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Totale Verunsicherung - erstes Krisenopfer?

17. März 2009 - Die BBV sei das erste Opfer der Versicherungsbranche in der Finanzkrise, schreiben heute Medien mit Bezug auf einen Bericht in der Financial Times Deutschland. Das „Opfer" selbst fühlt sich „unverändert stabil".

Rolf Koch „Bayerische Beamten Versicherung in Not" titelt heute, 17. März, die Financial Times Deutschland (www.ftd.de) auf ihrer Finanzseite. Andere Medien ziehen nach und schreiben aktuell „BBV: Finanzkrise hat erstes Versicherungsopfer". Der kleine Versicherer BBV Bayerische Beamten Versicherungen (www.bbv.de) soll eklatante finanzielle Schwierigkeiten haben. Und es wird kolportiert, dass BBV-Chef Rolf Koch (Foto) bereits die Zeitungs-Meldung bestätigt habe. Dort war zu lesen, dass die BBV über ihre die Beteiligung (8,94 Prozent) an der Aareal Bank (www.aareal-bank.com) stolpern würde. „Das heißt im Klartext, dass die BBV pleite sein soll", kommentiert ein Branchenteilnehmer die Berichte. Über die Aareal Bank in Wiesbaden wiederum, die Geschäfte mit Kunden aus der gewerblichen Immobilien- und Wohnungswirtschaft in mehr als 25 Ländern (auch in den USA) macht, wird berichtet, dass sie bereits den staatlichen Rettungsfonds Soffin angezapft und 525 Millionen Euro sowie Garantien im Wert von bis zu 4 Milliarden Euro erhalten habe. In diesen Finanznot-Strudel drohe jetzt die BBV mitgerissen zu werden.

Was das jetzt genau für die BBV bedeuten würde, wird in den Medien so interpretiert: Wegen des starken Verfalls der Aareal-Aktien im Zuge der Finanzkrise drohen der BBV im schlimmsten Fall Abschreibungen von bis zu 80 Millionen Euro. Das sei viel Geld für solch einen kleinen Versicherer, heißt es. Zumindest sei die BBV - ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) - jetzt - bevor die Pleite drohe - ein trefflicher Übernahmekandidat und Fusionspartner - entweder für die Huk-Coburg (www.huk.de), selbst ein VVaG, oder auch für die Signal Iduna (www.signal-iduna.de), die in der Konzernspitze ebenfalls einen VVaG führt.

BBV unverändert eine stabile und selbstständige Unternehmensgruppe
Bevor die Gerüchte ins Kraut schießen, meldet sich die BBV offiziell zu Wort: „Die Bayerische Beamten Versicherungen sind unverändert eine stabile und selbstständige Unternehmensgruppe". BBV-Chef Koch führt die ausgezeichneten Solvabilitäts-Quoten der über 100-jährigen traditionsreichen Versicherungsgruppe als Indikator für die finanzielle Stabilität der BBV an. Die Solvabilitäts-Quoten bei allen BBV-Unternehmensgesellschaften liegen demnach „weit über den gesetzlich geforderten Werten von 100 Prozent - so etwa in der Muttergesellschaft Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G. bei über 200 Prozent".

Jörg von Fürstenwerth GDV: Keine Gefährdung der BBV
Und auch vom GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherer (www.gdv.de) meldet sich Jörg von Fürstenwerth (Foto), Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung, auf Anfrage zur Situation der Bayerischen Beamten Versicherung zu Wort: „Nach unserer Kenntnis liegt für die Bayerische Beamten Versicherung keine Gefährdung vor. Auch die Bafin erwartet für die BBV einen stabilen Jahresabschluss 2008." Zur Frage, ob jetzt die deutsche Versicherungsbranche in Folge der Finanzkrise in Not gerate, sagt der GDV-Hauptgeschäftsführer: „Natürlich müssen auch Versicherungsunternehmen Abschreibungen auf ihren Aktienbestand vornehmen. Als Kapitalanleger unterliegen sie hier den indirekten Auswirkungen der Finanzkrise. Die Stabilität der deutschen Versicherer ist jedoch durch die Krise nicht gefährdet."

