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Konzepte und Kriterien

Versicherer lassen sich 18 Milliarden Euro entgehen

16. Juli 2018 - Versicherer in Deutschland könnten bis 2010 ein Umsatzplus von mindestens 18 Milliarden Euro verzeichnen; sprich sie könnten um mehr als 6 Prozent zulegen, wenn sie die intelligenten Automatisierungs-Mechanismen voll nutzen würden. Das zeigt die jüngste Studie des Management- und IT-Beraters Capgemini.

Alles dreht sich um die digitale Transformation. Doch noch längst nicht alle Unternehmen und Wirtschaftszeige nutzen den Trend. So könnte die Finanzdienstleistungsbranche weltweit durch den Einsatz intelligenter Automatisierungs-Mechanismen bis zum Jahr 2020 mit ein Umsatzplus von nicht ganz 440 Milliarden Euro (entspricht rund 512 Milliarden US-Dollar) rechnen, so das Ergebnis einer Studie des Digital Transformation Institute von Capgemini (www.capgemini.com).  

Nach Analysen der Experten des weltweit führenden Anbieters von Management- und IT-Beratung, Technologie-Services sowie Digitaler Transformation könnten in Deutschland in den nächsten zwei Jahren allein die Versicherer nochmals um 18,31 Milliarden Euro (= 21,42 Milliarden US-Dollar) zulegen, was einem Plus von 6,11 Prozent entspricht.

Im gleichen Zeitraum würden hierzulande auch Banken und Kapitalmarktunternehmen mit einem zusätzlichen Umsatz von 11,44 Milliarden Euro (= 13,38 Milliarden US-Dollar) und plus 6,56 Prozent rechnen. Voraussetzung dafür sei, dass Robotik-Prozessautomatisierung (RPA), künstliche Intelligenz (KI) und Geschäftsprozessoptimierung miteinander verbunden und zum Erreichen der Geschäftsziele eingesetzt werden. Der Bericht „Growth in the machine: How financial services can move intelligent automation from cost play to growth strategy” zeigt, wie der Finanzdienstleistungssektor diese Technologien nutzen kann. Auf den Punkt gebracht, heißt es da:

  • Deutschlands Finanzdienstleister hinken beim umfassenden Einsatz von intelligenter Automatisierung dem weltweiten Durchschnitt hinterher;
  • Umsatzsteigerung in Deutschland um bis zu 34,8 Milliarden US-Dollar (entspricht 29,74 Milliarden Euro) bis 2020 möglich;
  • Automatisierung kann zur Verbesserung des Kundenerlebnisses genutzt werden und letztendlich den Umsatz steigern.

Die Capgemini-Analysten stellten fest, dass bisher in der Finanzdienstleistungsbranche noch nicht umfassend Automatisierungstechnologien wie RPA zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung eingesetzt wurden.

Mit RPA könne ein Unternehmen seine Kosteneinsparungen um 10 bis 25 Prozent steigern. Wird RPA mit KI-Maßnahmen kombiniert, könnten diese auf 30 bis 50 Prozent erhöht werden.In einem herausfordernden und hart umkämpften Umfeld suchen Finanzdienstleistungsunternehmen nach zusätzlichen Möglichkeiten, um über reine Effizienzsteigerung hinaus weitere Werte zu erschließen. Nach heutigem Stand liegt Deutschland auf dem vorletzten Platz (siehe Grafik - zum -vergrößern bitte anklicken).

„Wir haben festgestellt, dass 45 Prozent der Finanzdienstleister glauben, dass Internet-Giganten wie Google, Facebook oder Amazon in den nächsten fünf Jahren ihre Hauptkonkurrenten sein werden.

Dies ist ein Faktor, der erklärt, warum wir eine allmähliche Verlagerung hin zu intelligenter Automatisierung beobachten, da Unternehmen ein höheres Umsatzwachstum und eine höhere Kundenzufriedenheit anstreben“, sagt ein Capgemini-Sprecher.

Allerdings sei „RPA nur ein Werkzeug von mehreren. Wir werden auch KI-basierte Anwendungen und Prozessoptimierungstechniken zur Automatisierung im Finanzmarkt einsetzen“, ergänzt Jenny Dahlström, Deputy Head of Business Support and Development und Head of Robotic bei Capgemini.

