logo

Konzepte und Kriterien

Wo kann die bKV im Betrieb wirksam ansetzen?

23. Juli 2021 - Die Bedeutung der betrieblicher Krankenversicherung (bKV) und betrieblichem Gesundheitsmanagement wächst. Während der Corona-Pandemie nahmen Burnout und Depression, Schlafprobleme, Herzinfarkt und Schlaganfall, Rückenschmerzen, fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben enorm zu. Die bKV wird dafür immer wichtiger.

Aber welche Rolle kann die betriebliche Krankenversicherung für Versicherungsgesellschaften (bKV) spielen? Während einer Fachtagung der VVB „Vereinigung der Versicherungs-Betriebswirte e.V.“ (www.vvb-alumni.de) am Donnerstag diskutierten Experten darüber, wie das Engagement der bKV-Anbieter besser genutzt werden kann. Schließlich profitieren Arbeitgeber davon, dass sie weniger Kosten für die Auswahl und Einarbeitung neuer Mitarbeiter haben, wenn sie mithilfe von Zusatzleistungen wie der bKV zufriedene und stabile Mitarbieter*innen haben – weniger Fluktuation.  

Übrigens ist die VBB die Alumni-Organisation des Fachbereichs Versicherungswesen (FBVW) an der Fachhochschule Köln.

Die bKV sorgt bisher in den meisten Unternehmen unter anderem als Motivator für Mitarbeiter*innen, ihrem Arbeitgeber treu zu bleiben. Allerdings hinterlässt die Corona-Pandemie deutliche Spuren auch in der sichtbaren Zunahme von Erkrankungen. Vor allem Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen steigen rasant, wie Olaf Engemann, Vertriebs- und Marketingvorstand der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) betonte. Der hohe Druck auf Mitarbeitende – besonders im Homeoffice – steigt und führt zu Krankheiten, was eine sinkende Produktivität im Unternehmen nach sich zieht. Vor allem Burnout und Depression, Schlafprobleme, Herzinfarkt und Schlaganfall, Rückenschmerzen, fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie sogenannter Präsentismus – Anwesenheit am Arbeitsplatz um jeden Preis sind der Kern des Problems.

Aus Sicht der Arbeitgeber drückt aber der anhaltende Fachkräftemangel sowie Fluktuation. So fand Bertelsmann Stiftung heraus, dass 54 Prozent der Unternehmen jetzt – 2021 – große Engpässe bei der Rekrutierung von Fachkräfte verzeichnen; - im Mittelstand sogar rund 70 Prozent. Nach Überzeugung von Olaf Engemann müsste die betriebliche Krankenversicherung (bKV) hier die Beliebtheit bei Arbeitgebern wachsen.

Das zeigen akribische Analysen in den vergangenen Jahren: Während 2018 erst 7.900 Unternehmen eine bKV für ihre Mitarbeiter anboten, waren es 2019 schon 10.500 und 2020 bereits 13.500. Mittlerweile sind 1,04 Millionen Personen über ihren Arbeitgeber krankenversichert. Der Markt ist nach Ansicht von Engelmann wesentlich größer: „Die große bKV-Welle steht noch bevor.“

Für sein Haus, die SDK, sagte er, dass hier sogar drei verschiedene Bestandteile betrieblicher Gesundheitsvorsorge angeboten werden. Neben der bKV nannte er auch betriebliches Gesundheitsmanagement und betriebliche Gesundheitsdienstleistungen.

Wie Engemann betonte, sei vor allem beim Gesundheitsmanagement die seit 2014 gesetzlich vorgeschriebene psychische Gefährdungsbeurteilung wichtig, die von Versicherern durchgeführt werden kann. Für die Unternehmen sei das wegen fehlendem Fachwissen sowie hohem Zeit- und Personalaufwand problematisch. Versicherer wie die SDK könnten hier mit einfachen Lösungsansätzen helfen.

„Gesunder Schlaf“
Auch in Sachen Gesundheitsdienstleistungen bietet die SDK ein spezielles Programm an – beispielsweise mit „Gesunder Schlaf“. Statistisch erwiesen ist, dass 45 Prozent der Deutschen schlecht schlafen; und 9,4 Prozent haben schwere Schlafstörungen. SDK bietet für betroffene Mitarbeiter*innen ein umfassendes Betreuungs- und Unterstützungsprogramm in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner Widecare GmbH.

Der Vorstand der Allianz Privaten Krankenversicherungs-AG, Daniel Bahr, ist der Meinung, dass die bKV mehr als nur eine Möglichkeit für Arbeitgeber sei, etwas für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu tun. Im Kampf um Fachkräfte, zur Gesunderhaltung der Belegschaft und damit zur Senkung von Ausfallzeiten und zur Mitarbeiterbindung könnte die bKV eine wichtige Lösung sein. Bei vielen sogenannten Volkskrankheiten könnte heute durch Vorsorge und rechtzeitige Therapie viel erreicht

Gerade im Bereich Vorsorge könne man – so Daniel Bahr - mit der bKV punkten, da die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hier nur sehr eingeschränkt tätig werden könne. Demnach empfehlen beispielsweise Hautärzte ein jährliches Hautkrebsscreening, während die GKV die Kosten nur alle zwei Jahre übernimmt. „Mit solchen in der Breite erlebbaren Leistungen wird Mitarbeiter*innen der Nutzen einer arbeitgeberfinanzierten bKV besonders deutlich“, macht Bahr deutlich.

Die Vorteile der betrieblichen Gesundheitsvorsorge für Mitarbeiter*innen liege aber nicht nur darin, dass der Arbeitgeber sie allein finanziert; es gebe vielmehr keine Wartezeiten und keine Gesundheitsprüfungen, so dass auch Mitarbeiter*innen in den Genuss kommen könnten, die sonst keine Chance auf private Zusatzversicherungen hätten. Zudem sei eine bKV auch steuerlich vorteilhafter als eine Gehaltserhöhung, solange die Beiträge nicht den Rahmen der Sachbezüge von derzeit 44 Euro monatlich überschreiten. Übrigens steigt dieser Betrag ab 2022 auf 50 Euro.

Mitarbeiter-Gewinnung für weniger Geld
Selbst wenn die bKV noch nicht wie die betriebliche Altersversorgung (bAV) in der Breite der Unternehmen angekommen ist – betonte Daniel Bahr, ist sie doch schon und vor allem bei Arbeitnehmern bekannt und beliebt. Nach der bAV und den Vermögenswirksamen Leistungen ist die bKV die beliebteste Personalzusatzleistung, wie eine Befragung des Marktforschungsinstituts GfK ergeben hatte. Offenbar hätten die Arbeitgeber den Nutzen noch nicht in dem Maße wie ihre Mitarbeiter*innen begriffen, da die Zustimmung des Chefs zahlenmäßig weit hinter der der Mitarbeiter*innen zurückbleibe.

Fazit: Von der Produktlandschaft her gibt es drei gängige Modell: das Bausteinmodell mit Einheitsleistungen, das Budgetmodell, bei dem Mitarbeiter*innen ein bestimmtes Budget zur Verfügung haben und sich dafür Leistungen einkaufen können, sowie ein Kombimodell aus beiden, wenn etwa Schwerpunkte für bestimmte Leistungen – etwa die Vorsorge - gesetzt werden sollen. (Elke Pohl / www.bocquel-news.de)

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.


Link zum Artikel: http://www.bocquel-news.de/Wo-kann-die-bKV-im-Betrieb-wirksam-ansetzen.41130.php