8. Mai 2025 - Die neuesten SFCR-Daten (Solvency and Financial Condition Reports) für das Jahr 2024 zeigen: Österreichs Kompositversicherer behaupten erneut ihre Spitzenposition im europäischen Vergleich. Mit einer Bedeckungsquote von 296 Prozent zum Stichtag 31. Dezember 2024 liegt die Alpenrepublik klar vor Deutschland (262 Prozent).
Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Auswertung von Meyerthole Siems Kohlruss (www.aktuare.de), die 26 österreichische Schaden- und Unfallversicherer unter die Lupe genommen haben. Die Eigenmittel dieser Gesellschaften stiegen leicht auf 44,9 Milliarden Euro (+1,5 Prozent), während der Kapitalbedarf um 5,5 Prozent auf 15,2 Milliarden Euro zulegte. Die Folge: ein Rückgang der durchschnittlichen Bedeckung um 11 Prozentpunkte.
Sondereffekte drücken auf die Quote
Der relativ starke Rückgang der Bedeckung in Österreich – stärker als in Deutschland – hat allerdings strukturelle Gründe. Denn anders als in Deutschland betreiben viele Versicherer in Österreich sowohl Lebens- als auch Schaden-/Unfallversicherung innerhalb desselben Unternehmens.
Diese sogenannten Universalversicherer sind besonders anfällig für externe Faktoren wie Zinssenkungen und inflationsbedingte Mehrkosten, vor allem im Krankenversicherungsbereich. Bei ihnen sank die Bedeckung im Durchschnitt sogar um 14 Prozentpunkte.
Stark gerüstet für Elementar-Pflichtversicherung
Trotz des Rückgangs zeigt sich der österreichische Markt für eine mögliche Pflichtversicherung gegen Elementarschäden gut vorbereitet. „Die Kapitalanforderung für Elementargefahren ist aktuell noch gering, weil viele Policen Sublimits enthalten“, erläutert Tommy Berg, leitender Berater bei MSK. Würden jedoch realistische Versicherungssummen in einer verpflichtenden Absicherung angesetzt, würde der Kapitalbedarf – allein für die Flutgefahr – um rund 2,7 Milliarden Euro steigen. Nach Rückversicherung und Diversifikation reduziere sich dieser Betrag auf etwa 1,4 Milliarden Euro – ein Betrag, den der Markt aufgrund seiner guten Kapitalausstattung problemlos stemmen könne.
KI als Schlüssel zur Risikosteuerung
Neben der Kapitalfrage spielt auch die Qualität der Risikobewertung eine zentrale Rolle. Laut Carina Götzen, leitende Beraterin bei MSK, bietet künstliche Intelligenz dabei völlig neue Perspektiven: „Mithilfe adressgenauer Tarifierung, hochauflösender Starkregenmodelle und Systemen wie HORA lassen sich Risiken nicht nur besser einschätzen, sondern auch gezielter steuern.“ Das ermögliche nicht nur effizientere Rückversicherungslösungen, sondern auch ein insgesamt robusteres Risikomanagement.
Österreichs Versicherer verteidigen ihre starke Position in Europa – auch wenn die Bedeckungsquoten leicht gesunken sind. Der Markt zeigt sich dennoch stabil, anpassungsfähig und technologisch fortschrittlich – und ist damit sowohl für regulatorische Neuerungen als auch für zunehmende Naturgefahren gut gerüstet. (-ver / www.bocquel-news.de)
Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.