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Offen für alle Kanäle - besonders die klassischen

13. Februar 2017 - Die Signal Iduna hält an ihren klassischen Vertriebsschienen mit Vertretern und Maklern fest, lässt aber den Sektor der FinTechs und InsurTechs nicht aus den Augen. Im Rahmen des Zukunftsprogramms habe man von insgesamt 1.400 Arbeitsplätzen bereits 750 Stellen eingespart – ohne betriebliche Kündigungen.

„Wir müssen alle Kanäle offenhalten, das bedeutet erhebliche Investitionen“, sagte Ulrich Leitermann, Vorsitzender der Vorstände der Signal Iduna Gruppe (www.signal-iduna.de) im Gespräch mit Journalisten. Es sei zwar wichtig und richtig, die technischen Möglichkeiten auszuschöpfen und auch die Zusammenarbeit mit sogenannten InsurTech zu suchen, aber am Ende bestimme der Kunde, wie er „mit uns in Verbindung treten und bleiben“ wolle.

Die Trendthemen in der Assekuranz „Digitali-sierung“, „Bürgerversicherung“ und die „Niedrig-zinsphase“ thematisierte der Konzern-Chef, wobei er gleich deutlich machte, dass er für den Begriff Digitalisierung zwei Interpretationen verstanden wissen will. Zunächst hätte man darunter „nur“ Automatisierung und Prozessoptimierung in der Vertragsbearbeitung verstanden. Jetzt – so betonte Leitermann, sei es wichtig, dass alle Formen der Digitalisierung auch für das veränderte Kunden-verhalten genutzt werden. „Der Kunde entscheidet, wie er mit uns kommunizieren will.“

„Wir haben weltweit das beste Gesundheitssystem“
Das Thema „Bürgerversicherung“ würde Ulrich Leitermann jetzt, in Zeiten des Wahlkampfes, am liebsten gar nicht thematisieren und womöglich schlafende Hunde wecken. „Wir haben in Deutschland weltweit das beste Gesundheitssystem.“ Die Bürgerversicherung würde das aktuelle duale System grundlos zerstören. Kritikern, die bei den privaten Krankenversicherern nur die finanziell besser Gestellten vermuten, könnte er Gegenteiliges beweisen. Es entspreche nicht den Tatsachen, dass die Besserverdienenden sich aus dem solidarischen Gesundheitssystem ausklinken würden. Vielmehr seien in Unternehmen der PKV viele Selbstständige, Freiberufler und Beamte versichert, die nicht zu den Spitzenverdienern gehörten.

PKV – ein stabilisierender Faktor
Ulrich Leitermann erinnerte daran, dass gerade die privaten Krankenversicherer einen stabilisierenden Faktor im deutschen Gesundheitssystem darstellen. Rund 5,2 Millionen Menschen sind hierzulande in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt – das ist jeder achte Arbeitsplatz in Deutschland. Radikale Änderungen im Gesundheitssystem betreffen damit viele Millionen Menschen existenziell.

Jährlich 31 Milliarden Euro ins deutsche Gesundheitssystem
Und was vor allem nicht unterschätzt werden dürfe ist, dass jährlich 31 Milliarden Euro durch Privatversicherte ins deutsche Gesundheitssystem fließen. Wären sie gesetzlich versichert, würde das System 12,5 Milliarden Euro verlieren – Arztpraxen müssten schließen, Arbeitsplätze gingen verloren. Heutzutage machen es die Einnahmen aus der PKV hohe Investitionen für Krankenhäuser und Ärzte möglich. Nur so könnte der hohe medizinische Standard gesichert werden, der schließlich allen Bevölkerungskreisen ein solch hohes Niveau an Heilungsmethoden zugänglich mache.

Wie die Bürgerversicherung sich finanzieren werde, sei bisher noch nirgendwo deutlich gemacht worden. Und wenn die Politiker auf die Alterungsrückstellungen der privat Krankenversicherten schielen, wäre das ein großes Unrecht und käme einer Enteignung jedes Einzelnen gleich.

Einen breiten Raum widmete der Signal-Iduna-Chef, Ulrich Leitermann; der technischen Entwicklung und der Zusammenarbeit mit InsurTechs. Dabei müsse man beachten, dass nicht alles, was technisch machbar ist, auch wünschenswert sei. Für den Versicherungsvertrieb bedeutete das ganz klar, dass die Signal Iduna Gesellschaften nur wenige Produkte ausschließlich online verkaufe. So strebe man auch nicht an, die Autoversicherung im Direktabschluss online an den Mann oder die Frau zu bringen. Der Versicherer mit den beiden Hauptverwaltungsstandorten Dortmund und Hamburg werde auch weiterhin Kfz-Versicherungen nur über die Ausschließlichkeitsorganisationen und Makler vermitteln.

