwemmungen, treffen häufig genau die Länder, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben", sagte Silberhorn. Bislang seien in den weltweit hundert ärmsten Ländern lediglich 3 Prozent der Bevölkerung mit Versicherungen gegen Risiken wie diese abgesichert.

„Wir müssen rechtzeitig Vorsorge treffen, um zu verhindern, dass Menschen im Unglücksfall auf einen Schlag ihre gesamte Existenzgrundlage verlieren. Klima-Risikoversicherungen, Agrar-Versicherungen und Versicherungen zur Existenzsicherung haben hier riesiges Potenzial", erklärte Silberhorn und warb dafür, das Produktportfolio der Versicherer entsprechend auszubauen.

Rasanter Veränderungsprozess in der Arbeitswelt
„Die Arbeitswelt befindet sich in einem rasanten und umfassenden Veränderungsprozess“, sagte Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability. Die Digitalisierung und Industrie 4.0, die Umgestaltung von Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodellen, die Globalisierung, der Beschleunigungs- und Komplexitätszuwachs sowie der Innovationsdruck bei gleichzeitigem Kostendruck als Wettbewerbstreiber - alle diese Entwicklungen beeinflussen heute und in Zukunft Arbeitgeber und Arbeitnehmer, erläuterte Rump. Ebenso verändere der gesellschaftliche Wertewandel, die Nachhaltigkeitsbestrebungen, die Individualisierung und Polarisierung der Arbeitsmärkte sowie der Fachkräfteengpass die Arbeitswelt. Besonders ins Gewicht fielen dabei der Mangel an Nachwuchs, buntere Belegschaften, die Alterung der Gesellschaft und der Belegschaften sowie die Verlängerung der Lebensarbeitszeiten.

Technologische und wirtschaftliche Innovationen werden, so Rump, nicht nur durch Prozess- und Strukturinnovationen begleitet. Vielmehr bedarf es auch Innovationen in der Führung und im Umgang mit Mitarbeitern, in der Gestaltung von Kooperation und Kommunikation sowie von Arbeitsplätzen und Arbeitsplatzbedingungen. Diese sozialen Innovationen seien notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit des Unternehmens auf einem hohen Niveau zu halten, resümierte die Professorin.

Auswirkungen auf Innendienst und Vertrieb
Auch der Versicherungsmarkt hat sich grundlegend verändert. Neben regulatorischen Vorgaben, der demografischen Entwicklung und der Niedrigzinsphase spielt insbesondere die Digitalisierung eine entscheidende Rolle, erklärte Dr. Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherungsgruppe (www.nuernberger.de). Die Digitalisierung sei dabei oftmals der Treiber für Innovation, sowohl bei Produkten als auch bei Prozessen. Für die Zukunftsfähigkeit von Versicherungsunternehmen ist ein in die Strategieentwicklung integriertes Innovationsmanagement von zentraler Bedeutung, sagte Zitzmann. „Ein Versicherungsunternehmen ist kein Startup und kann auch nicht so geführt werden. Aber die wertvollen, neuen Ideen und Ansätze der Startup-Unternehmen können uns helfen, schneller und kundenorientierter zu werden“, so der Vorstandsvorsitzende der Nürnberger.

Im Innendienst werde die Digitalisierung zu einer Standardisierung und Automatisierung von Prozessen führen und flexiblere Arbeitszeiten und -orte fördern. Auch im Vertrieb werde es zu Veränderungen kommen.

„Ein zunehmender Teil der Kunden fordert die Möglichkeit, über sämtliche digitale Kanäle mit uns zu kommunizieren“, sagte Zitzmann. Dementsprechend werde die Kommunikation mehr und mehr digital werden. Gleichwohl besteh beim Kunden weiterhin der Wunsch nach persönlicher Beratung, gerade bei komplexeren Produkten. „Erfolgreich wird sein, wer seinen Kunden beides bieten kann“, so Zitzmann.

Plattformen als Innovationstreiber nutzbar
Während der Pressekonferenz sprach Prof. Dr. Kathrin M. Möslein von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg über den Wert von Plattformen. Für die Wirtschaft sind sie demnach Innovationstreiber, Kulturwandler und Talentmagnet. In Nürnberg gibt es bereits seit zwei Jahren das Innovationslabor Josephs® (http://www.innovationsforum.fraunhofer.de), das als Plattform zur gemeinsamen Generierung und Erprobung von neuen Produkten, Prozessen und Dienstleistungen genutzt wird.

„Auf einer Fläche von mehr als 400 Quadratmeter können Produkt- und Serviceneuheiten entdeckt, spielerisch ausprobiert und nach eigenen Ideen bis zur Marktreife gestaltet werden“, sagte Möslein. Mit dem „Zollhof“ stellte sie zudem ein neues digitales Gründerzentrum vor, das als Plattform für innovative Unternehmer, insbesondere im Bereich digitaler Start-ups, konzipiert ist. „Beide Plattformen bilden Orte, an denen sich die Zukunft der Arbeitswelt von und für Versicherungen schon heute erproben und erleben lässt“, so Möslein. Im Josephs® werden Kunden zu Mitgestaltern und Innendienst sowie Vertrieb zum Innovationspartner des Kunden. Im „Zollhof“ werden Mitarbeiter zu Gestaltern der Digitalisierung und Start-ups zu ihren Verbündeten.

Die Risiken einer digitalen Gesellschaft
In zwei Foren wurde das Leitthema zudem mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert, beispielsweise technischer Vertrieb oder Vertrieb mit Technik sowie Arbeits(platz)gestaltung im Innendienst. Im Schlussvortrag ging Prof. Dr. Johanna Haberer, Professorin für Christliche Publizistik am Department Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen auf die Risiken einer digitalen Gesellschaft ein. Das Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft Nordbayern-Thüringen (http://nordbayern-thueringen.bwv.de/) hat in Kooperation mit dem Forum V (www.forum-v.de) den Nordbayerischen Versicherungstag ausgerichtet. (db / www.bocquel-news.de)

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