Mehr Umsatz und höhere Kundenzufriedenheit durch Automatisierung
Führende Finanzdienstleister haben damit begonnen, Automatisierungstechniken im direkten Kundenkontakt anzuwenden. Sie nutzen diese nicht nur um Kosten einzusparen, sondern auch um Umsatz zu generieren. Wie die Capgemini-Studie zeigt, konnten im Durchschnitt mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Finanzdienstleister weltweit ihren Umsatz durch Automatisierung um 2 bis 5 Prozent steigern (34 Prozent der Banken, 33 Prozent der Versicherer und 37 Prozent der Kapitalmarktunternehmen).

Schnellere Produkteinführungszeiten (Time-to-Market) und verbesserte Querverkaufsmöglichkeiten (Cross-Selling) sind den Angaben zufolge hierbei die wichtigsten Faktoren, die den Gewinn beeinflussen. Inzwischen haben 64 Prozent der Banken, Versicherungs- und Kapitalmarkt-Unternehmen eine Verbesserung der Kundenzufriedenheit um mehr als 60 Prozent durch intelligente Automatisierung festgestellt, so der Bericht.

Angesichts der Vorteile, sei es nicht verwunderlich, dass immer mehr Finanzdienstleister den Einsatz der Technologie an vorderster Stelle erwägen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) konzentriert sich demnach auf die Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Automatisierung, während fast die Hälfte (45 Prozent) Umsatzsteigerung als zentrales Ziel ansieht.

Es gibt allerdings noch viel zu tun. „Nur die fortschrittlichsten Unternehmen unter den Finanzdienstleistern haben Führungskräfte mit einer genauen Vorstellung davon, welche Möglichkeiten sich durch Automatisierung für ihr gesamtes Geschäft ergeben könnten.

Während sie schon jetzt Gewinne verbuchen, wird der Anteil aus automatisiert generierten Umsätzen signifikant weiter steigen. Nur Unternehmen, die diese Technologien richtig orchestriert einsetzen, so dass sie über die reine Kostenreduzierung hinausgehen und sich auf die Wertschöpfung für Kunden und Aktionäre konzentrieren, können am Markt bestehen“, sagt Joerg Becker, Senior Manager von Capgemini Consulting in Deutschland.

Hürden auf dem Weg zur einer Automatisierungsstrategie
In der Studie werden mehrere Faktoren genannt, die Unternehmen daran hindern, über erste Pilotprojekte hinauszugehen und intelligente Automatisierung einzusetzen. Demnach kämpfen etwa vier von zehn Unternehmen (43 Prozent) damit, ein klares Nutzenszenario für die Automatisierung zu entwickeln. Das führt dazu, dass viele von ihnen die Führungsetage nur schwer von einer schlüssigen intelligenten Automatisierungsstrategie überzeugen können (41 Prozent).

Es fehlt eine adäquate Datenmanagementstrategie
Fast die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) gibt an, dass sie Probleme haben, die richtigen Ressourcen zu finden, um intelligente Automatisierung effektiv zu implementieren. Eine fehlende adäquate Datenmanagementstrategie sahen außerdem 46 Prozent als fortschrittshemmend an, da KI-basierte Automatisierungsalgorithmen die richtigen Daten in ausreichender Menge benötigen.

Jose Ordinas Lewis, Leiter des Robotic Automation Center der Swiss Re (www.swissre.com), ist der Meinung, dass die Entwicklung der Automatisierung im Bereich der Finanzdienstleistungen der Revolution der Automobilindustrie in den 70er und 80er Jahren sehr ähnlich sein wird: „Die Rolle des Menschen in Prozessen wird sich dramatisch verändern und sich auf Dinge konzentrieren, die der Mensch viel besser kann – in Bezug auf Design und Problemlösung. Die die sich wiederholenden, regelbasierten Dinge werden den Robotern überlassen. Auch wenn es nicht in zwei Jahren passieren wird, weiß ich, dass es keine 20 Jahre mehr dauert.“

In neun Ländern 1.500 Führungskräfte aus 750 globalen Unternehmen
Capgemini befragte für die Studie 1.500 Führungskräfte aus 750 globalen Unternehmen. Die Sektoren, auf die sich Capgemini konzentrierte, waren Retail- und Geschäftsbanken, Finanzmärkte sowie Lebens- und Nichtlebensversicherungen. Von den Unternehmen hatten 42 Prozent einen weltweiten Umsatz von mehr als 10 Milliarden Dollar. Die Umfrage umfasste Organisationen aus neun Ländern – Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien, Schweden, Indien, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. (-el / www.bocquel-news.de)

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