Gleichzeitig halte man aber auch Augen und Ohren offen, um vor allem die Möglichkeiten mit FinTechs und InsurTechs auszuloten. Ulrich Leitermann outete sich gegenüber den Journalisten als Fan dieser Start-ups sowie ihren flexiblen Einsätze und ihrer Agilität. Es sei erstaunlich, was er bei seinen häufigen Besuchen in Berlin – auch in den Hinterhöfen mit ihren Ideenschmieden – sehe.

Es sei geradezu verblüffend, was heutzutage in Sachen Smart Home schon möglich sei, wenn man bedenke, dass anhand des Stromverbrauchs eines Einzelnen bereits dessen genaues Lebensprofil erstellt werden könnte. Dem wurde inzwischen ein Riegel vorgeschoben, denn es sei Stromanbietern jetzt von Gesetztes wegen untersagt, bei ihren Kunden häufiger als alle 15 Minuten entsprechende Daten zu erheben.

Bundesbürger schauen alle zwölf Minuten auf ihr Handy
Die Möglichkeiten, die ein Smartphone eröffne, seien gigantisch. Leitermann gab zu, dass auch er sich dabei erwische öfter als notwendig auf sein Mobiltelefon zu schauen. Erhebungen hätten ergeben, dass die Bundesbürger im Schnitt alle zwölf Minuten auf ihr Handy schauen. Auf die Entwicklung durch die neuen Techniken werde auch eine Unternehmensgruppe wie die Signal Iduna schauen und auf das veränderte Kundenverhalten reagieren.

Das ändere nichts daran, dass man weiterhin am klassischen Vertrieb mit Außendienstlern vor Ort beim Kunden festhalte. Allerdings könne er sich in weniger erklärungsbedürftigen Sparten eine Art „online-gestützten Abschluss“ vorstellen. Leidglich so einfache Produkte wie die Auslands-Reisekrankenversicherung könne man auch bei der Signal Iduna online abschließen.

1.500 Telematik-Abschlüsse bei Sijox
Das Thema Telematik streifte Ulrich Leitermann nur kurz. Bei dem Tochterunternehmen Sijox (www.sijox.de), bei dem seit 2015 ein Telematik-Tarif ausschließlich für junge Leute angeboten wird, habe man bisher 1.500 Abschlüsse eingefahren. 

Was die Nachfrage nach sogenannten App(likationen) bei der Signal Iduna betreffe, soll noch 2017 eine Kunden-App auf den Markt kommen, während eine entsprechende Vermittler-App bereits fertig sei. Damit könnten beispielsweise Kunden ihre Arztrechnungen per App einreichen.

In diesem Zusammenhang erwähnte Ulrich Leitermann den Joint Venture mit dem Softwarehersteller msg (www.msggroup.com) und IBM (www.ibm.com/de-de), durch den die Signal Iduna die SDA SE (www.sda-se.de) gründete. SDA liefere nicht nur an die Signal Iduna, sondern verkaufe die Software auch an andere Unternehmen.

Ein leichtes Plus in Leben und in Schaden-/Unfall über 2 Prozent
Genaueres beziehungsweise Kennzahlen zum Geschäftsjahr 2016 wollte Ulrich Leitermann noch nicht nennen. Nur so viel könne er sagen: Man sei einigermaßen zufrieden, zumal man in der Lebensversicherung ein leichtes Plus verzeichnen werde. Hochrechnungen hatten zuvor ergeben, dass die gesamte Branche vermutlich ein Minus von 2 Prozent hinnehmen müsse. In den Schaden-/Unfall-Versicherungen der Signal Iduna werde man ein Plus von rund 2,2 Prozent erzielen, die gesamte Branche dagegen 2,9 Prozent.

Die Beitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung der Signal waren 2016 leicht rückläufig, was „an unseren geringen Beitragsanpassungen in den vergangenen Jahren“ lag. Dafür habe man aber ein Plus von 3.000 bei den Krankheitskosten-Vollversicherungen verzeichnet, während die Branche insgesamt einen Rückgang um 17.000 Vollversicherte meldet.

Beim Zukunftsprogramm voll im Plan
Das Zukunftsprogramm, das die Signal Iduna derzeit fahre, greife plangemäß. Zum 1. Januar 2016 hatte die Gruppe ihre Vertriebsstruktur umgestellt. Bis Ende des Jahres sei das in der Fläche umgesetzt worden. Das Programm beinhaltet auch den Abbau von 1.400 Arbeitsplätze. Das soll ohne betriebsbedingte Kündigungen vonstattengehen, wobei man jetzt bereits 750 Stellen eingespart habe. Ende vergangenen Jahres zählt der Konzern 7.700 Angestellte. Davon arbeiteten 1.882 Mitarbeiter am Standort Dortmund, 2.183 in Hamburg.

Am 7. Juni 2017 wird Ulrich Leitermann während der Jahres-Bilanzpressekonferenz das genaue Zahlenwerk für die Signal Iduna Gruppe zum Geschäftsjahr 2016 vorstellen. (-el / www.bocquel-news.de)

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