logo
logo

Konzepte und Kriterien

Zinszusatzreserven: Ist der Topf noch nicht voll genug?

22. Februar 2016 - Insgesamt 32 Milliarden Euro an Zinszusatz-reserven sammelten die deutschen Lebensversicherer seit 2011 an – allein 10 Milliarden im Jahr 2015. Die BaFin sieht darin die „richtige Medizin“ für die Zinsversprechen aus früheren Hochzinszeiten. Ein signifikanter Anstieg der ZZR könnte nötig werden.

„Die Niedrigzinsen nehmen den deutschen Lebensversicherern zunehmend die Luft zum Atmen.“ Diese dramatische Aussage machte Dr. Frank Grund (Foto: Ute Grabowsky / photothek.net / BaFin). Der Exekutivdirektor der Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der BaFin (www.bafin.de) sagte in einem Interview mit Reuters (http://de.reuters.com), dass auf die LV-Branche dieses Jahr noch deutlich höhere Sonderrückstellungen in Sachen Zinszusatzreserve (ZZR) zukommen. „In diesem Jahr wird die Zinszusatzreserve sicher nicht sinken“, sagte Grund, der seit Oktober 2015 amtierender Versicherungs-Exekutivdirektor beim Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist. Er rechne sogar mit einem „signifikanten“ Anstieg. Die Versicherer müssten sich auf eine lange Niedrigzinsphase einstellen, zumal „2018 und 2019 (…) dann noch ein zusätzlicher Schub“ dazukomme. Alles andere ist nach Grunds Auffassung fahrlässig.

Gut 10 Milliarden Euro haben die Lebensversicherer im vergangenen Jahr nach Maßgabe der BaFin an ZZR zurückgestellt, um weiterhin ihre Zinsversprechen aus Hochzinszeiten erfüllen zu können. In den letzten fünf Jahren - seit 2011 – sammelten sich so insgesamt 32 Milliarden Euro an Zinszusatzreserve an.

„Als Medizin ist die Zinszusatzreserve auch völlig richtig“, betont Grund. Sie werde aber „zunehmend anspruchsvoll“ für die Versicherer. „Bei ihrer Einführung hätte niemand mit einer so langen Niedrigzinsphase gerechnet. Wir halten die Belastung noch für vertretbar, sehen uns das aber genau an.“

Wenn ein Unternehmen es nicht mehr schaffen sollte, seine Verpflichtung vollständig zu erfüllen, könnte die BaFin in begründeten Einzelfällen gegebenenfalls unterstützend eingreifen. Man würde das aber nur machen, wenn es im langfristigen Interesse der Versicherten sei. Dr. Frank Grund mahnt jedoch an, dass sich zunächst jede Versicherungsgruppe selbst einsetzen müsse, den schwächelnden Lebensversicherer in ihren Reihen zu stützen, - selbst wenn das größte Kraftanstrengungen kosten würde.

Die Einführung der Eigenkapitalvorschrift Solvency II, die seit Beginn diesen Jahre in allen EU-Ländern gilt und sich stärker am Risiko des einzelnen Unternehmens orientiert, hat der Großteil der deutschen Versicherer laut Grund gut bewältigt. Man rechne hier auch nicht mehr mit großen Überraschungen, wenn im Mai die ersten ausführlichen Unternehmensdaten vorliegen. Die Versicherer hätten Einiges getan, um ihre Eigenmittel zu stärken.

Bei der BaFin hätte man vor zwei Jahren damit gerechnet, dass etwa „eine Handvoll“ Versicherer Probleme durch Solvency II bekommen würden. An der Zahl habe sich nichts geändert. Für diese Unternehmen gebe es Übergangsregeln. Wenn sie die nutzen wollen, müssten sie der Bafin „ein schlüssiges Konzept vorlegen“, wie sie das Konzept für die neuen Eigenmittelanforderungen auf Dauer bestehen könnten. (-el / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.