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Konzepte und Kriterien

Überladenes Wohnmobil oft wenig "bremsfreudig"

9. Juni 2016 - Unfälle mit Wohnmobilen sind zwar selten, aber oft schwer. Häufig handelt es sich um Auffahrunfälle und völlig überladene Reisemobile. Jetzt vor Ferienbeginn – der hohen Zeit für Wohnmobile – präsentieren die Experten der UDV Unfallforschung der Versicherer eine Studie zum Unfallgeschehen von Wohnmobilen.

Forschungsprojekt „Unfallgeschehen von Wohnmobilen“: Die Unfallforscher der Versicherer (UDV - www.udv.de) stellten fest, dass bei Unfälle mit Wohnmobilen die Unfallgegner oft schwerer verletzt werden als die Reisemobilinsassen. Die Experten haben das Unfallgeschehen von Wohnmobilen detailliert analysiert und deren fahrdynamische Eigenschaften unter die Lupe genommen. Allerdings sind im Reisemobil selbst die hinten Sitzenden laut Studie bei einem Crash stärker gefährdet. Die UDV-Experten liefern dazu auch die Erklärung, denn Wohnmobile sind oft überladen und die Reiseutensilien schlecht gesichert. Und auch bei der Bremsleistung und bei der Ausstattung mit Fahrerassistenzsystemen hinken Reisemobile modernen Pkw deutlich hinterher.

Hintergrund für die UDV-Untersuchung ist die kontinuierliche Zunahme der Neuzulassungen und damit des Reisemobilbestands in den vergangenen Jahren. Auch die Wohnmobil-Vermietungen nehmen jetzt zur Ferienzeit wieder deutlich zu. Gleichzeitig fehle Detailwissen über die Struktur von Unfällen mit Wohnmobilen, heißt es.

Folgen für Unfallgegner gravierender als für Wohnmobilinsassen
Wie UDV-Leiter Siegfried Brockmann mitteilt, sind Unfälle mit Getöteten oder Schwerverletzten dabei sehr selten. Doch wenn sie passieren, sind die Folgen für die Unfallgegner oft gravierender als für die Insassen des Reisemobils. Von den 2014 bei Wohnmobilunfällen Getöteten waren vier im Reisemobil selbst, aber elf bei den Unfallbeteiligten zu verzeichnen. Bei den Schwerverletzten lag das Verhältnis bei 44 zu 103.

Überwiegend auf Landstraßen und am häufigsten bei Auffahrunfällen kommt es zu tödlichen Unfällen. „Viele davon müssten nicht sein, wenn Wohnmobile mit Bremsen nahe am Pkw-Niveau ausgerüstet und Fahrzeuge oft nicht auch noch überladen wären“, sagt Siegfried Brockmann. Bremswege von 60 Metern seien nicht mehr zeitgemäß. Komme dann noch Ablenkung oder zögerliches Bremsen dazu, sei ein Auffahrunfall beinahe vorprogrammiert. Doch möglicherweise hätten die Wohnmobilfahrer auch Angst, dass beim Bremsen das Inventar im Innenraum umher fliegt, sagt Brockmann. Die Sorge sei berechtigt, wie ein Crashtest der UDV mit 70 km/h zeigt: Ungesicherte Teile werden dann im Innenraum zu Geschossen und können im Reisemobil Sitzende schwer verletzen.

Weiter wird berichtet, dass sich das getestete Wohnmobil bei den Fahrdynamikversuchen– auch an der Beladungsgrenze – relativ gutmütig verhielt. Schwer sei es allerdings für den Nutzer zu erkennen, ob das zulässige Gesamtgewicht seines Gefährts überschritten ist und ob eine Achse überladen wurde.

Campingfahrzeuge sind häufig überladen
Bei Verkehrskontrollen war rund die Hälfte aller Campingfahrzeuge zu schwer, jedes neunte durfte gar nicht erst weiterfahren. Den Angaben zufolge sind sich viele Reisemobilisten über diesen Umstand nicht im Klaren. Sie fahren zum Beispiel mit vollem Wassertank in den Urlaub und verschenken somit eine einfache Möglichkeit zur Gewichtsreduktion.

Stabilitätsprogramm ESP und Notbremsassistenten für alle Fahrzeuge
Die UDV-Experten fordern: Um Wohnmobile sicherer zu machen, sollten das Stabilitätsprogramm ESP und Notbremsassistenten für alle Fahrzeuge dieser Kfz-Gattung obligatorisch sein. Die Gurtsysteme auf allen Sitzplätzen im Wohnmobil sollten Pkw-Niveau haben, vor allem die Sitzplätze im Wohnbereich gelte es sicherer zu gestalten.

„Doch auch der Fahrer kann etwas für mehr Sicherheit tun“, sagt Siegfried Brockmann (Foto: GDV). „Er kann, um Überladung zu vermeiden, sein Fahrzeug mit Reisegepäck bei Prüforganisationen ruhig einmal wiegen lassen. Außerdem sollte er den Zustand seiner Reifen im Blick haben und das Reisegepäck sicher verstauen, so dass nichts umherfliegen kann.“

Gesellschaftliche Verantwortung für die Verkehrssicherheit
Die UDV Unfallforschung der Versicherer im GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) forscht und berät seit über 50 Jahren im Dienste der Verbesserung der Sicherheit und der Unfallvermeidung auf Deutschlands Straßen. Sie ist gleichzeitig einer der größten Auftraggeber für universitäre und außeruniversitäre Verkehrs-sicherheitsforschung. Die UDV pflegt den Austausch mit anderen in der Verkehrssicherheitsarbeit tätigen Institutionen. Die deutschen Versicherer bekennen sich damit ausdrücklich zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für die Verkehrssicherheit. (-el / www.bocquel-news.de)

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