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Konzepte und Kriterien

Sachversicherungszweige - die „vitalen Ertragsträger“

29. Juli 2019 - Die deutschen Schaden-/Unfallversicherer haben im Geschäftsjahr 2018 die zunehmende Bedeutung der Sparte gegenüber den Personenversicherern erneut unterstrichen. Dabei verbuchten sie trotz einer vergleichsweise hohen Elementarschadenbelastung erneut einen versicherungstechnischen Gewinn.

Die deutschen Schaden-/Unfallversicherer haben ihren Wachstumskurs 2018 fortgesetzt. Trotz gestiegener Elementarschadenbelastung (schwere Stürme, Hitzeperioden, starke lokale Überschwemmungen) haben sie im Geschäftsjahr 2018 erneut einen versicherungstechnischen Gewinn verbucht, der jedoch mit 2,6 (Vorjahr 4,5) Milliarden Euro niedriger aus als im Vorjahr

„Allerdings haben die wirksame Rückversicherungsgestaltung und die hohen Sicherheitsmittel der Branche das Ergebnis stabilisiert“, sagt Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH (www.assekurata.de), der auch Autor der Untersuchung der Schaden-/Unfallversicherungen ist. „So haben die Unternehmen 2018 branchenweit mehr als 1,4 Milliarden Euro aus der Schwankungsrückstellung entnommen und bestimmungsgemäß zur Glättung der Ergebnisse verwendet.“

Wegen des versicherungstechnischen Gewinns der Schaden-/Unfallversicherer stieg auch Solvency-II-Quote branchenweit auf durchschnittlich knapp 270 Prozent - ein Ausdruck der hohen Finanzstärke. Die Bedeutung bonitätsstarker Schaden-/Unfallversicherer als stabilisierendes Element im Konzernverbund nimmt laut Dennis Wittkamp dabei vor dem Hintergrund eines sich verschärfenden Niedrigzinsumfelds weiter zu. Somit dürften die Unternehmen die gewinnorientierte Zeichnungspolitik gerade in den weniger ertragreichen Komposit-Zweigen fortführen. Sofern massive wetterbedingte Katastrophen ausbleiben, erwartet Assekurata 2019 trotz weiter rückläufiger Kapitalanlageergebnisse eine insgesamt verbesserte Ertragslage.

Beitragsseitig setzte die Branche ihren Wachstumskurs fort und steigerte die Einnahmen um 3,3 Prozent auf mittlerweile 70,6 (Vorjahr: 68,2) Milliarden Euro, was die deutlich auf 53,5 (Vorjahr: 50,1) Milliarden Euro angestiegenen Versicherungsleistungen Milliarden Euro etwas kompensierte. Als Konsequenz aus dem Beitragswachstum schlug sich die gestiegene Schadenbelastung lediglich in moderat auf die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) nieder, die von 93,2 Prozent auf rund 96 Prozent anstieg.

„Die Schaden-/Unfallversicherer wuchsen gemessen an den Beiträgen erneut stärker als die Personenversicherer, was die zunehmende Bedeutung der Sparte unterstreicht“, stellt Dennis Wittkamp heraus. Die gute wirtschaftliche Situation der Schaden-/Unfallversicherer zeige sich auch bei kombinierter Betrachtung von Ertrag und Wachstum in nebenstehenden Abbildung, dem „Ertrags- und Wachstumsindikator“ (zum Vergrößern bitte Anklicken).

Darin ist die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio, kurz CR) als branchengängige Ertragskennzahl in Relation zur Zuwachsrate nach Verträgen gesetzt. Die Größe der Datenpunkte spiegelt die Bestandsanteile der einzelnen Zweige auf Branchenebene wider.

Dabei zeigen sich, mit Ausnahme der Wohngebäude- und der Unfallversicherung, alle Zweige als sogenannte „vitale Ertragsträger“. In diese Rubrik fallen Zweige, die eine Combined Ratio unter 100 Prozent aufweisen (oberer Bereich der Abbildung) und zugleich einen Bestandszuwachs an Verträgen zu verzeichnen haben (rechter Bereich). Dabei profiliert sich neben der Hausratversicherung insbesondere die Haftpflichtversicherung als solider Erfolgslieferant.

Hingegen liegt die Unfallversicherung als einziger Zweig im Feld der „gesättigten Ertragsträger“, das die Kombination einer CR unter 100 Prozent bei einem gleichzeitigen Vertragsrückgang charakterisiert. Damit ist das Unfallgeschäft zwar weiterhin ertragreich, jedoch konnten die Versicherer in Summe keine Vertragszuwächse generieren.

Kfz-Versicherungsmargen unter Druck
Zum Wachstum der Branche hat auch die Kraftfahrtversicherung beigetragen, die zudem weiterhin eine CR knapp unterhalb der 100-Prozent-Marke ausweist. „Hier bleibt abzuwarten, wie sich die Prämien zum Jahreswechsel entwickeln. Drehen die beiden Branchengrößen stärker als erwartet an der Preisschraube, werden auch andere Marktteilnehmer ein Stück weit folgen müssen. Das würde die Margen der Versicherer stärker unter Druck setzen“, prophezeit Wittkamp.

Telematik bleibt im Fokus
Wachstumsseitig dürfte das Thema Telematik aus Sicht der Assekurata für zusätzliche Bewegung im Kfz-Markt sorgen. Das Absatzpotenzial dieser Tarife hat sich allein dadurch erhöht, dass die Branchengrößen Huk-Coburg und Allianz die vormals zielgruppenspezifischen (junge Fahrer/Fahranfänger) Angebote nun für alle Fahrer geöffnet haben.

„Zwar werden Telematik-Tarife in Relation zur Gesamtzahl der versicherten Risiken vorerst ein Nischenangebot bleiben, die hohe Beliebtheit gerade bei jungen Kunden oder vermeintlich vorsichtigen Fahrern dürfte das Thema jedoch sukzessive in die Bestände wachsen lassen“, ist sich Dennis Wittkamp sicher. „Zudem wird die Aussicht auf mögliche Rabatte auch für Nachfrage bei den generell preissensiblen Kfz-Kunden in allen Altersklassen sorgen. Bis 2028 rechnen wir daher mit einem deutlichen Anwachsen der Telematik-Verträge von derzeit rund 200.000 auf über zwei Millionen.“

Aktuelles Bild zur Situation und Stimmung der Branche
Im Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2019/2020 zeichnet die Assekurata ein aktuelles Bild über die Situation und Stimmung in der privaten Krankenversicherung, der Lebensversicherung sowie der Schaden-/Unfallversicherung. Den 75-seitigen Bericht kann man auf der Internetseite www.assekurata.de  gegen eine Gebühr von 1.050 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer kaufen. (-el / www.bocquel-news.de)

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