22. August 2016 - Die Protektor Lebensversicherungs-AG wird die Bestände der ehemaligen Mannheimer Lebensversicherung - rund dreizehn Jahre nach ihrer Gründung - veräußern. Der Run-off-Spezialist Heidelberger Leben soll die noch rund 100.000 LV-Verträge über eine neu gegründete Protektor-Tochter erhalten.
Noch bedarf es einiger Unterschriften, doch nach der Hauptversammlung der Protektor Lebensversicherungs-AG (http://www.protektor-ag.de) in Berlin sind Medienberichten zufolge die Voraussetzungen für eine Veräußerung aller Verträge der ehemaligen Mannheimer Lebensversicherung geschaffen. Nachdem Protektor bereits Ende 2015 angekündigt hatte, sich von dem Bestand der ehemals in finanzielle Schieflage geratenen Mannheimer zu trennen, scheint inzwischen die Wahl auf den Run-off-Spezialisten Heidelberger Leben (www.heidelberger-leben.com) gefallen zu sein. Für die Versicherungsnehmer der noch im Protektor-Bestand befindlichen Policen werde sich nichts ändern, betonen alle Beteiligten.
Bekanntlich wurde die Protektor Lebensversicherungs-AG 2003 als Sicherungseinrichtung der deutschen Lebensversicherer gegründet. „Die Gesellschaft schützt Versicherte vor den Folgen der Insolvenz eines Lebensversicherers: die Verträge werden fortgeführt; die Leistungen für die Altersvorsorge und der Risikoschutz bleiben erhalten, ebenso die bereits gewährten Gewinnbeteiligungen“, heißt es dazu auf der Protektor-Website.
Um die Übertragung an die Heidelberger Leben realisieren zu können, muss die Protektor AG ein Tochterunternehmen initiieren. Das geschah bereits, denn der Protektor-Aufsichtsrat hat bereits die Vollmacht für die Gründung der Tochter „Salvamus“ (aus dem Lateinischen „wir retten“) vergangene Woche erteilt.
Bestand der Mannheimer LV-Verträge wird zuerst auf die „Salvamus“ übertragen
Wie die Süddeutscher Zeitung und der Versicherungsmonitor berichteten, soll Protektor den Bestand der Mannheimer LV-Verträge auf die Salvamus übertragen und im zweiten Schritt an die Heidelberger Leben. Das sei aus steuerlichen und anderen rechtlichen Fragen nötig, sagen Insider. Bei dem Übergang in zwei Schritten spiele auch die Bewertung des Bestandes eine Rolle, heißt es.
Nachdem die Hauptversammlung die Voraussetzungen geschaffen habe, werde die Gesamtvereinbarung mit der Heidelberger Leben in den nächsten Monaten unterzeichnet werden.
Die Protektor Lebensversicherungs-AG erhielt nach ihrer Gründung weitere Zuständigkeit – neben der Verwaltung von Beständen insolventer Lebensversicherer. So wird die in Berlin im Haus der GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) angesiedelte Gesellschaft weiter aktiv als gesetzlicher Sicherungsfonds für notleidende Lebensversicherungsbestände in Deutschland agieren. Mit dem Verkauf des Bestandes soll jedoch der größte der jetzt rund 70 Protektor-Mitarbeiter zur Heidelberger Leben wechseln, während der Protektor-Vorstand im Amt bleibt. Nach dem Verkauf werde sich Protektor allein auf die Aufgaben als gesetzlicher Sicherungsfonds sowie als Auffanggesellschaft der Branche konzentrieren.
Beitragsvolumen beläuft sich auf 84 Millionen Euro
Nachdem Problemen der Mannheimer Leben im Jahr 2003 gründeten 104 deutsche Lebensversicherer, die damals im Markt waren, die Auffanggesellschaft. Jede Gesellschaft erhielt Anteile prozentual nach der Höhe ihrer Kapitalanlagen. Keine der Gesellschaften durfte mehr als 10 Prozent übernehmen. Nach Angaben der Protektor AG waren Ende 2003 rund 314.000 „Mannheimer“ Verträge im Bestand, Ende 2015 waren es noch 108.000. Die Beiträge beliefen sich 2015 den Angaben zufolge auf 84 Millionen Euro.
Im Jahr 2006 wurde der Protektor AG von der zuständigen KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau (www.kfw.de) zusätzlich die Aufgabe übertragen, generell als gesetzlicher Sicherungsfonds für notleidende Lebensbestände in Deutschland zu agieren. Im November 2015 trat die Protektor Lebensversicherungs-AG in die entscheidende Phase ein, die eine Veräußerung des Mannheimer-Leben-Bestand zum Ziel hat. Wie Protektor-Chef Jörg Westphal damals bestätigte, fanden mit vier Interessenten Gespräche statt. Jetzt scheint die Heidelberger Leben das Rennen zu machen. Der Run-off-Spezialist, der sich eher als Konsolidierungs-Plattform versteht, gehört zu 80 Prozent dem britischen Investor, der Beteiligungsgesellschaft Cinven (www.cinven.com) und zu 20 Prozent der Hannover Rück (www.hannoverrück.com).
Dem Deal, der mit der Gründung der „Salvamus“ angestoßen wird und in der Bestandsübertragung an die Heidelberger Leben enden soll, muss von der Finanzaufsicht BaFin (www.bafin.de) genehmigt werden. (-el / www.bocquel-news.de)
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