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Konzepte und Kriterien

Wie Lebensversicherer jetzt dem Niedrigzins trotzen

5. Juli 2019 - Die Zinszusatzreserve (ZZR) bringt den deutschen Lebensversicherern Erleichterung: Am Kapitalmarkt müssen sie nicht so hohe Gewinne erzielen, um Garantien für Kunden zu erfüllen. Laut dem aktuellen Bericht von Fitch Ratings sanken die durchschnittlichen Garantieverpflichtungen 2018 auf 1,9 (Vorjahr 2,9) Prozent.

Seit einigen Jahren verlagern Versicherer ihren Neugeschäftsmix - weg von traditionellen Lebensversicherungsprodukten mit Investitionsgarantien und hin zu fondsgebundenen Produkten und Hybridprodukten – siehe nebenstehende Fitch-Grafik (zum Vergrößern bitte anklicken). Dies macht ihr Kapital und ihr Ergebnis allmählich weniger zinsempfindlich. Durch die Zinszusatzreserve (ZZR) kann die deutsche Lebensversicherungsbranche ihr Engagement in anhaltend niedrigen Zinsen weiter reduzieren. Wie das Analysehaus Fitch Ratings (www.fitchratings.com) in seinem jüngsten Bericht folgert, werden damit die ‚stabilen Aussichten‘ für die LV-Branche hierzulande unterstützt.

Die Fitch-Analysten errechneten, dass die durchschnittliche laufende Rendite der Anlagebestände der deutschen Lebensversicherer die durchschnittliche effektive Garantie für ihr bestehendes Geschäft übersteigt. Und das, obwohl die Marge allmählich nachlässt, da die Versicherer auslaufende Vermögenswerte zu niedrigeren Renditen reinvestieren.

So liegen Garantien für das Neugeschäft weit unter den aktuellen Marktrenditen und tragen dazu bei, die zukünftigen Investitionsmargen der Versicherer zu schützen. „Wir gehen davon aus, dass die durchschnittliche laufende Rendite auch in einem Szenario eines weiteren Jahrzehnts niedriger Zinsen und einer Reinvestitionsrendite der Versicherer von nur 0,7 Prozent ausreicht, um die durchschnittliche effektive Garantie abzudecken“, sagt Dr. Stephan Kalb, Senior Director Versicherung bei der Fitch Deutschland GmbH in Frankfurt.

Die meisten deutschen Lebensversicherer bieten traditionelle Lebensversicherungsprodukte mit Investitionsgarantien nicht mehr aktiv an. „Wir schätzen, dass die gewichtete durchschnittliche Garantie für das Neugeschäft im Jahr 2018 nur 0,4 Prozent betrug, was dazu beitrug, die durchschnittliche Garantie für die Portfolios der Versicherer zu reduzieren, wenn das ältere Geschäft mit höheren Garantien ausläuft.“ Die Fitch-Analysten gehen davon aus, dass der Anteil traditioneller Produkte in diesem Jahr weiter auf rund 25 Prozent des Neugeschäfts zurückgehen wird, gemessen am jährlichen Prämienäquivalent (2018: 33 Prozent).

Kapitalanlageergebnis zurückgegangen
Erträge aus dem Underwriting und Kostenbelastungen haben für die deutschen Lebensversicherer an Bedeutung gewonnen, da das Kapitalanlageergebnis zurückgegangen ist. Nach Meinung von Fitch Ratings entsprechen diese Einnahmen jährlich etwa 0,7 bis 0,8 Prozent der traditionellen Geschäftsreserven des Sektors und dürften den großen Versicherern helfen, ihre Rentabilität zu erhalten, da sie zur Finanzierung von Kundengarantien beitragen können, wenn das Kapitalanlageergebnis allein nicht ausreicht.

Wie berichtet wurde die Zinssatzreserve (ZZR) imJahr 2010 von der Bundesregierung auf Initiative der Versicherer eingeführt, um sicherzustellen, dass die Anbieter ihre Garantien auch in einem Niedrigzinsumfeld erfüllen können. Laut Fitch haben die Versicherer nun von der letztjährigen Reform profitiert, um die Anforderungen an den Aufbau der ZZR zu senken. Dies hat die Beschränkungen bei der Vermögensallokation gelockert, was es ihnen ermöglicht, stärker im Einklang mit dem wirtschaftlichen Risiko- / Ertrags-Appetit zu investieren und besser positioniert zu sein, auch wenn die Marktzinsen langsam steigen sollten.

Bei Fitch Ratings geht man davon aus, dass die effektiven Garantien bis einschließlich 2030 unterhalb der durchschnittlichen Kapitalrenditen liegen werden. (-el / www.bocquel-news.de)

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