logo

Konzepte und Kriterien

eCall - Versicherer sehen Vorteile und auch Risiken

25. November 2013 - Wenn ab 2015 alle Neufahrzeuge in der Europäischen Union mit eCall ausgerüstet werden müssen, sollen die Folgen schwerer Unfälle deutlich sinken. Steigen kann aber die Überwachung der Autofahrer durch das System. Die Versicherungswirtschaft warnt.

eCallDer Pan European Emergency Call (eCall) ist zentraler Bestandteil der europäischen eSafety-Initiative. Die EU-Kommission erwartet, durch den eCall europaweit die Zahl der Toten und die Unfallfolgen für Verletzte im Straßenverkehr nachhaltig zu verringern. Ziel ist es, den Zeitraum zwischen dem Unfall und dem Eintreffen der Rettungskräfte auf ein Minimum zu reduzieren. Die deutschen Versicherer begrüßen und unterstützen das Vorhaben ausdrücklich, wenn auch unter Vorbehalten.

Versicherer for dern Neutralität
Der Gesamtverband der Deutsche Versicherungswirtschaft e.V. (www.gdv.de) warnt vor unbeabsichtigten wirtschaftlichen Risiken für Verbraucher und einer Vielzahl von Interessengruppen. Er verlangt, dass die Wahlfreiheit der Verbraucher als auch der freie und faire Wettbewerb gewährleistet werden müssen.

So funktioniert eCall
Im Prinzip handelt es sich bei der Hardware um ein eingebautes Mobiltelefon. Geschieht ein schwerer Unfall, erkennen Sensoren das Ereignis.  Das System löst daraufhin automatisch eine Benachrichtigung einer Notrufzentrale aus und übermittelt unter anderem die Positionsangaben und die letzte Fahrtrichtung des Fahrzeugs an die zuständige Rettungsleitstelle. Nahezu zeitgleich wird eine Sprachverbindung zu den Fahrzeuginsassen aufgebaut.

 

Das Problem bei der Sache: Das System zeichnet die telemetrischen Daten ständig auf. Ist dies erst einmal installiert, gibt es jede Menge Interessenten für die Daten: Kfz-Hersteller, Kfz-Werkstätten, Versicherer, Abschleppunternehmen, Rettungsdienste, Automobilclubs. Hersteller und Werkstätten könnten beispielsweise Verschleißdaten ermitteln, auf deren Grundlage sie präventive Reparaturen verkaufen könnten - und darauf natürlich das Monopol hätten. Bei einem Unfall könnten die Versicherer die entscheidenden Sekunden vor dem Crash rekonstruieren - was ihre Position bei der Schadenregulierung deutlich verbessern würde. Geht das eCall-Signal direkt an bestimmte Rettungsleitstellen, wären die Versicherer mit ihrem Notrufsystem abgehängt.

Es sei von zentraler Bedeutung, dass der Zugang zu dieser Technologie nicht beschränkt werden darf, beispielsweise auf die Kfz-Hersteller.  Für Zusatzdienste müsse gewährleistet sein, dass Drittanbieter, wie beispielsweise schnelle Hilfe, Abwicklung im Pannen- und Schadenfall, Fahrzeugortung u. a. bei Diebstahl, Fahrtenbuch und Nutzungsverhalten ohne Zugangsbeschränkungen über das System anbieten können.

Big Brother soll mitfahren
Die deutschen Versicherer setzen sich allerdings nicht dafür ein, dass die Autofahrer selbst entscheiden können, ob sie eCall einschalten oder nicht. Sie verlangen lediglich, dass die Autofahrer frei darüber entscheiden können, wer der Empfänger ihres Notrufs sein soll. Die Verarbeitung persönlicher Daten aus eCall soll nach den Wünschen der Versicherer nicht untersagt werden dürfen.

Autofahrer finden eCall gut
Zu ihrer Einstellung befragt, finden 97 Prozent der Deutschen ein solches System gut, sehr gut oder ausgezeichnet. Zu diesem Ergebnis kam das Institut für Versicherungswesen (IVW) an der Fachhochschule Köln in einer Untersuchung. Allerdings dürfte den meisten die Tragweite nicht klar sein.

Wegbereiter für Telematik-Tarife
Eng verbunden mit der Telemetrie im Fahrzeug ist die Nutzung von Telematik-Tarifen. Dabei richtet sich die Höhe der Kfz-Versicherungsprämie nach der tatsächlichen Fahrzeugnutzung sowie nach der individuellen Fahrweise, beispielsweise nach dem Brems-, Beschleunigungs- und Kurvenverhalten oder nach der Geschwindigkeit. In den USA sind Telematik-Tarife bereits etabliert, in Italien und Spanien bekunden - einer Untersuchung des Strategieberatungsunternehmens Towers Watson zufolge - rund 70 Prozent der Autofahrer Interesse. In Frankreich und Deutschland soll es die Hälfte der Autofahrer sein. Angeblich würden deutsche Autofahrer vorsichtiger fahren wollen, wenn sie Telematik an Bord hätten.

Als erster Versicherer in Deutschland wird die Sparkassen Direktversicherung (www.sparkassen-direkt.de) zum 1. Januar 2014 einen Telematiktarif einführen. Deren Versicherte haben die neue Technik dann schon an Bord. (hp / www.bocquel-news.de)

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.


Link zum Artikel: http://www.bocquel-news.de/eCall-Versicherer-sehen-Vorteile-und-auch-Risiken.7759.php