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Rückversicherungspreise in Europa werden steigen

18. Oktober 2021 - Die Preise für Rückversicherungen in Europa werden steigen. So lautet die Prognose von Munich Re. Als Hauptgründe für den erwarteten Anstieg der Rückversicherungs-Raten nennt das Unternehmen beispielsweise die jüngsten Großschäden aus Naturkatastrophen, Cyber-Attacken sowie der Covid-19 Pandemie.

„Die steigenden Preise bei vielen Wirtschaftsgütern und die jüngsten Großschäden sprechen für spürbar steigende Rückversicherungsraten in Europa. Die hohen Schäden durch das extreme Hochwasser in Zentraleuropa und die Zunahme mittelschwerer Wetterereignisse wie Dürren oder Waldbrände treffen Bereiche mit teilweise nicht risikoadäquaten Preisen und Bedingungen. Die höhere Inflation geht zudem einher mit immer noch niedrigen Verzinsungen bei den Kapitalanlagen. Ich sehe deshalb Impulse für eine anhaltende Marktverhärtung bei den Erneuerungen“ sagt Doris Höpke, Mitglied des Vorstands bei Munich Re (www.munichre.com).

In diesem Jahr entstanden die gravierendsten Schäden in Zentraleuropa durch die Flutkatastrophen Mitte Juli. Die Gesamtschäden betrugen schätzungsweise 46 Milliarden Euro, versichert war eine Größenordnung von mehr als 9 Milliarden Euro. In Deutschland war das Hochwasser mit Gesamtschäden von etwa 33 Milliarden Euro und versicherten Schäden von mindestens 7 Milliarden Euro die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten. Neben Maßnahmen zur besseren Prävention muss auch der Einfluss des Klimawandels bei der Risikobewertung stärker berücksichtigt werden, der gerade solche regionalen Extremniederschläge wahrscheinlicher macht.

Gleichzeitig sprang zuletzt die Inflation im Euroraum in die Höhe – im September um deutlich mehr als 3 Prozent, in Deutschland um gut 4 Prozent. Eine höhere Inflation führt auch zu höheren Schadenkosten. Langfristig dürften sich die Inflationsraten wieder normalisieren, aber über dem Vor-Corona-Niveau bleiben. Das Zinsniveau verändert sich dagegen kaum, so dass auch hierdurch insgesamt ein Druck nach oben bei den Versicherungspreisen entsteht.

Größtschäden und die Rolle von Versicherung
Angesichts der sehr hohen Schäden durch Hochwasser, Pandemie und zunehmend auch durch Cyber-Attacken setzt Munich Re darauf, bei Größtrisiken Anlaufstelle für das gesamte Risikomanagement der Kunden zu sein – von Beratung über Risikovorbeugung und Transfer von Risiken, wo nötig auch in Partnerschaft mit Staat oder Kapitalmarkt, bis hin zur Unterstützung bei der Schadenbewältigung.

Die jüngsten Größtschäden auch in Europa zeigen, dass die Rolle von Versicherung weit über die reine Risikoübernahme und das Bezahlen von Schäden hinaus gehen muss. Beratung mit Risikoexpertise kann dazu beitragen, dass mehr Prävention betrieben wird und so Schäden verhindert oder verringert werden können. Die reine Risikoübernahme gibt dem Risiko selbst ein Preisschild, das risikoadäquates Handeln unterstützt. Wir bringen unser Wissen zur Risikovermeidung und zur Gestaltung neuartiger Versicherungslösungen wie zum Beispiel staatlich gestützter Pools ein. Und auch bei der Bewältigung von Schäden können Versicherer helfen, indem sie Partnerschaften mit entsprechenden Unternehmen haben und dazu beitragen, dass Geschädigte Unterstützung über die reine Schadenerstattung hinaus erhalten.

Wo die Risikowahrnehmung der Menschen zu gering ist oder das Risiko die Tragfähigkeit privater Versicherer übersteigt, arbeiten Versicherer aktiv an neuen Lösungen mit. Beispielhaft seien hier eine immer wieder diskutierte Pflichtversicherung für Flutschäden in Deutschland oder der denkbare Aufbau von staatlich gestützten Risikopools genannt, die für das Absichern von pandemiebedingten Betriebsunterbrechungen nötig wären. Auch für bestimmte Cyber-Risiken mit systemischem Charakter, z.B. als Folge von Cyber-War-Angriffen, wären staatlich gestützte Risikopools nötig, da diese nicht von Versicherern alleine geschultert werden können.

„Ich sehe die Rolle von Versicherung in Zukunft so: Wir wollen der wesentliche Partner für umfassendes Risikomanagement sein, ein Resilienzanbieter sozusagen. Grundlage für Versicherung und jedes Risikomanagement ist, das Risiko zu beobachten, zu verstehen und  vorausschauend Lösungen zu entwickeln, um langfristig die Gesellschaft zu stärken. Und natürlich wollen wir dazu beitragen, dass die große Versicherungslücke verringert wird, die auch in vielen Industrieländern besteht, etwa in Deutschland bei der Versicherung von Flutschäden. Andernfalls bleiben Menschen auf finanziellen Schäden sitzen oder müssen auf staatliche Hilfen hoffen, obwohl sie gegen eine angemessene Prämie versicherbar wären“, so Doris Höpke anlässlich der Rückversicherungskonferenz Baden-Baden weiter. (-ver / www.bocquel-news.de)

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