16. Dezember 2013 - Zum zweiten Mal in Folge haben extreme Wettereinflüsse das Geschäftsjahr der VGH Hannover verhagelt. Die Beitragseinnahmen des Schadenversicherers in der Gruppe legten im laufenden Geschäftsjahr um 5 Prozent zu, die Schadenleistungen um ein Vielfaches.
Bei Niedersachsens größter Versicherungsgruppe VGH (www.vgh.de) spricht man von einer Rekord-Schadensbilanz für das Jahr 2013, die nach ersten Hochrechnungen bei 845 (Vorjahr: 740) Millionen Euro liegen dürfte. Das gab VGH-Vorstands-Chef Hermann Kasten vergangene Woche in Hannover bekannt. „Wir wollen aber nicht jammern, denn die Versicherung solcher Schäden ist schließlich unser Geschäftszweck - dafür sind wir da." Insgesamt könne man bei der VGH stolz sein, dann die Unternehmensgruppe habe wieder einmal den hohen Schäden und den niedrigen Zinsen gute Geschäfte entgegenzusetzen.
Weil ein schweres Unwetter Ende Juli als das bisher größte Hagelereignis der 264-jährigen Geschichte des Regionalversicherers zu Buche schlug, habe man zur Schadensdeckung Reserven auf aufgelöst. Die 26.000 Hagelschäden im VGH-Verbreitungsgebiet seien mit durchschnittlich 4.500 Euro entschädigt worden. Dass das Ergebnis 2013 unter dem Vorjahreswert liege, habe seine Ursachen in den Schäden durch Wetterextreme; und das obwohl der öffentlich-rechtliche Versicherer für 2013 Zuwächse in allen Versicherungssparten erwartet.
„Die VGH Versicherungen entwickeln sich 2013 auf dem hohen Niveau des Vorjahres. In einem herausfordernden Marktumfeld haben wir als regionaler Marktführer erneut den Umsatz in allen wichtigen Sparten und Kundengruppen ausgebaut", sagte VGH-Chef Hermann Kasten (Foto: VGH) bei der Vorstellung der vorläufigen Jahreszahlen 2013 in Hannover.
Positiv wertete Kasten auch die Kapitalanlage-Erträge: „Alle VGH-Unternehmen liegen über Plan. Das ist das Ergebnis unserer unternehmensspezifischen Anlagestrategie. Auch in der Niedrigzinsphase gelingt es der VGH mit mehr als 260 Jahren Expertise, Sicherheit, Rendite und Liquidität im Kundeninteresse nachhaltig auszutarieren." Allerdings müsse die VGH nach dem Rekordschadenjahr 2012 im laufenden Jahr einen noch höheren Schadenaufwand verkraften. Vor allem Unwetterereignisse forderten die Leistungsstärke der Brandkasse und belasten ihren Ertrag spürbar.
Beitragsplus weit über Branchendurchschnitt
Ein kräftiges Beitragsplus von mehr als 5 Prozent der in der VGH Gruppe für die Schaden- und Unfallversicherung zuständigen Landschaftlichen Brandkasse Hannover würden sich deutlich über Vorjahresniveau und über Plan bewegen, hieß es. Zum Jahresende würden sie auf voraussichtlich 1.030 (Vj: 980) Millionen Euro steigen. Das Plus von 5,1 Prozent liege deutlich über der Branchenerwartung (GDV-Prognose 2013: +3,2 Prozent). Haupttreiber in den Komposit-Sparten sind die überplanmäßige Beitragsentwicklung in den Sachversicherungen (+3,4 Prozent) und dem Kfz-Geschäft (+9,2 Prozent).
Als erfreulich wertete Kasten auch den Zuwachs in allen anderen Sparten, dazu gehören insbesondere die Privatkundensparten Haftpflicht (+2,2 Prozent), Rechtsschutz (+2,2 Prozent) und Unfall (+2,4 Prozent). Niedrige und weiter sinkende Stornoquoten stabilisierten die gute Beitragsentwicklung. Auch die Beschwerdezahlen entwickelten sich über alle Sparten hinweg positiv.
