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Mit Union und FDP gibt es keine Bürgerversicherung

14. September 2021 - „Mit Union und FDP wird es keine Bürger-Versicherung geben!“ – Ein klares Statement von Wolfgang Bosbach, CDU-Politiker und ehemaliges Mitglied des Bundestages, bei der Expertenrunde der Continentalen am Dienstag in einer Diskussion zur „Gesundheits- und Altersvorsorge im Spannungsfeld der Bundestagswahl“.

Das deutsche Gesundheitssystem könne sich sehen lassen, meinte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach. Die Continentale Krankenversicherung a.G. (www.continentale.de) hatte –wie alljährlich – nach Köln geladen, um die „Gesundheits- und Altersvorsorge im Spannungsfeld der Bundestagswahl“ zu diskutieren. In diesem Rahmen sagte Wolfgang Bosbach dazu: Eine Bürgerversicherung würde weder einen schnelleren Zugang zu medizinischen Leistungen noch zu einer besseren Versorgung führen.

Dies lehrten auch die Erfahrungen anderer Länder, die eine Einheitsversicherung eingeführt hätten. Glück habe der, der als Patient im deutschen Gesundheitssystem aufgehoben sei. Wer im Ausland krank werde, wolle seiner Erfahrung nach wieder schnell nach Hause. Gleichheit bedeute nicht immer das höchste Maß an Gerechtigkeit. Wohlhabende würden auch bei einer staatlichen Einheitsversicherung sich über direkte Zahlungen oder Versicherungen bessere Behandlungsstandards einkaufen können.

Das deutsche Gesundheitssystem habe sich bewährt, betonte auch Manfred Bauer (siehe Foto), Mitglied des Vorstands der MLP SE Produkte & Services. Die Corona-Krise habe das Bewusstsein in der Bevölkerung für den Wert einer Qualitätsversorgung geschärft. Daher warne er grundsätzlich davor, die PKV als kostengünstige Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu positionieren.

Dr. Helmut Hofmeier, Continentale Vorstand Kranken- und Lebensversicherung, hob die Bedeutung der privaten Krankenversicherung (PKV) im deutschen Gesundheitswesen hervor. So fließen durch Privatversicherte 12,7 Milliarden Euro mehr ins System zur Finanzierung der Leistungserbringer wie Ärzte oder Krankenhäuser, als wenn sie gesetzlich versichert wären. Zudem fördere die PKV Innovationen im System, denn sie kenne keine Genehmigungsvorbehalte und keine Budgetgrenzen für die Ärzte. Das ermögliche die schnelle Einführung neuer Methoden oder Medikamente, die allen Patienten zugutekommen. Außerdem betonte der Conti-Vorstand die Nachhaltigkeit in der kapitalgedeckten Finanzierung der PKV, die auch dem demografischen Wandel gerecht werde.

Den schnelleren Zugang zu Innovationen bestätigte auch Professor Dr. Jürgen Wasem, Gesundheitsökonom der Universität Duisburg-Essen. Die GKV habe prinzipiell aufwändigere Verfahren zur Nutzenbegründung neuer medizinischer Methoden. Der medizinische Fortschritt mache die Gesundheitsversorgung immer teurer, das sei aber auch tendenziell ein Problem der PKV.

Pflegeversicherung größtes demografisches Problem
Für Hofmeier ist die Pflegeversicherung das größte demografische Problem. Eine weitere staatliche Förderung für private Pflegevorsorge wäre jedoch hilfreich gewesen. Dies sah MLP-Mann Bauer aus Vertriebssicht genauso. Der Gesetzgeber habe verpasst, in der privaten und betrieblichen Pflege Impulse zu setzen. Schließlich sei das Thema schwierig zu vermitteln, da sowohl Kunde als auch Berater die Tendenzen hätten, es zu verdrängen.

Corona und die Folgen
Corona mache sich auch in der PKV bemerkbar, erläuterte Conti-Vorstand Helmut Hofmeier. Demnach liegen die Kosten in den Jahren 2020 und 2021 bei 2,4 Milliarden Euro. Dagegen steht, dass durch die Pandemie viele Behandlungen bei Ärzten, Zahnärzten oder in Krankenhäusern verschoben worden seien. Die beiden Effekte hätten sich weitgehend ausgeglichen. Hochschullehrer Wasem glaubt sogar, dass der Spareffekt etwas größer sei.

MLP-Vorstand Manfred Bauer sprach sich für digitale und persönliche Beratung aus. Beide hätten ihre Berechtigung. Was bevorzugt würde, hänge von der Situation und den Menschen ab. Ohne Corona jedenfalls wäre man in der Nutzung digitaler Medien in der Kundenberatung noch lange nicht so weit wie jetzt.

Branche für reformierte Riester-Rente
Die schnelle geplante Absenkung des Höchstrechnungszinses zum nächsten Jahreswechsel hätten SPD-Politiker gerne genutzt, um die Riester-Rente als ein Anhängsel der mittlerweile abgelehnten Agenda 2010 quasi abzuschaffen, meinte Conti-Vorstand Hofmeier. Dabei seien 16 Millionen Riester-Policen verkauft worden und das sei „eine der erfolgreichsten Altersvorsorgeprodukte der Nachkriegszeit“. Der Vorstand lehnte einen Staatsfonds zur Altersvorsorge ab. So habe der schwedische Staatsfonds zwischen 2002 und 2004 etwa 40 Prozent Verluste eingefahren. Dies sei den Menschen nicht vermittelbar.

Mit einigen Reformen sei die Riester-Rente auch künftig überlebensfähig, glaubt MLP-Mann Bauer. Seit der ersten Stunde der Riester-Rente habe es Gegenwind gegeben – von Politik, Medien und Verbraucherschutz. Das Produkt sei aber überreguliert, so Bauer. Die Kritik an der Beteiligung am Kapitalmarkt sei insofern merkwürdig, als dass die gleichen Kritiker einen Staatsfonds forderten, der zu 100 Prozent in Aktien investiert sein soll.

Bosbach: „Ich glaube nicht, dass der Staat der bessere Investor ist“
CDU-Mann Bosbach ergänzte, dass der Staat nur Rahmen setzen sollte, aber keine Produkte selbst anbieten. Das sei Sache der Privatwirtschaft. Dann würden sich die Produkte durchsetzen, die für die Kunden am besten seien. „Ich glaube nicht, dass der Staat der bessere Investor ist“, ist Bosbach überzeugt. Vertriebsmann Bauer wünschte sich in der Abschlussrunde von der Politik, es mit der Überregulierung nicht zu übertreiben. Die Politik soll den Bürger schützen, aber nicht entmündigen. (Text und Fotos Bernhard Rudolf / www.bocquel-news.de)

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