logo
logo

Namen und Nachrichten

Nicht weniger Regulierung - sondern bessere

27. Juni 2025 - Stabile Kapital-märkte, weniger Bürokratie, mehr Raum für Innovation – das sind zentrale Ziele der neuen EU-Agenda. Ein Spagat in der Praxis? Auf der GDV-Konferenz zur Versicherungsregulierung dis-kutierten Politik, Aufsicht und Branche, wie Europa eine zukunfts-fähige Regulierungslandschaft schaffen kann – ohne an Vertrauen und Stabilität einzubüßen.

Auf der GDV-Konferenz zur Versicherungsregulierung diskutierten Politik, Aufsicht und Branche, wie Europa eine zukunftsfähige Regulierungslandschaft schaffen kann. Geopolitische Verschiebungen, eine neue EU-Kommission und der Wunsch nach mehr Investitionen in Europas Zukunft stellen die Versicherungsregulierung vor neue Herausforderungen.

Im Zentrum steht dabei die Frage: Wie lässt sich ein stabiles, innovationsfreundliches Regulierungssystem gestalten, das den Aufbau eines funktionierenden europäischen Kapitalmarkts unterstützt? Die diesjährige GDV-Konferenz zur Versicherungsregulierung in Berlin machte deutlich, wie komplex dieser Balanceakt ist – und wie intensiv er derzeit in Politik, Aufsicht und Branche diskutiert wird.

Bürokratielasten reduzieren
„Versicherer sind ein Eckpfeiler der Resilienz“, betonte Thea Utoft Høj Jensen, Generaldirektorin von Insurance Europe. Gerade in einer Zeit wachsender Unsicherheit brauche Europa stabile, verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen und Altersvorsorge. Ein funktionierender europäischer Kapitalmarkt sei dafür ebenso zentral wie eine einheitliche Strategie zur Förderung institutioneller Kapitalanlagen. Umso wichtiger sei es, unnötige Bürokratielasten zu reduzieren und regulatorische Prozesse zu vereinfachen.

Auch Julia Wiens, Exekutivdirektorin der BaFin, unterstrich diesen Anspruch. „Regulierung, die wirksam ist, muss bestehen bleiben. Aber genauso wichtig wie eine wirksame Regulierung ist auch eine effiziente Regulierung.“

Der Abbau von Redundanzen, etwa bei der Solvency-II-Berichterstattung, sei kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung dafür, dass der Versicherungssektor seine Rolle als langfristiger Kapitalgeber und Stabilitätsanker weiterhin erfüllen könne. Susanne Rosenbaum, Leiterin des Bereichs Corporate Affairs bei EIOPA (www.eiopa.europa.eu/), formulierte es so: „Eine solide Aufsicht und ein solider Sektor sind Teil eines Wettbewerbsvorteils.“

Die Europäische Kommission verfolgt mit ihrer geplanten „Savings and Investments Union“ (SIU) das Ziel, langfristiges Kapital zu mobilisieren und gleichzeitig den Zugang für private Anleger zu stärken.

„Die Versicherungsbranche spielt dabei eine Doppelrolle“, erklärte Alexandra Jour-Schröder, stellvertretende Generaldirektorin der EU-Finanzmarktaufsicht FISMA (www.fismatec.com). „Sie stellt Kapital bereit und vertreibt Anlageprodukte.“ Damit diese Rolle wirksam ausgefüllt werden kann, müsse die Regulierung Raum für Innovation lassen – ohne Kompromisse bei Stabilität und Verbraucherschutz. Susanne Rosenbaum mahnte: „Simplifizierung ist kein Selbstzweck. Sie muss der Finanzstabilität und dem Schutz der Versicherten dienen.“

Sicherheitsinteressen in der Gesetzgebung nicht schwächen
Auch im Europäischen Parlament wird über das richtige Maß gerungen. Rasmus Andresen (Grüne/EFA) warnte davor, die Sicherheitsinteressen in der Gesetzgebung zu schwächen. Markus Ferber (EVP) plädierte dagegen für mehr Mut, auch „heilige Kühe“ der bisherigen Regulierung zu hinterfragen. René Repasi (S&D) betonte die Notwendigkeit massiver Investitionen in Risikokapital – und die Rolle, die vereinfachte Regeln dabei spielen könnten, um innovative Geschäftsmodelle zu fördern.

Dänische EU-Ratspräsidentschaft ab Juli
Ein konkreter Impuls für mehr Effizienz kommt mit dem Beginn der dänischen EU-Ratspräsidentschaft im Juli. Andreas Rahlf Hauptmann von der Danish Business Authority kündigte an, die Vereinfachung regulatorischer Prozesse und der Übergang zu einem datenbasierten Binnenmarkt seien zentrale Ziele. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen könnten davon profitieren.

Die Konferenz zeigte: Der Aufbau eines wettbewerbsfähigen, digitalen und resilienten Europas erfordert nicht weniger Regulierung – sondern bessere. Klar, effizient, praxistauglich. Dafür braucht es politischen Willen, gegenseitiges Vertrauen und die Bereitschaft, Aufsicht weiterzudenken. (-el / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.