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Wahlergebnis birgt große Fallstricke für Vermittler

30. September 2021 - Mit dem „Versicherungsvertrieb der Zukunft“ beschäftigen sich Branchenkenner und renommierte Repräsentanten aus der Assekuranz am Donnerstag beim hybriden und präsenten MCC-Kongress. Doch vor dem Blick auf die nächste Dekade stand für die Teilnehmer die gerade vergangene Bundestagswahl im Fokus.

Es ging lebhaft zu, als sich die Teilnehmer des MCC-Kongresses „Versicherungsvertrieb der Zukunft“ (www.mcc-seminare.de/mcc_veranstaltung) gleich zu Beginn der Veranstaltung mit den Auswirkungen der Bundestagswahl auf die Versicherungs-Branche beschäftigten.

Mit den Grünen lassen sich marktwirtschaftliche Positionen besser durchsetzen als mit der SPD“, meinte Michael Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), zu den anstehenden Sondierungsgesprächen. Viele ehemalige Jungsozialisten seien nun in den Bundestag gekommen, dies lasse nichts Gutes erwarten.

Die Crux sei, dass Politiker kaum Versicherungsvermittler kennen und von daher deren Probleme nicht nachvollziehen können. Er, Michael Heinz selbst, würde Politiker gerne auffordern, einmal selbst im Internet eine Altersvorsorge abzuschließen. Diese stellten dann fest, dass dies wesentlich komplizierter sei, als sie erwartet hätten. Die alltäglichen Themen des Vermittlers wie Beratung, Haftung und Dokumentation würden ausgeblendet.

„Da stelle ich mir die Frage, ob der GDV noch unser Partner ist“
BVK-Präsident Michael Heinz übte auch Kritik am Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Deren Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen habe die Position vertreten, dass Riester digital wesentlich schlanker ohne Vertrieb zu managen sei. „Da stelle ich mir die Frage, ob der GDV noch unser Partner ist“, so Heinz.

Vermittler haben einen sozialpolitischen Auftrag
Schließlich sollte der Verbraucher selbst entscheiden, ob er ein Honorar, eine Courtage oder Provision zahlen möchte. Der BVK plädiert laut Michael Heinz für ein Nebeneinander der Vergütungssysteme. Eine ausschließliche Honorarberatung würde nur von Wohlhabenden beauftragt. Andere würden aus Kostengründen oft auf die Beratung verzichten. Vermittler hätten einen sozialpolitischen Auftrag, und der BVK als Verband müsse die gesetzlichen Rahmenbedingungen mitentwickeln. Da vieles vom Gesetzgeber immer öfter aus Brüssel komme, werde der BVK dort ein neues Büro eröffnen.

Vermittler hätten anders gewählt
Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes Finanzdienstleistung AfW e.V., äußerte sich zufrieden, dass eine Koalition Rot-Rot-Grün vom Tisch sei. Wäre es nach den Vermittlern gegangen, so eine AfW-Befragung, hätten Union und FDP eine zwei-Drittel-Mehrheit, und die SPD wäre mit 4 Prozent Stimmenanteil gar nicht in den Bundestag gekommen.

Das Thema Provisionsdeckel sei nicht vom Tisch, wenn als Koalition die Ampel realisiert würde. Auch Norman Wirth sieht es wie der BVK-Präsident Heinz, dass man mit den Grünen hier besser reden könne, da dies für sie kein Kernthema sei. Wenn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einen Provisionsdeckel durchdrücken wolle, werde der AfW dagegen vorgehen, denn schließlich sei die BaFin nicht der Gesetzgeber.

Die Honorarberatung werde sicherlich zunehmen, allerdings müssten die Produktgeber entsprechende Netto-Tarife anbieten. Wirth kann sich vorstellen, dass diese Verpflichtung vom Gesetzgeber geprüft wird. Die Courtage sollte aber Leitvergütung bleiben. Unabhängige Finanzvermittler sollten aber auch über die Honorierung für ihre Serviceleistungen nachdenken. Der Arbeitskreis Beratungsprozesse habe Mustervereinbarungen dazu entwickelt, die auf der AfW-Website abzurufen seien.

Norman Wirth sprach sich erneut gegen die Übertragung der Finanzaufsicht der so genannten 34f-GewO-Vermittler (Finanzanlagenvermittler) von den IHKs auf die BaFin aus. Dies könne wieder zum Thema werden. Der AfW habe sich bislang erfolgreich dagegen eingesetzt. Dank Wirecard hatte sich das Thema in dieser Legislaturperiode erledigt.

In der von Dr. Florian Elert, Professor für Versicherungsmanagement an der HSBA Hamburg School of Business Administration, moderierte die Diskussion, es ging es um weitere Vertriebsthemen. So meinte Norman Wirth, dass die Bürgerversicherung in einer Ampelkoalition wieder ein Thema werden könnte. Das gelte auch für Themen wie die BaFin-Aufsicht oder ein Provisionsdeckel.

Angemessene Vergütung für Vermittler eingefordert
Professor Hans-Wilhelm Zeidler, langjähriger Versicherungsvorstand, wies darauf hin, dass nicht ein möglicher Kanzler Olaf Scholz das Problem dabei sei, sondern die Hintermänner der SPD. Zeidler sprach sich klar gegen eine Deckelung aus. Ein Berufsstand, der saubere Arbeit leiste, müssen angemessen vergütet werden. Die Qualität des Vertriebs sei in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden. BVK-Mann Heinz bestätigte, dass es nur etwa 200 Verbraucherbeschwerden im Jahr beim Ombudsmann gebe. Ein Provisionsverbot wäre von „reiner Ideologie“ geprägt.

Politikversagen bei Riester
In Sachen Riester-Rente sieht Michael Heinz ein komplettes Politikversagen. Dass die Anbieter aufgrund der Garantiezinsabsenkung jetzt keine Riester-Renten mehr anbieten, nehme er keinem Anbieter übel. Leidtragende seien die Vermittler und die Kunden.

Und: Ein Staatsfonds nach schwedischem Vorbild würde erst in 20 bis 30 Jahren greifen, die jetzigen Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) aber nicht lösen, meinte AfW-Mann Wirth. Bei der Reform der GRV bestehe ohnehin dringender Handlungsbedarf. (Text + Fotos Bernd Rudolf / www.bocquel-news.de)

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