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Risiko und Auswirkung der Inflation auf Versicherer

26. Oktober 2023 - Die derzeitige inflationäre Umfeld in Europa Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat heute einen Bericht darüber veröffentlicht, wie sich das derzeitige inflationäre Umfeld auf die Versicherer in Europa auswirkt. Sie untergräbt die Kapitalposition der Versicherer.

Der rasche Übergang von einer langen Phase niedriger Inflation und extrem niedriger Zinsen zu einem neuen makroökonomischen Umfeld hat Auswirkungen auf das Kapitalniveau, die Rentabilität und die Liquiditätsposition der Versicherer, aber auch auf die Verbraucher, heißt es bei der EIOPA (www.eiopa.europa.eu/). Die Inflation wirkt sich laut Aussagen der Europäischen Aufsichtsbehörde auf verschiedene Sparten und Versicherungsunternehmen in unterschiedlichem Maße aus, je nachdem, wie stark sie zinssensitiven Vermögenswerten wie festverzinslichen Wertpapieren ausgesetzt sind, wie lange ihre Aktiva und Passiva in der Duration liegen und wie anfällig ihre Forderungen und Aufwendungen gegenüber der Inflation sind.

Eine hohe Inflation wirkt sich demnach aber auch auf die Verbraucher aus, indem sie den Wert ihrer Ersparnisse untergräbt, die Schutzlücke vertieft und finanzielle Entscheidungen beeinflusst. – Nun hat heute in den Nachmittagsstunden der EZB-Rat keine weiteren Zinserhöhungen beschlossen. Also bleibt der Blick auf die Auswirkungen unverändert.

Die EIOPA-Analyse von heute, Donnerstag, berücksichtigt intensiv die Auswirkungen, die die unerwartet hohe Inflation und die Zinssätze bisher auf den Versicherungssektor hatten, und blickt in die Zukunft, um potenzielle zukünftige Risiken und Schwachstellen zu bewerten.

Die Kapitalausstattung der Versicherer
Die hohe Inflation in Verbindung mit einem Anstieg der Zinssätze beeinträchtigt die Kapitalpositionen der Versicherer durch die marktkonsistente Bewertung von Vermögenswerten und Schulden und die notwendige Neukalibrierung ihrer Annahmen über die erwarteten Kosten künftiger Schäden.

Im vergangenen Jahr sind die Aktiva gegenüber den Passiva der europäischen Versicherer tendenziell gesunken. Die Versicherer waren jedoch weiterhin gut kapitalisiert. Bei den versicherungstechnischen Rückstellungen hat sich die Inflation negativ auf die Schadenversicherer ausgewirkt, da die Kosten für Schäden und Aufwendungen gestiegen sind. Obwohl Lebensversicherer aufgrund der nominellen Natur ihrer Verbindlichkeiten weniger exponiert sind, könnten sie mit einem geringeren Neugeschäft und höheren Ausfall-Quoten konfrontiert sein, da die Inflation die Sparfähigkeit der Haushalte schwächt.

Kann der positive Effekt hoher Zinsen den negativen Effekt höherer Inflation kompensieren?
Eine entscheidende Frage für die Versicherer für die Zukunft ist, inwieweit der positive Effekt höherer Zinsen den negativen Effekt einer höheren Inflation kompensieren wird. Die Sensitivitätsanalyse der EIOPA deutet auf positive Nettoergebnisse für Unternehmen mit langfristigen Verbindlichkeiten und negativen Durationslücken wie Lebensversicherer hin.

Die Erosion des realen Wertes der Zahlungen und höhere Zinsen könnten jedoch zu höheren Verfalls-Quoten und einem Rückgang des Neugeschäfts führen. Nichtlebensversicherungen hingegen dürften nicht genug von höheren Zinsen profitieren, um die negativen Auswirkungen der Inflation auszugleichen. Je länger das inflationäre Umfeld anhält, desto stärker sind sowohl die Lebens- als auch die Nichtlebensversicherung der Unternehmen betroffen.

Wie steht es um die Rentabilität?
Die Rentabilität der Versicherer ist für die finanzielle Stabilität des Sektors von entscheidender Bedeutung. Kurzfristig wirkt sich die Schaden- und Kosteninflation negativ auf die Schadenversicherer aus und erfordert höhere Reserven und schrittweise Prämienanpassungen. Umgekehrt sind Lebensversicherer kurzfristig weniger besorgt über die Schadeninflation, sehen sich aber aufgrund höherer inflationsbedingter Ausgaben mit Gewinneinbußen konfrontiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die versicherungstechnische Rentabilität der Schadenversicherer im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 verschlechtert hat, während die Kapitalanlagerendite von Lebens- und Kompositversicherungen auf dem niedrigsten Stand seit 2016 lag.

Höhere Rentabilität des LV-Geschäfts reizt Verbraucher zu alternativen Sparprodukten
Mit Blick auf die Zukunft könnte die zukünftige Rentabilität des Lebensversicherungsgeschäfts von einer Reinvestition zu höheren Renditen profitieren, aber die Versicherer könnten in Zukunft vor Wettbewerbsherausforderungen stehen. Da die Weitergabe höherer Zinssätze an die Versicherungsnehmer nur schrittweise erfolgt, könnten die Verbraucher versucht sein, alternative Sparprodukte mit höheren Renditen in Betracht zu ziehen. Diese Veränderung des Verbraucherverhaltens könnte möglicherweise zu einem Rückgang des Neugeschäfts sowie zu höheren Ausfall- und Rückkaufsraten führen.

Und die Liquidität?
Im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld geraten die Liquiditätspositionen der Versicherer aus mehreren Gründen unter Druck. Mit steigenden Zinsen sinkt der Wert der liquiden Mittel. Wenn Versicherer diese Vermögenswerte abstoßen, erleiden sie Verluste und reduzieren zukünftige Cashflows. Höhere Schadenkosten, Policen-Versäumnisse und potenzielle Nachschussforderungen bei Derivaten stellen zusätzliche Quellen für Liquiditätsrisiken dar.

Jüngste Daten deuten auf eine Verschlechterung der Gesamtliquiditäts-Position der Versicherer im Jahr 2022 hin, was auf den Rückgang des Marktwerts der liquiden Mittel und wesentliche Mittelabflüsse aufgrund von Nachschusszahlungen auf Derivatepositionen zurückzuführen ist. Zukunftsgerichtete Prognosen zeigen jedoch, dass die Versicherer über ausreichende liquide Mittel verfügen, um zusätzliche Margin-Anforderungen zu erfüllen, die sich aus weiteren Aufwärtsbewegungen der Zinssätze ergeben.

 Wie Florian Heider, SAFE- und Wissenschafts-Direktor am Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE (https://safe-frankfurt.de/de/) berichtet, sieht er in der aktuellen geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) eine konsequente Weiterverfolgung ihres Kurses, der auch das internationale Umfeld berücksichtigt. Der EZB-Rat hatte bei seiner heutigen Sitzung keine weiteren Zinserhöhungen beschlossen. Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungs-Geschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungs- und die Einlagefazilität bleiben damit bei 4,5 Prozent, 4,75 Prozent und 4,00 Prozent.  

Laut Florian Heider ist damit das Plateau des Zinsniveaus vorerst erreicht. Die Zentralbank legt eine Zinspause ein: Angesichts der fallenden Inflation sehen die Währungshüter keinen Bedarf für eine weitere Anhebung der Leitzinsen. (-el / www.bocquel-news.de)

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