Von der BBV-Unternehmensspitze wird den in den Medien angesprochenen Nöten vehement widersprochen. Rolf Koch erinnert daran, dass „die Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G. erst vor wenigen Monaten in einem Belastungstest der renommierten Ratingagentur Morgen&Morgen die höchste Bewertung „ausgezeichnet" für ihre Finanzstärke" erhielt. Und der ebenfalls untersuchten Neue Bayerische Beamten Lebensversicherung AG sei eine „sehr gute" Finanzstärke bescheinigt worden.

Belastung „in einem unkritischen Rahmen"
Rolf Koch räumt ein: „Allerdings hat die Finanzkrise - hier vor allem der Rückgang der Aktienkurse der Aareal Bank, an der die BBV eine Beteiligung hält - auch bei der BBV die Unternehmensergebnisse beeinträchtigt, was sich teilweise in rückläufigen Kennzahlen auswirkt. Die tatsächliche Höhe der erforderlichen Abschreibungen steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sie in einem unkritischen Rahmen liegt. Die langfristige Stabilität der Gesellschaften bleibt selbstverständlich unverändert bestehen."

Die BaFin erwartet bei der BBV einen stabilen Jahresabschluss 2008
Dies unterstreiche auch die folgende Aussage der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (www.bafin.de) im Rahmen des Jahresabschlusses 2008 der BBV: „Die Bayerische Beamten Versicherung hält, wie andere Unternehmen auch, Finanzbeziehungen mit deutschen Banken. Diese Finanzbeziehungen profitieren auf der einen Seite von den Stabilitätsmaßnahmen im Bankenbereich. Auf der anderen Seite ergibt sich aber auch Abschreibungsbedarf, den das Unternehmen mit den erforderlichen Korrekturen in der Bilanz 2008 umsetzt. Gleichwohl erwartet die Aufsicht bei der BBV einen stabilen Jahresabschluss 2008."

Über mögliche Fusionen und Verkäufe
Zu möglichen Fusionen oder dem Verkauf der BBV-Krankenversicherung AG im vergangenen Jahr führt Koch an: „In einem dynamischen Markt wie der Versicherungsbranche sind Gespräche über strategische Optionen der Zusammenarbeit mit anderen Marktteilnehmern nicht unüblich - umso mehr bei einem von der Finanzkrise geprägten Umfeld. Selbstverständlich sondiert auch die BBV die Chancen, auf diesem Wege den langfristigen Unternehmenserfolg, eine kostengünstige Verwaltung und ein attraktives, kundenorientiertes Leistungsangebot abzusichern. Dies hat im vergangenen Jahr unter anderem zu der Entscheidung geführt, im Hinblick auf die Änderungen durch die Gesundheits-Reform die BBV-Krankenversicherung AG zu veräußern und eine Vertriebskooperation mit der Versicherungskammer Bayern einzugehen."

Wer aber weiß, dass die kleine BBV über Kapitalanlagen von 4,7 Milliarden Euro verfügt - und ihre Beteiligung an der Aareal Bank circa 1,5 Prozent dieser Kapitalanlagen ausmacht, bekommt den Eindruck, dass in dem Gerücht um die Nöte der BBV auch viel verunsichernde Spekulationen mitschwingen. Der viel zitierte „worse case" (der schlimmste Fall), dass der Kurseinbruch der Aareal-Aktie - seit Mitte 2007 um 90 Prozent - jetzt zu 80 Millionen Euro Abschreibungen bei der BBV führen könnte, ist noch nicht eingetroffen und scheint bei den gepolsterten Kapitalanlagen für Branchenkenner zwar tragisch aber noch nicht dramatisch zu sein.

„Totgesagte leben länger"
Inzwischen heißt es in Kreisen sogar, dass sich die Presse mit Hiobsbotschaften wie zu der angeblich notleidenden BBV irgendwie instrumentalisieren lasse. Wir von der Redaktion der bocquel-news glauben und hoffen das nicht! Aber das gibt es ja auch noch das Sprichwort „Totgesagte leben länger". Was könnte das im Fall der BBV bedeuten? Ellen Bocquel - www.bocquel-news.de

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