logo

Konzepte und Kriterien

Mit 200 Millionen Euro Ankauf-Volumen zufrieden

14. März 2013 - Mit 200 Millionen Euro liegt das Ankauf-Volumen 2012 im deutschen Lebensversicherungs-Zweitmarkt auf Vorjahresniveau. Die seit Jahren unberechenbaren Börsen-Turbulenzen bremsten den seit dem Jahr 1999 steilen Aufstieg des LV-Zweitmarktes hierzulande.

Ingo Wichelhaus Man sei „einigermaßen zufrieden", heißt es beim BVZL Bundesverbandes Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherung e. V. (www.bvzl.de). Die Zufriedenheit bezieht sich auf das im Jahr 2012 erzielte Ankauf-Volumen der BVZL-Mitgliedsunternehmen über 200 Millionen Euro. „Im Zeitalter von Euro- und Finanzkrise ist diese Konsolidierung auf einem, sicherlich im Vergleich zu manchen Vorjahren niedrig erscheinendem Niveau, dennoch positiv zu sehen", sagte Ingo Wichelhaus (Foto), Vorstand National im BVZL, im Rahmen der jährlichen Bilanz-Pressekonferenz in München. „Leider haben zum Teil öffentliche, oftmals auch unsachlich geführte Diskussionen über die weitere Zukunft und eigentliche Werthaltigkeit des Assets ‚Lebensversicherung' zu einer großen Verunsicherung bei Verbrauchern und Policen-Inhabern geführt - mit entsprechenden spürbaren Auswirkungen auch auf die Entwicklung des Zweitmarkts", führte Wichelhaus weiter aus.

Christian Seidl Auch Entwicklung an den „internationalen" LV-Zweitmärkten Großbritannien und USA habe im abgelaufenen Jahr an mangelndem Anlegervertrauen und Investoreninteresse gelitten, so dass 2012 keine nennenswerten Volumina an Neuplatzierungen und Investitionen in britische „Traded Endowment Policies" (TEPs) beziehungsweise US-amerikanische „Senior Life Settlements" in Deutschland verzeichnet werden konnten. Und das ist nach Aussage des BVZL-Vorstandes International, Christian Seidl (Foto rechts), „vor allem für den Bereich der US-Life Settlements sehr bedauerlich", seien diese doch gerade im aktuellen Marktumfeld eine interessante Anlage-Alternative, sowohl für private aber insbesondere für (semi-)professionelle Investoren. „Alle Marktteilnehmer haben in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben im Sinne einer Professionalisierung der Anlageklasse erledigt und Transparenz geschaffen. Wo sonst findet man im derzeitigen Niedrigzinsumfeld eine derart attraktive Verzinsung bei einem überschaubaren Risiko", ergänzte Seidl.

Der deutsche LV-Zweitmarkt habe für Verbraucher einen echten Mehrwert geschaffen, sind sich die Verantwortlichen sicher. Demnach haben Policen-Inhaber in Deutschland seit dem Jahr 1999 die Möglichkeit genutzt, ihre Kapital-Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt zu veräußern. Nach BVZL-Schätzungen wurden so bis zum jetzigen Zeitpunkt Lebensversicherungs-Verträge von rund 100.000 Versicherungsnehmern mit einem aktuellen Rückkaufswertvolumen von circa 5,2 Milliarden Euro über den Zweitmarkt verkauft (entspricht rund 50.000 Euro je veräußertem Vertrag). Den Angaben zufolge haben die Verbraucher, die ihre noch nicht fälligen Lebensversicherungs-Verträge am LV-Zweitmarkt veräußerten, Mehrerlöse von über 260 Millionen Euro im Vergleich zur direkten Kündigung beim Versicherer erzielt. Das entspricht einem durchschnittlichen Mehrerlös von rund 5 Prozent.

Durch den Erhalt des Todesfallschutzes (bei der LV-Vertragsveräußerung) wurden zusätzlich bereits circa 6,5 Millionen Euro an die Hinterbliebenen ausbezahlt. Das Volumen der aktuellen Beitragszahlungen an die Erstversicherer beläuft sich den Angaben zufolge auf rund 250 Millionen Euro (entspricht circa 5 Prozent Prämie p. a.)

Diskussion um Neuregelung der Bewertungsreserven
Der BVZL positioniert sich eigenen Angaben zufolge in den sehr kontrovers geführten Diskussionen um die Neuregelung der Bewertungsreserven als Vertreter der größten institutionellen Versicherungsnehmer, klar auf Seiten von Bundesregierung, des GDV Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) und BaFin Bundesaufsichtsbehörde (www.bafin.de).

