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Wirbelsturm "Sandy" macht finanziell weniger Wirbel

17. Januar 2013 - Der Hurrikan „Sandy" forderte im Oktober 2012 in Übersee mindestens 253 Todesopfer und verursachte empfindliche Schäden. Versicherer und Rückversicherer mussten dafür zwar viel Geld bezahlen, doch ohne größere Beeinträchtigung ihres Schadenbudgets.

Für ihre aktuell aufgestellten Gewinnprognosen berücksichtigen Versicherer und Rückversicherer Analysen und Belastungen ihrer Schaden-Budgets für Großschäden. Sowohl der weltweit größte Rückversicherer Munich Re (www.munichre.com) als auch die Nummer 2, Swiss Re (www.swissre.com), und die Hannover Rück (www.hannover-rueck.de) machend deutlich, dass der Hurrikan Sandy, der am 19. Oktober 2012 auf die US-Ostküste und bis Kanada stieß, schwerste Schäden verursachte und für die Assekuranz der größte versicherte Schaden des Jahres 2012 war. Dennoch habe der Monstersturm die Gewinnprognosen der Versicherer wenig tangiert. Während die tatsächlichen Schäden durch „Sandy" (siehe Tabelle) auf mindestens 50 Milliarden Euro geschätzt werden, fielen die versicherten Schäden mit geschätzten 25 Milliarden Euro „relativ glimpflich" aus.

Hurrikan Sandy: Opfer und Sachschäden

Land

Todesopfer

Vermisste

Geschätzter Schaden (in US-Dollar / Euro)

Bahamas

2

0

300 Millionen US-$ / 225,7 Millionen €

Dominikanische Republik

2

0

30 Millionen US-$ / 22,5 Millionen €

Haiti

104

15

100 Millionen US-$ / 75,2 Millionen €

Jamaika

1

0

55,23 Millionen US-$ / 41,55 Millionen €

Kanada

2

0

100 Millionen US-$ / 75,2 Millionen €

Kuba

11

0

2 Milliarden US-$ / 1,5 Milliarden €

Vereinigte Staaten

131

0

63 Milliarden US-$ / 47,4 Milliarden €

Gesamt

253

15

65,6 Milliarden US-$ / 50 Milliarden €

Marktführer Munich Re Hat mit der Veröffentlichung der Schäden aus Naturkatastrophen im Jahr 2012 eine erste Schadenbilanz vorgelegt. Durch eine Reihe folgenreicher Wetterkatastrophen war demnach der Anteil der USA an den globalen Schäden aus Naturkatastrophen höher als sonst. Weltweit verursachten Naturkatastrophen im vergangenen Jahr gesamtwirtschaftliche Schäden von rund 160 Milliarden US-Dollar (entspricht rund 120 Milliarden Euro). Den Angaben zufolge betrugen die versicherten Schäden rund 65 Milliarden US-Dollar (circa 49 Milliarden Euro).

„Die hohen Schäden durch Wetterkatastrophen in den USA haben gezeigt, dass stärkere Anstrengungen zur Schadenprävention nötig sind", sagt Munich-Re-Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. „Es wäre mit Sicherheit möglich, Ballungsräume wie New York besser vor den Folgen von Sturmfluten zu schützen. Dies wäre volkswirtschaftlich sinnvoll, und Versicherer könnten eine geringere Schadenanfälligkeit auch bei der Preisgestaltung berücksichtigen."

Die Swiss Re hatte schon Ende vergangenen Jahres publik gemacht, dass die gesamte Schadenbelastung für die Versicherungs-Branche höher ausfalle als von Experten erwartet.

Belastung reduziert sich auf 237,5 Millionen Euro
Auf Basis einer detaillierten Analyse ihres Schaden-Rückversicherungs-Portefeuilles erwartet die Hannover Rück (www.hannover-rueck.de) eine Nettobelastung aus versicherten Schäden durch den Hurrikan Sandy von 261 Millionen Euro. „Durch schadenverlaufsabhängige Vertragskonditionen fallen zusätzliche Prämien in Höhe von 23,5 Millionen Euro netto an, so dass sich die Belastung auf 237,5 Millionen Euro reduziert", teilte der börsennotierte Rückversicherer im Konzern der Talanx AG (www.talanx.de) mit.

„Mit unserer Schadenbelastung liegen wir komfortabel innerhalb unseres Großschadenbudgets für das abgelaufene Geschäftsjahr. Unsere Erwartung, für 2012 ein Konzernergebnis von mehr als 800 Millionen Euro erreichen zu können, wird durch diese Schadenbelastung nicht beeinträchtigt', sagt Hannover-Rück-Chef, Ulrich Wallin.

