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Öffentliche sehen sich "auf konstant gutem Niveau"

8. Juli 2013 - Die Gruppe öffentlicher Versicherer hat 2012 mehr Prämie und Ertrag eingefahren. Dies sowie Fusionen, Kooperationen und die aktuellen Hochwasserschäden wurden bei der Jahrespressekonferenz der elf zum Verband gehörenden öffentlichen Versicherer thematisiert.

Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl Die Überschwemmungen, die vornehmlich im Osten und Süden Deutschlands seit Wochen große Schäden anrichten, belasten die Bücher der elf Assekuranz-Unternehmen im Verband der öffentlichen Versicherer (www.voev.de) mit knapp 200 Millionen Euro. „Damit wird das Hochwasser 2013 für die Öffentlichen deutlich teurer als das Hochwasser 2002", sagte Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl (Foto). Allerdings werde sich diese Belastung nicht in den Schaden-Quoten der öffentlichen Versicherer niederschlagen, ergänzte Wolff von der Sahl in seiner Eigenschaft als Verbands-Vorsitzender. Während der Jahrespressekonferenz der öffentlichen Versicherer in Düsseldorf fasste er zusammen, dass insgesamt „von einem erfolgreichen Geschäftsverlauf der öffentlichen Versicherer im Jahr 2012" zu berichten sei. „Trotz aller Turbulenzen haben die Unternehmen unserer Gruppe mit Beitragseinnahmen von rund 18,5 Milliarden Euro und einem Vorsteuergewinn von mehr als einer dreiviertel Milliarde Euro eindrucksvoll ihre Stärke bewiesen", sagte der Verbands-Vorsitzende, der im Geschäftsalltag Chef der SV Sparkassenversicherung Holding AG (www.sparkassenversicherung.de) ist.

Keine Pflichtversicherung gegen Überschwemmungsschäden
Der Verband öffentlicher Versicherer hat der in Zeitungen geäußerten Behauptung widersprochen, die Assekuranz fordere eine gesetzliche Pflichtversicherung. Die öffentlichen Versicherer würden im Gegenteil vorschlagen, andere Maßnahmen zu ergreifen: Hier könne unter anderem mit der weiteren Sensibilisierung der Bevölkerung und der Erhöhung der Versicherungsdichte, aber auch mit einem Hochwasserschutz-Beschleunigungs-Gesetz und mit der Einrichtung von Überschwemmungsflächen statt der Ausweisung von Bauland in hochwassergefährdeten Gebieten noch viel getan werden. "Nur wenn keine der Maßnahmen greift, bleibt nichts anderes übrig, als über eine Pflichtversicherung zu diskutieren", sagt Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verbands öffentlicher Versicherer.

Was die versicherbaren Hochwasserschäden betrifft, sagte Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl: „In Zukunft müssen wir mit einer höheren Frequenz und einer größeren Intensität solcher Ereignisse rechnen - und mit mehr Schäden." Seit dem Hochwasser 2002 habe sich die Anzahl der gegen Elementarschäden versicherten Gebäude zwar nahezu verdoppelt, dennoch sei die bundesweite Marktdurchdringung mit 32 Prozent zu niedrig. „Dabei sind rund 99 Prozent der Gebäude in Deutschland problemlos gegen Elementarschäden versicherbar." Wolff von der Sahl forderte zudem Bund, Länder und Kommunen auf, dem Hochwasserschutz eine höhere Priorität einzuräumen.

„Neben der großen Bedeutung der einzelnen öffentlichen Versicherungsunternehmen in ihren Regionen besitzen sie auch deutschlandweit eine relevante Marktposition: Die addiert rund 18,5 Milliarden Euro Beitragseinnahmen entsprechen einem Marktanteil von mehr als 10 Prozent", sagte der Verbands-Chef. Dies mache die Gruppe öffentlicher Versicherer zur zweitstärksten Kraft am deutschen Erstversicherungsmarkt. „Unser kundenbezogener Marktanteil liegt sogar bei 31 Prozent. Mit diesem hohen Anteil an Versicherten, die mindestens einen Vertrag bei einem unserer Unternehmen haben, sind wir hier sogar die Nummer eins in Deutschland."

Über alle Sparten habe die Gruppe das gute Vorsteuerergebnis des Vorjahrs um mehr als 12 Prozent auf 764 Millionen Euro gesteigert. Damit würden die öffentlichen Versicherer „auf einem konstant guten Niveau" liegen.

Wachstumsimpulse und geringere Schaden-Kosten-Quote
In der Sparte der Schaden- und Unfallversicherung haben die Öffentlichen ihren Angaben zufolge ihre Beitragseinnahmen um 3,2 Prozent auf rund 7,63 Milliarden Euro gesteigert. Die größten Wachstumsimpulse sind demnach aus dem HUK-Geschäft (+ 3,6 Prozent) gekommen. In der Kraftfahrtversicherung habe sich die Trendwende im Preiskampf fortgesetzt. Aber nach den Beitragsverlusten seit 2004 sind die gebuchten Brutto-Beitragseinnahmen in dieser Sparte im zweiten Jahr in Folge kräftig um 4,2 Prozent auf 2,29 Milliarden Euro gewachsen. In der Sachversicherung hat sich den Angaben zufolge das Beitragswachstum mehr als verdoppelt: Die Öffentlichen, die sich in dieser Sparte als Marktführer sehen, verzeichneten einen Anstieg um 2,8 Prozent auf 3,77 Milliarden Euro.