Ingo Wichelhaus, Vorstand National des BVZL, bedauerte, dass in dieser Frage auch im Parlamentarischen Vermittlungsausschuss noch keine abschließende Entscheidung gefallen ist. Er unterstützte im Rahmen des Münchner Pressegespräches nochmals deutlich die in der Presse zitierte Meinung der Bafin-Präsidentin Elke König, dass nämlich „eine Ausschüttung der Bewertungsreserven zu Lasten der verbleibenden Versicherten und nicht etwa zu Lasten des Unternehmens ginge, weil hierdurch weniger Mittel für die künftige Überschussbeteiligung blieben".

Höhere Planungssicherheit
Laut BVZL-Vorstand „hätte eine Neuregelung gemäß des vorliegenden Regierungsentwurfes dem Zweitmarkt eine höhere Planungssicherheit geboten, da die Bewertungsreserven aufgrund ihrer Volatilität bisher bei der Kaufpreisberechnung kaum berücksichtigt werden konnten". Klare Planungssicherheit würde zu höheren Kaufpreis-Vorteilen für Verbraucher und einem Anstieg des Handelsvolumens auf dem Zweitmarkt führen. Das wäre dann ein tatsächlicher Mehrwert für Verbraucher und realer Verbraucherschutz.

Reputationsschaden durch unseriöse Zweitmarktunternehmen
Ein großes Problem für den BVZL und seine Mitglieder, die im deutschen LV-Zweitmarkt aktiv sind, ist laut Wichelhaus nach wie vor die Tatsache, dass es viele Unternehmen gebe, die Verbraucher mit zum Teil „unseriösen" Versprechungen und Methoden zum Verkauf ihrer Lebensversicherungs-Policen drängen wollen. Versicherungsnehmer, die ernsthaft über einen Verkauf ihrer Police auf dem Zweitmarkt nachdenken, sollten laut dem BVZL, der Stiftung Warentest und der BaFin besonders aufmerksam sein, wenn die Aufkäufer nicht den kompletten Kaufpreis in einer Summe auszahlen, sondern eine Ratenzahlung anbieten.

Ebenfalls kritisch zu betrachten seien Auszahlungen unter dem eigentlichen Rückkaufswert, überhöhte Gewinnversprechen von bis zu 200 Prozent des Rückkaufwertes, sofortige Kündigung der Police (Verlust des anteiligen Todesfallschutzes) und die Wiederanlage in „renditeträchtige" Alternative Assets, offene oder versteckte Gebühren sowie die Nicht- Weitergabe der vom Finanzamt erstatteten Kapitalertragssteuer an den eigentlichen Policen-Verkäufer. Der „Trick" dabei sei - so heißt es beim BVZL: Der Kaufpreis wird „nach Abzug von Steuern, Abgaben und Gebühren" angegeben.

Stets mehrere Angebote einholen
Die Experten empfehlen weiter, stets mehrere Angebote einzuholen. Wichelhaus wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Verbraucher, die ihre Police verkaufen wollen oder müssen, von den im BVZL organisierten und zur Einhaltung von bestimmten Qualitätskriterien verpflichteten Unternehmen, ein kostenfreies Angebot erhalten.

Ausblick 2013: Vorsichtiger Optimismus
Bei all den bestehenden Vorteilen für Policen-Verkäufer wie beispielsweise beim Beibehalt eines anteiligen Todesfallschutzes, würde das anhaltende Niedrigzinsumfeld weiterhin die Verkaufsneigung von Versicherungsnehmern dämpfen, hieß es in der Pressekonferenz. Das Ankaufs-Volumen von Policen wird nach Ansicht des BVZL entsprechend nur langsam steigen, besonders, so lange die Neuregelung der Bewertungsreserven noch nicht umgesetzt ist.

Den eigenen Angaben zufolge verfügen die Policen-Ankäufer, die Mitglied im BVZL sind, über genügend Liquidität, da deutsche LV-Policen für finanzierende Banken gute Sicherheiten darstellen und auf der anderen Seite aufgrund eines attraktiven Rendite-/Risiko-Profils ein hohes Investoreninteresse vorhanden sei. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen der Erstversicherer und laufende Überschussdeklarationen seien auch aktuell deutlich besser als vergleichbare sichere Anlageformen wie Anleihen oder Rentenpapiere. Auch laufende deutsche Policen-Fonds, deren Langfristfinanzierungen ausgelaufen sind, könnten jetzt vom Niedrigzinsumfeld profitieren und so im Sinne ihrer Anleger eine Optimierung und Verbesserung des Investments erzielen.

30 Mitglieder im BVZL
Die im Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen zusammengeschlossenen Unternehmen und Dienstleister engagieren sich weltweit in Lebensversicherungs-Zweitmärkten. Der Verband mit seinen derzeit 30 Mitgliedern fungiert seit seiner Gründung im Mai 2004 als eine einheitliche Interessenvertretung in wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Fragen. (eb / www.bocquel-news.de)

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.


Link zum Artikel: http://www.bocquel-news.de/Mit-200-Millionen-Euro-Ankauf-Volumen-zufrieden.7126.php