Im Rahmen der Erwartungen
Auch die Konzern-Mutter, die Talanx AG, beziffert die Belastung durch den Hurrikan „Sandy" für den Gesamtkonzern auf netto 306 Millionen Euro. Darin sei die von der Hannover Rück gemeldete Schadenhöhe vollständig enthalten. Die Auswirkung von „Sandy" auf das Geschäftsergebnis des Talanx-Konzerns würden damit im Rahmen der Erwartungen bleiben.

Auch beim Allianz-Konzern (www.allianz.com) wurde hochgerechnet, dass „Sandy" voraussichtlich Kosten von circa 455 Millionen Euro an Schadenleistungen verursacht habe. Bereits im Dezember 2012 teilte die Zurich Insurance Group (Zurich www.zurich.com) mit, dass sie die kumulierten Schäden im Zusammenhang mit dem Sturm Sandy auf rund 700 Millionen US-Dollar (mehr als 525 Millionen Euro) nach Abzug von Rückversicherungen schätzt.

HURRIKAN Sandy Wetterforscher fassen das Phänomen „Hurrikan Sandy" zusammen. Der Monstersturm traf am 29. Oktober südlich von New York bei Atlantic City auf die US-Ostküste. Das nebenstehende Foto zeigt eine Fotomontage, um zu demonstrieren, dass „Sandy" nicht einmal vor der New Yorker Freiheitsstatue Halt machte. Die Sandys Spitzengeschwindigkeiten betrugen zu diesem Zeitpunkt zwar nur noch 150 km/h, jedoch sei der Sturm mit einem Durchmesser von 1.800 Kilometern außergewöhnlich breit - anderthalb mal so groß wie der Bundesstaat Texas, so dass sich die Schäden auf ein riesiges Gebiet erstreckten. Die schwersten Schäden richtete Sandy mit der Sturmflut an, die an der Nordflanke des Sturms einen mehrere hundert Kilometer langen Küstenstreifen von New Jersey bis Massachusetts traf. Das Auftreffen des Sturms auf Land fiel mit einer Vollmondspringflut zusammen, so dass an vielen Küstenabschnitten eine Fluthöhe von drei Metern überschritten wurde. An der Südspitze von Manhattan im Battery Park nahe der New Yorker Wall Street wurde sogar ein Rekordpegel von 4,3 Metern gemessen, wovon knapp ein Meter auf die Springflut entfiel.

„Sandy hat mit seiner Flutwelle New York voll getroffen. Vor allem die Verkettung mit der Springflut ist ein außergewöhnlicher Umstand. Aber auch solche Aspekte müssen bei der Bewertung von Risiken für Ballungszentren berücksichtigt werden", sagt Prof. Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung der Munich Re.

Das zweite große Schadenereignis des Jahres 2012 war laut Munich Re die Dürre in den USA, die den ganzen Sommer in der so genannten Kornkammer des Landes im Mittleren Westen und benachbarten Bundesstaaten herrschte. Dort wird der Großteil der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen der USA - Mais und Soja - angebaut. Das Jahr 2012 war in den USA bis zum Monat November das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1895. Auch die für Juni und Juli erhofften üblichen Regenfälle blieben weitgehend aus. Eine schlimmere Dürre mit entsprechenden Folgen für die Ernte gab es nur in den so genannten „Dust Bowl"-Jahren 1934 bis 1936. Insgesamt war fast die Hälfte der gesamten Agrar-Anbaufläche der USA 2012 von der Dürre betroffen.

„Mit solchen Ereignissen müssen wir künftig häufiger rechnen"
„Die beiden Naturkatastrophen belegen eindrucksvoll, mit welchen Ereignissen wir künftig häufiger rechnen müssen", sagt Höppe. „Natürlich lassen sich einzelne Ereignisse nicht auf den Klimawandel zurückführen, sie wären isoliert gesehen auch ohne ihn möglich. Aber viele Studien gehen für die Zukunft von mehr sommerlichen Dürreperioden in Nordamerika aus, und auch folgenreiche Wirbelstürme relativ weit im Norden der US-Ostküste dürften langfristig wahrscheinlicher werden. Der durch den Klimawandel verursachte Meeresspiegelanstieg wird die Sturmflutrisiken zusätzlich erhöhen. Und da bei den internationalen Klimaverhandlungen - wie zuletzt in Doha - überhaupt keine Fortschritte absehbar sind, ist die Anpassung an diese Gefährdungen mit entsprechenden Schutzmaßnahmen unbedingt nötig." (eb / www.bocquel-news.de)

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