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Konzepte und Kriterien

Witwen und Waisen droht ein finanzielles Fiasko

24. August 2015 - Die Risiko-Lebensversicherung legt bei der Verbreitung nur leicht zu, den Rückgang bei den Kapital-Lebensversicherungen kann diese Entwicklung jedoch nicht kompensieren. Im Endeffekt ist die Absicherung der Hinterbliebenen in Deutschland rückläufig.

Zwar ist der Produktbesitz bei Risiko-Lebensversicherungen seit 2006 von 11 auf 13 Prozent gestiegen, der Anteil von Kapital-Lebensversicherungen sinkt im gleichen Zeitraum jedoch von 41 auf 32 Prozent deutlich stärker. Dies zeigt die aktuelle Analyse, die mit dem „TargetReport Assekuranz“ des Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov (www.yougov.de) erstellt wurde. „Die Kombination der Kapitallebensversicherung aus Sparvertrag für den Versicherten und Todesfallschutz für die Hinterbliebenen hat durch die niedrige Verzinsung in den letzten Jahren bei den Deutschen an Attraktivität verloren. Auf den Risikoschutz für Hinterbliebene sollte dennoch nicht verzichtet werden. Das Thema darf daher in Beratungsgesprächen nicht fehlen“, sagt Dr. Oliver Gaedeke (Foto: YouGov), Vorstand und Leiter der Finanzmarktforschung bei YouGov.

Neukunden besonders bei Familien mit Kindern
Der aktuelle „TargetReport Assekuranz“ zeigt ebenfalls, welche Zielgruppe für Versicherer wie Allianz (www.allianz.de), CosmosDirekt (www.cosmos-direkt.de) , Ergo (www.ergo.de) oder Huk-Coburg (www.huk.de) bei der Risiko-Lebensversicherung besonders interessant ist. Sechs von zehn Neukunden mit einer Risiko-Lebensversicherung leben mit eigenen Kinder unter einem Dach. Beim durchschnittlichen Versicherungsnehmer in Deutschland sind es lediglich drei von zehn. Des Weiteren weisen Neukunden ein höheres monatliches Haushalts-Nettoeinkommen auf als der Durchschnitt. Aber auch bezüglich der Summe aller aktuell abgeschlossenen Versicherungen liegen sie mit durchschnittlich 7,2 Policen deutlich über dem Schnitt (5,0 Policen). Trotzdem würden Neukunden preisbewusst entscheiden. Über die Hälfte (54 Prozent) sei Kunde bei niedrigpreisigen Versicherern gegenüber von etwa einem Drittel (35 Prozent) in der Gesamtheit aller Befragten, heißt es.
Mit dem „TargetReport Assekuranz“ lassen sich zahlreiche weitere individuelle Zielgruppen-Analysen über den privaten Versicherungsmarkt in Deutschland durchführen, betont man bei YouGov.  Das Tool eigne sich besonders für Marketing- und Vertriebsleiter, die damit Zielgruppen-Konzepte für verschiedene Informations- und Vertriebspunkte schnell und effizient überprüfen können.

Versicherungsschutz reicht nicht
Offenbar nicht Gegenstand der Befragung von YouGov war die Qualität des Risiko-Lebensversicherungsschutzes. Dabei sieht es besonders schlecht aus, so dass befürchtet werden muss, dass viele Witwen und Waisen im Fall des Ablebens des versicherten Hauptverdieners in schwere finanzielle Turbulenzen geraten werden. Im Durchschnitt beträgt die Versicherungssumme von Risiko-Lebensversicherungen nach Daten des GDV Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) 79.768 Euro (Ende 2014). Darunter ist sicher jede Menge Mini-Versicherungen, die Banken gerne Verbrauchern auch schon bei kleineren Kredit-Verträgen aufschwatzen.

Viele Vermittler wissen aber aus eigener Praxis, dass in vielen Familien die Versicherungssummen für eine bedarfsgerechte Absicherung nicht ausreichen. Nach einer allgemein anerkannten Faustregel sollte die Versicherungssumme des Drei- bis Fünffache des Jahres-Bruttoeinkommens des Versicherten betragen. Wer kleine Kinder hat, sollte mindestens das Fünffache für die Versicherungssumme ansetzen.

Versicherungssumme nach Verdienstausfall ausrichten
Bei einem deutschen Durchschnittverdiener mit 35.000 Euro Jahreseinkommen müssten alos also 105.000 bis 175.000 Euro abgesichert werden. Das kann aber nur eine Überschlagsrechnung sein, der Vermittler sollte mit beiden Ehepartnern genau berechnen, wie hoch der Verdienstausfall ist, wenn ein Partner stirbt, welche finanziellen Verpflichtungen dann noch bestehen, wie hoch die Ausgaben sind, welche Vermögenswerte ansonsten vorhanden sind und auch, wie das Kapital unter den gegebenen Marktbedingungen angelegt werden kann.

 Der Markt der Risikolebensversicherung in Deutschland

2014

Tendenz

 Bestand (Anzahl in 1.000)

7.578

 Anteil am Gesamtbestand der Lebensversicherer (Prozent)

8,6

 Laufender Beitrag für ein Jahr (Millionen Euro)

4.125

 Versicherungssumme (Millionen Euro)

604.481

 Neugeschäft (Anzahl in 1.000)

579,7

 Anteil am Neugeschäft der Lebensversicherer (Prozent)

10,4

 Quelle: GDV, Stand: 31. Dezember 2014, nur Hauptversicherungen

Witwen- und Waisenrenten: Zum Leben zu wenig
Witwen und Witwer bekommen bei der großen Witwen-Rente 55 Prozent der gesetzlichen Altersrente, die dem verstorbenen Partner zugestanden hätte. Dazu müssen Ehepaare aber mindestens 45 Jahre alt oder erwerbsgemindert sein oder ein minderjähriges Kind haben. Für die Zeit, die der Tod vor dem Rentenalter liegt, gibt es Abschläge. Jüngere Hinterbliebene erhalten meist nur die kleine Witwen-Rente in Höhe von 25 Prozent der Rente des Verstorbenen, die lediglich 24 Monate lange gezahlt wird und wegen der Anrechnung des Einkommens oft entfällt. Halbwaisen erhalten 10 Prozent, Vollwaisen 20 Prozent bis zum 18. Lebensjahr, bei einer Ausbildung maximal bis zum 27. Lebensjahr.

Das ganze Elend in Sachen Höhe der Hinterbliebenen-Renten wird deutlich, wenn man die Höhe der Rentenleistungen betrachtet, die die gesetzliche Rentenversicherung auszahlt. Laut Renten-Bestandsstatistik 2014 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (www.bmas.de) betrug die durchschnittliche Witwerrente 268 Euro, die durchschnittliche Witwenrente 597 Euro. Die durchschnittliche Waisenrente belief sich auf rund 160 Euro.

Hinterbliebenen-Rente reicht meist nicht
Der Tod eines Verdieners in der Familie führt deshalb trotz Hinterbliebenen-Rente nicht selten in die Armutsfalle, machen Fachleute deutlich. Vor allem Frauen geraten demnach nach dem Tod des Ehemannes oder eingetragenen Lebenspartners häufig in Geldnot, da die Hinterbliebenen-Rente in der Regel bei Weitem nicht ausreicht, um den Lebensstandard zu halten. (hp / www.boquel-news.de)

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