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Wie die Signal Iduna Corona die kalte Schulter zeigt

4. Dezember 2020 - „Die BSV kann eine Absicherung in Pandemie-Zeiten nicht leisten“, sagt Signal-Iduna-Chef Ulrich Leitermann im Exklusiv-Interview mit den bocquel-news. Der Versicherer mit berufsständischen Wurzeln legt sich bei der BSV für Handwerk und Gewerbe ins Zeug. Große Veränderungen kündigen sich mit der Agilisierung an.

Die Signal Iduna (www.signal-iduna.de) überarbeitet derzeit ihre Betriebsschließungs-Versicherung (BSV) in Gänze, um künftig Pandemie-Situationen im Bedingungswerk abbilden zu können. Ihr Vorstandsvorsitzender Ulrich Leitermann (61) stellt in unserem Exklusiv-Interview klar, dass der Staat solche Anordnungen sozial abfedern müsse. Dennoch hat die Signal Iduna bisher bereits etwa 35 Millionen Euro Entschädigungen an betroffene Unternehmen gezahlt und damit 80 Prozent der Schäden abgewickelt.

Herr Leitermann, jetzt im Herbst-Winter stecken wir erneut mitten im Corona-Lockdown. Wie wirkt sich dies in den Hauptverwaltungen der Signal Iduna Gruppe in Dortmund und Hamburg aus?

Ulrich Leitermann: Unser Krisenstab passt die Pandemie-Maßnahmen kontinuierlich der aktuellen Lage an. Derzeit arbeiten bei uns vier von fünf Mitarbeiter von zuhause aus, ohne dass unser Geschäftsbetrieb darunter leidet. Mit Hilfe von digitalen Arbeitsmitteln, wie beispielsweise Video-Konferenzen, klappte der Übergang ins Homeoffice reibungslos. In den vergangenen Monaten haben wir zudem neue Angebote und Hilfsmittel für unsere Vertriebspartner und Vermittler entwickelt. Beispiele dafür sind unsere Remote-Beratung oder die digitale Antragsstrecke.

Signal Iduna ist dem Handwerk als Zielgruppe besonders verbunden. Die Handwerksbranche kommt vergleichsweise gut durch die Pandemiezeit. Oder wie nehmen Sie dies als Versicherer wahr?

Ulrich Leitermann: Viele Handwerksbetriebe kommen vergleichsweise gut durch die Krise, im Bauhandwerk und anderen Schlüsselbranchen gibt es kaum Ausfälle. Trotzdem sind auch diese Betriebe von den Corona-Maßnahmen betroffen, beispielsweise von Betriebsschließungen. Als Partner des Handwerks war für uns von Beginn an klar, dass wir maximal flexibel und kundenorientiert handeln wollen. In der BSV haben wir jedes Anliegen individuell geprüft. Außerdem haben wir zahlreiche andere Maßnahmen angeboten, wie die Möglichkeit zur Aussetzung der Beitragszahlungen, etwa für den Fuhrpark oder in der Lebensversicherung. Unser Anspruch ist, für jeden Kunden eine faire Lösung zu finden.

Dagegen leidet das Hotel- und Gaststättengewerbe in Zeiten von Covid-19 massiv und ist jetzt auch im zweiten Lockdown stark von Betriebsschließungen betroffen …

Ulrich Leitermann: Richtig, ganz besonders für das Hotel- und Gaststättengewerbe ist dies eine außergewöhnlich schwierige Zeit. Deshalb haben wir schon im ersten Lockdown allen Kunden, die bei uns eine BSV abgeschlossen haben, ein Angebot gemacht. Betriebe, die per Einzelverfügung geschlossen wurden, haben wir in vollem Umfang entschädigt, auch wenn Corona streng genommen in den Bedingungen ausgeschlossen war.

Bei Betrieben, die aufgrund einer Allgemeinverfügung schließen mussten, haben wir jeden Einzelfall geprüft. Es sind uns mehr als 2.500 Schäden gemeldet worden, von denen wir deutlich mehr als 80 Prozent bereits abgeschlossen haben. Insgesamt haben wir bisher rund 35 Millionen Euro als Entschädigungen gezahlt.

Gleichzeitig müssen wir darüber nachdenken, wie wir künftig mit solchen Pandemie-Situationen umgehen. Die BSV wurde nie für einen Fall wie die Corona-Pandemie geschaffen.

Eine solche Absicherung kann diese Versicherung gar nicht leisten. Aus diesem Grund überarbeiten wir derzeit unsere BSV grundlegend und werden im ersten Quartal 2021 ein neues Bedingungswerk einführen.

Klar ist für mich: Wenn der Staat sich entschließt, einzelne Branchen zu schließen – was ja immer auch eine politische Entscheidung ist –, muss er auch für die soziale Abfederung solcher Maßnahmen aufkommen.

Zurzeit arbeiten viele Beschäftigte im Homeoffice. Doch was passiert, wenn beim Arbeiten zuhause etwas passiert? Erlebt da gerade die private Unfallversicherung einen Boom?

Ulrich Leitermann: Bei uns zeigt sich eine erhöhte Nachfrage nach Unfallversicherungen. Schließlich will man auch im Homeoffice gut abgesichert sein. Wir sehen da im Moment keinen Boom, aber auf jeden Fall Zuwächse.

Um Kontakte zu reduzieren, geht auch der Versicherungsvertrieb neue Wege. Stichwort: Digitalisierung. Welchen Kurs schlagen Sie hier ein?

Ulrich Leitermann: Videokonferenzen, bargeldloses Bezahlen, Gesundheits-Apps – Covid-19 hat zu einem Schub der Digitalisierung in Deutschland geführt. Das gilt auch für die Kunden: Der Trend zum digitalen Konsum hat sich durch Corona noch verstärkt. Doch gerade bei erklärungsbedürftigen Produkten wie Versicherungs- und Finanzdienstleistungen wollen Kunden nicht auf eine Beratung verzichten. Das persönliche Informationsgespräch wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Durch die Corona-Pandemie sehen wir uns auf unserem Kurs der Digitalisierung und Agilisierung bestätigt. Während des Lockdowns konnten wir unseren Kunden aus dem Stand zusätzliche digitale Kontaktmöglichkeiten und Lösungen anbieten. Vermehrt genutzt wurde auch unsere Kunden-App, hier hatten wir einen starken Zuwachs beim Download und der Nutzung. Die Vermittler standen den Kunden mit Online-Beratung und einem digitalen Vertragsabschluss zur Seite. Darüber hinaus haben wir dieses Jahr ein Projekt gestartet, das vielleicht eine der größten Veränderungen in der jüngeren Geschichte unserer Gruppe darstellt: die Agilisierung der Signal Iduna Gruppe.

Agilisierung – was verstehen Sie darunter?

Ulrich Leitermann: Als einer der ersten Versicherungskonzerne in Deutschland führen wir unternehmensweit agile Arbeitsmethoden ein. Den Start machen zunächst tausend Mitarbeiter, die noch in diesem Jahr in crossfunktionalen, flexiblen Teams nach agilen Methoden zusammenarbeiten werden – persönlich und virtuell. Von diesen Veränderungen wird auch der Vertrieb enorm profitieren. Ich bin überzeugt, dass wir künftig noch besser auf die Wünsche unserer Kunden eingehen und gemeinsam mit unseren Vermittlern und Vertriebspartnern neues Wachstum schaffen können.

Dankeschön für das Interview, Herr Leitermann. (-el / Fotos Signal Iduna / www.bocquel-news.de)

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