Bundesweite Elementarschaden-Ereignisse waren 2012 aus geblieben. Die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) auch deshalb leicht auf 96,5 Prozent gesunken. Vor allem wegen eines Großbrands in einem Chemiewerk sei die Combined Ratio jedoch in der Sachversicherung um 4 Prozent gestiegen. Ihr versicherungstechnisches Ergebnis haben die öffentlichen Versicherer 2012 um 80 Millionen Euro auf 286 Millionen Euro gesteigert.

Thomas Krüger Doppelt so stark wie der Branchendurchschnitt
Das Neugeschäft der öffentlichen Lebensversicherer erhöhte sich im Geschäftsjahr 2012 auf 3,45 (Vorjahr: 3,37) Milliarden. Im Bestand stiegen die gebuchten Brutto-Beitragseinnahmen mit einem Plus von 1,3 Prozent mehr als doppelt so stark wie der Branchenschnitt. Mit 8,63 Milliarden Euro Bruttoprämie konnten die öffentlichen Lebensversicherer ihren Marktanteil leicht auf 9,9 Prozent steigern. Eigenen Angaben zufolge sind sie somit weiterhin drittgrößter Anbieter für Lebensversicherungen in Deutschland. Der Vertragsbestand erhöhte sich auf 8,9 Millionen Stück. „Im Zuge von Solvency II entwickeln die öffentlichen Versicherer die klassischen Garantien weiter und prüfen kapitalmarktnahe Konzepte", sagte VGH-Vorstandsmitglied Thomas Krüger (Foto), als er sich als Vorsitzender des Versicherungs-Ausschusses Leben des Verbandes der öffentlichen Versicherer an die Journalisten wandte.

Krüger machte deutlich, dass die öffentlichen Lebensversicherer an klassischen LV-Produkten mit lebenslang garantierten Leistungen festhalten. „Wir sollten die Kernkompetenz lebenslanger Garantien nicht leichtfertig aufgeben", sagte er. Was er sich vorstellen könne, betreffe abschnittsweise Garantien für die Spar- und die Rentenphase. „Dafür müssen aber die Rechtsgrundlagen stimmig sein." Das könne aber bisher nicht zweifelsfrei belegt werden.

Bedarf an langfristigen Vorsorgelösungen
„In unserem Lebensversicherungsgeschäft ist nach bewegtem Auf und Ab nun wieder Normalität eingekehrt", berichtete dazu auch Wolff von der Sahl. Die Nachfrage nach Angeboten gegen Einmalbeitrag nahmen zu, die gegen laufenden Beitrag ab. „Das unterstreicht einerseits den anhaltenden Bedarf nach langfristigen Vorsorgelösungen und andererseits die Neigung der Kunden, durch eine Einmalzahlung die Bindung an eine laufende Beitragszahlung zu vermeiden." Die eingeschlagene Strategie, im Produkt-Portfolio verstärkt Vorsorge-Tarife mit biometrischen Komponenten zu entwickeln, gehe auf. Vor allem bei den Berufs- und Erwerbsunfähigkeits-Versicherungen erwarte man weiteres Wachstum.

Und auch in der Krankenversicherung haben die Öffentlichen eigenen Angaben zufolge mit 1,6 Prozent ein solides Beitragswachstum erzielt, das vor allem aus dem Geschäft mit Zusatzversicherungen stammt.

„Neben der positiven Beitragsentwicklung ist es besonders erfreulich, dass sowohl die Verwaltungskosten-Quoten in Leben und Kranken als auch die Kosten-Quote der Gruppe in der Schaden- und Unfallversicherung weiterhin unter dem Branchenmittel liegen", sagte Wolff von der Sahl. Eine durchschnittliche Schaden-Kosten- Quote der letzten fünf Jahre von unter 100 Prozent verdeutliche den Fokus der öffentlichen Versicherer auf ertragshaltiges Geschäft, hieß es.

Öffentliche Schaden- und Unfallversicherer rechnen mit Wachstum
Die öffentlichen Schaden- und Unfallversicherer rechnen für das Jahr 2013 mit einem Beitragswachstum von rund 3 Prozent. Wie in den beiden Vorjahren könnten sich vor allem die HUK-Sparten positiv entwickeln. Im Segment Kfz-Versicherung sei sogar ein Plus von 5 Prozent möglich

Im ersten Quartal 2013 haben die öffentlichen Lebensversicherer ihre Beitragseinnahmen um 21,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Quartal erhöht.

Mögliche Kooperationen überprüfen
Geschäftspolitisch werden immer einmal wieder Fusionen und Kooperationen innerhalb der Gruppe der Öffentlichen diskutiert. Von den Sparkassenverbänden als Miteigentümer kam zum Jahresbeginn der Auftrag an die Öffentlichen, die verschiedenen Geschäftsfelder auf mögliche Kooperationen zu prüfen. Ulrich-Bernd Wolff von Sahl: „Wir haben schon ein hohes Maß an Kooperation im Kreis der Öffentlichen, aber wir wären keine guten Manager und Vorstände, wenn wir nicht weiter darüber nachdächten, was wir besser machen könnten." Sobald die Fusionsgespräche zwischen der Provinzial Nordwest (www.provinzial.de) und der Provinzial Rheinland (www.provinzial.com) erfolgreich zu Ende gebracht sein werden, stehe auch auf der Tätigkeitsliste ein Konzept für einen gemeinsamen Online-Versicherer zu entwickeln. (eb / www.bocquel-news.de)

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