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Konzepte und Kriterien

Provisionsverbot in UK auch hier von Bedeutung

14. Januar 2013 - In Großbritannien gilt seit Jahresbeginn eine neue Finanzmarkt-Richtlinie, die auch ein Verbot von Provisionszahlungen beinhaltet. Diese Entwicklung könnte laut Standard Life auch im deutschen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsmark wichtig werden.

Sven Enger Zum Jahreswechsel trat in Großbritannien (UK) eine neue Finanzmarkt-Richtlinie in Kraft, die als eine der am weitesten reichenden Regulierungen in der britischen Finanzindustrie seit Jahrzehnten gilt: die „Retail Distribution Review" (RDR). „Die Entwicklungen im britischen Maklermarkt sind auch für deutsche Vermittler von großer Bedeutung", sagt Sven Enger (Foto), Vorstands-Chef der Standard Life Deutschland (www.standardlife.de). Die neue Finanzmarkt-Richtlinie beinhaltet auch ein Verbot von Provisionszahlungen in Großbritannien, das Kern der Retail Distribution Review ist und das grundsätzliche Verbot von Provisionszahlungen der Produktanbieter an Finanzberater und Makler enthält. Deutsche Makler sollten sich die Entwicklung in Großbritannien genau anschauen, betont Sven Enger. Auch auf dem Kontinent sei der Zug zu größerer Transparenz in Sachen Provision längst ins Rollen gekommen.

Wie Sven Enger weiter berichtet, hat die britische Finanzaufsicht Financial Services Authority (FSA) mit diesem Schritt ihrer vor mehr als zwei Jahrzehnten begonnenen Regulierung des Finanzmarktes einen Meilenstein hinzugefügt: Seit dem Jahreswechsel dürfen alle neu abgeschlossenen Verträge für Versicherungs- und Investment-Produkte nur noch auf Basis einer unabhängigen, vom Kunden zu zahlenden Beratung zustande kommen. Die bislang üblichen Provisionen sowie alle anderen Zuwendungen der Produktgeber sind damit Vergangenheit. Das Provisionsverbot sei der nächste konsequente Schritt der Regulierungsbehörden, die unter anderem 1995 die vollständige Offenlegung der Kosten und hohe Qualifikationsstandards für Vermittler eingeführt hatten.

Die 1825 im schottischen Edinburgh gegründete Standard Life hat in Großbritannien bereits 2004 damit begonnen, von provisionsbasierten auf Netto-Tarife für Versicherungsmakler umzustellen und gilt als sogenannter RDR-Pionier. Seitdem hat sich Standard Life eigenen Angaben zufolge intensiv auf die RDR-Einführung vorbereitet und Hunderte von Finanzvermittlern auf die bevorstehenden Änderungen hin ausgebildet. Die frühzeitige Abkehr von Provisionszahlungen habe den britischen Versicherer zu Beginn zwar Geschäft gekostet, weil er nur noch mit Maklern auf Honorarbasis zusammenarbeitete, sagt Sven Enger. Aber mittlerweile habe Standard Life in Großbritannien wieder mehr Neugeschäft als vor der Umstellung auf Honorarberatung.

„Wir haben uns von Anfang an für mehr Transparenz offen gezeigt, auch in Deutschland", betont Enger. Laut seinen Aussagen war die Frankfurter Niederlassung im Januar 2008 der erste Anbieter in Deutschland, der mit der „Reduction in Yield"-Methode eine Gesamtkosten-Quote auswies, also inklusive Abschluss-, Vertriebs- und Kapitalanlagekosten.

Mehr Transparenz - weniger Vermittler
Die konsequente Regulierung habe auf dem britischen Markt zu einer Konzentration des dortigen Maklermarktes geführt, heißt es. Gab es vor ihrem Beginn 1987 noch 185.000 abhängige Vermittler im Königreich, so sei deren Zahl 20 Jahre später auf 15.000 geschrumpft. Mittlerweile würden abhängige Vermittler nahezu keine Rolle mehr spielen. Dafür sei im selben Zeitraum die Anzahl der unabhängigen Finanzberater von 25.000 auf 45.000 gestiegen. Aber auch hier sei in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. RDR wird nach Meinung vieler Experten auch die Anzahl unabhängiger Berater schrumpfen lassen: Die britische Finanzaufsicht FSA geht davon aus, dass von den derzeit rund 37.000 unabhängigen Finanzberatern nach Implementierung von RDR nur noch etwa 30.000 übrig bleiben werden.

Zwar habe der Ausschuss für Wirtschaft und Währung des EU-Parlaments Ende September 2012 einen Entwurf für die neue Versicherungsvermittler-Richtlinie verabschiedet, ohne darin ein Provisionsabgabeverbot zu fordern, doch der Druck werde in den kommenden Jahren auf europäischer Ebene weiter zunehmen - nicht zuletzt weil in anderen Ländern wie den Niederlanden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Schweden Provisionen ebenfalls der Vergangenheit angehören und hohe Qualifikationsstandards für Makler verpflichtend sind. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland der Versicherungs- und Maklermarkt stärker reguliert werden. Vermittler sollten nicht abwarten, sondern sich bereits jetzt auf die anstehenden Veränderungen aktiv vorbereiten und sich professioneller aufstellen. Nur so werden die neuen regulatorischen Anforderungen zu bewältigen sein", sagt der Standard-Life-Deutschland-CEO Sven Enger. (-el / www.bocquel-news.de)

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