25. April 2025 - Seit der Ankündigung neuer US-Zölle mehren sich die Anzeichen einer ernsten Schieflage im internationalen Tourismusverkehr. Besonders deutlich zeigt sich der Einbruch in den Besucherzahlen aus Westeuropa. Jüngste Analysen von Allianz Trade zeigen: Im März 2025 reisten 17 Prozent weniger europäische Touristen in die USA.
Die USA als Tourismusmagnet verlieren spürbar an Anziehungskraft. Im März 2025 reisten 28 Prozent weniger Deutsche in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dieser Trend wirkt sich nicht nur auf Hotels und Sehenswürdigkeiten aus, sondern vor allem auf Fluggesellschaften. Die durchschnittliche Auslastung auf US-Verbindungen sank binnen weniger Wochen von 84 Prozent auf 78 Prozent. Für Airlines mit Fokus auf den Nordatlantikverkehr ist das ein empfindlicher Rückschlag.
USA: Tourismus-Weltmacht auf wackligen Beinen
Die Vereinigten Staaten zählen zu den drei meistbesuchten Ländern der Welt – nach Frankreich und Spanien. 2024 erzielte die Branche dort noch Rekordumsätze, doch die aktuelle Entwicklung lässt Zweifel an einer Fortsetzung dieses Aufwärtstrends aufkommen.
Auch Flüge aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko sind rückläufig: Im Februar und März lagen die Passagierzahlen dort jeweils um 6–8 Prozent unter dem Vorjahr. Damit trifft der Rückgang nicht nur internationale Airlines, sondern auch die großen US-Fluggesellschaften selbst. Ihre Einnahmen brachen im ersten Quartal 2025 um rund 10 Prozent ein – ein klarer Dämpfer nach zwei Jahren Wachstum.
Kerosinpreise als Hoffnungsschimmer
Trotz der Turbulenzen gibt es auch Lichtblicke. Der Preis für Flugzeugtreibstoff ist im Vergleich zum Vorjahr um über 20 Prozent gefallen – ein Segen für die Margen. Für europäische Airlines bedeutet das: Rückenwind für die Finanzen. Während US-Fluggesellschaften aktuell mit einer EBITDA-Marge von rund 11 Prozent wirtschaften, liegen europäische Anbieter bei 16 Prozent. Chinesische Airlines profitieren sogar von einer Marge von 20 Prozent – auch dank staatlicher Unterstützung.
„Die gesunkenen Kerosinpreise federn einen Großteil der Nachfragerückgänge ab“, sagt Maria Latorre, Branchenexpertin bei Allianz Trade (www.allianz-trade.de). „Zudem arbeiten viele europäische Fluggesellschaften heute effizienter als noch vor wenigen Jahren.“
Flugzeugmangel als langfristiges Risiko
Ein anderer Kostentreiber rückt indes zunehmend in den Fokus: neue Flugzeuge. Lieferkettenprobleme, Produktionsengpässe und steigende Rohstoffpreise lassen die Beschaffungskosten für neue Jets steigen. Bereits jetzt sind Flugzeuge 16 Prozent teurer als vor fünf Jahren. Bis 2030 könnte der Preis um weitere 20 Prozent anziehen.
Hinzu kommt: Die weltweite Nachfrage nach neuen Maschinen ist hoch, die Wartezeiten sind lang – mit bis zu mehreren Jahren bis zur Auslieferung. Das verknappt die Kapazitäten und macht es für Airlines schwer, flexibel auf Nachfrageänderungen zu reagieren.
Keine Bruchlandung, aber eine harte Landung möglich
Die Zollpolitik der USA hat Nebenwirkungen, die weit über den Handel hinausgehen. Der Tourismussektor und die Luftfahrt geraten spürbar unter Druck. Während US-Airlines bereits mit rückläufigen Umsätzen kämpfen, stehen europäische Anbieter vergleichsweise stabil da – zumindest kurzfristig.
Langfristig könnte der anhaltende Kostendruck jedoch auch bei ihnen Spuren hinterlassen. Insbesondere der teure Flottenausbau droht zur Achillesferse zu werden. Ob es gelingt, diese Turbulenzen ohne größere Schäden zu überstehen, bleibt offen – sicher ist nur: Der Gegenwind wird nicht so schnell abflauen. (-ver / www.bocquel-news.de)
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