Was den Kunden 2013 in besonderem Maße zugute kam, belastet die Ausgabenseite der VGH signifikant. Hermann Kasten: „Der unternehmenshistorisch höchste Schadenaufwand vom Vorjahr wird 2013 bereits wieder übertroffen. Verantwortlich sind vor allem Wetterextreme. Allein der schwerste Hagelsturm in der Geschichte der Brandkasse vom 27. Juli und die Orkane ‚Christian‘ am 28. Oktober und ‚Xaver‘ am 5. Dezember treiben den Schadenaufwand um mehr als 100 Millionen Euro. In der Kfz-Versicherung kommt zum hagelbedingten Mehraufwand in den Kasko-Sparten noch eine Häufung von Haftpflichtfällen." Insgesamt muss die VGH aus heutiger Sicht bis Jahresende etwa 845 (Vj: 738) Millionen Euro für Schäden aufbringen. Während die Schadenquote der Brandkasse 2012 bei 71,7 Prozent lag, dürfte sie 2013 auf 77,5 Prozent steigen. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) erreicht dadurch 103,6 Prozent (Vj: 98,3 Prozent, GDV-Prognose 2013: 103,0 Prozent).
Die Beitragseinnahmen der Provinzial Lebensversicherung Hannover werden inklusive Provinzial Pensionskasse Hannover AG mit 754 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahreswert von 715 Millionen Euro und über Plan erwartet. Das Beitragsplus von 5,5 Prozent (GDV-Prognose: +6,7 Prozent) resultierte vor allem aus gestiegenen Einmalbeiträgen. Sie erreichen etwa 220 Millionen Euro (Vj: 181 Millionen).
Kfz-Beiträge steigen um bis zu 8 Prozent
Der Anstieg der Einnahmen - vor allem in den Schaden-/Unfall-Versicherungen sei zum Teil auf steigende Preise zurückzuführen, sagte Kasten. Vor allem die Kunden in der Autoversicherung seien davon betroffen. Zum Jahreswechsel steige der durchschnittliche Tarif-Beitrag bei der VGH um 8 Prozent. Für die Bestandskunden würde sich nach Berücksichtigung von Änderungen bei Typ-, Regional- und Schadenfreiheitsklasse eine durchschnittliche Erhöhung von 4 bis 5 Prozent ergeben.
Es handele sich bei den Beitragserhöhungen nicht um einen Einzelfall bei der VGH, sondern vielmehr um den generellen Markttrend. In der Kfz-Versicherungssparte schreibe man immer noch rote Zahlen, so dass die Verteuerung notwendig sei, sagte Kasten. „Das Preisniveau liegt heute im Schnitt auf dem Niveau von 1984", betonte der VGH-Chef. Die defizitäre Lage sieht Kasten in der Zunahme von sehr teuren Haftpflichtschäden begründet. Zwar gehe die Zahl der Toten bei Verkehrsunfällen stark zurück, doch gleichzeitig würden aber die Verletzungen der Überlebenden immer schwerer ausfallen, was durch die Heilbehandlungskosten in die Höhe treibe. Zum Teil sehr teure medizinische Behandlungen bei Schwerstverletzten und hohe Folgekosten zum Beispiel für lebenslange Rentenzahlungen belasten das Leistungsbudget der Versicherer.
Vorsichtig optimistisch ins Neue Jahr
Dem kommenden Geschäftsjahr sieht der VGH-Vorstand vorsichtig optimistisch entgegen. Hermann Kasten: „Die deutsche Wirtschaft befindet sich am Beginn eines Aufschwungs, der sich 2014 spürbar beleben soll. Wachsender Optimismus wird die Investitionen beflügeln - und damit wird auch die Nachfrage nach Versicherungsschutz steigern." (-el / www.bocquel-news.de)
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