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Mehr Beihilfeversicherte - weniger Leistungsausgaben

28. Mai 2020 - Trotz des weiterhin schwierigen Marktumfelds haben die privaten Krankenversicherer (PKV) 2019 ihren Nettobestandsverlust von 0,2 auf 0,1 Prozent verkürzt - so lautete eine der Kernerkenntnisse während der Webinar-Pressekonferenz „Marktausblick zur privaten Krankenversicherung“ - von der am Mittwoch veranstalteten Rating-Agentur Assekurata.

Erfolgstechnisch sei das abgeschlossene Geschäftsjahr 2019 für die privaten Krankenversicherer wegen des höheren Kapitalanlageergebnisses besser als das Vorjahr. Doch die Verwerfungen an den Kapitalmärkten infolge der Corona-Pandemie lassen für 2020 jedoch einen Ergebnisrückgang erwarten, hieß es am Mittwoch bei der Webinar-Pressekonferenz des Ratinghauses Assekurata (www.allekurata.de) zum Thema „Marktausblick zur privaten Krankenversicherung“.

Beihilfeversicherte in der Überzahl
Demnach verbesserte sich 2019 der Nettozuwachs im Beihilfegeschäft nach ersten Erkenntnissen von 0,9 Prozent auf 1,5 Prozent. Allerdings mussten die Gesellschaften im Nicht-Beihilfesegment, dem so genannten Normalgeschäft, voraussichtlich einen Bestandsverlust von 1,6 Prozent hinnehmen (2018: minus 1,3 Prozent). „Dies unterstreicht den langjährigen Trend, wonach Beihilfeberechtigte bereits seit 2014 mit rund 55 Prozent den Großteil des jährlichen Neuzugangs aus der GKV (gesetzliche Krankenkassen) ausmachen. Seit 2018 sind sie auch bestandsmäßig in der Überzahl“, erläuterte Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung bei der Assekurata. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 stieg ihr Anteil demnach von 50,3 auf rund 51 Prozent. Nach Einschätzung der Assekurata dürfte diese Entwicklung auch in naher Zukunft anhalten, da durch die Corona-Pandemie zumindest im Normalgeschäft nicht von einem steigenden Neugeschäft auszugehen ist.

Negative Stimmung in Bezug auf die Vollversicherung
Laut Reichl wird diese Sichtweise durch die Ergebnisse einer Umfrage zur Markteinschätzung gestützt, die Assekurata im Frühjahr dieses Jahres erstmals unter 19 Krankenversicherern durchgeführt hat (siehe bocquel-news 24. April2020 Krankenversicherer zeigen Flexibilität in der Krise. Elf Gesellschaften mit einem Marktanteil nach vollversicherten Personen von 46,8 Prozent nahmen hieran teil, wovon nur eine die derzeitige Geschäftslage in der Vollversicherung positiv bewertete. Ähnlich skeptisch sehen die Gesellschaften die künftigen Geschäftserwartungen in diesem Geschäftszweig. Lediglich zwei Unternehmen äußerten sich hier

Ein Hoffnungsschimmer in der Zusatzversicherung: Insgesamt beurteilen die Gesellschaften den Krankenversicherungsmarkt aktuell und künftig leicht positiv, was im Wesentlichen an der Zusatzversicherung liegt. Hier verbuchte die Branche 2019 nach Verträgen insgesamt ein Plus von 2,1 Prozent. Die leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (2,0 Prozent) ist dabei vor allen Dingen auf die Entwicklung in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) zurückzuführen, die branchenweit um 16,6 Prozent zulegen konnte. Ohne dieses Segment hätte die Zuwachsrate sowohl 2019 als auch 2018 nur bei jeweils 1,7 Prozent gelegen. Die Pflegezusatzversicherung dürfte zwar gegenüber dem Vorjahr (93.200) mit einem Nettozuwachs von rund 110.000 Verträgen leicht zugelegt haben, bleibt damit jedoch weiterhin deutlich unter dem Niveau der Jahre vor 2017, als das zweite Pflegestärkungsgesetz noch nicht umgesetzt war.

Die Zurückhaltung bei der Pflegezusatzversicherung dürfte laut Gerhard Reichl auch mit den Beitragsanpassungen der vergangenen Jahre zusammenhängen. So stiegen die Bestandsbeiträge bei den von Assekurata gerateten Krankenversicherern (Assekurata-Durchschnitt) zu Jahresbeginn 2020 um 11,5 Prozent, nachdem sie sich bereits 2017 um 9,8 Prozent erhöht hatten. In der Pflegepflichtversicherung erhöhten sich die Beiträge sogar um durchschnittlich 32,7 Prozent, was die vergleichsweise moderaten Erhöhungen in der Vollversicherung relativiert. Bei letzterer passten die Unternehmen die Beiträge im Beihilfesegment zuletzt um durchschnittlich 2,4 Prozent und im Nicht-Beihilfebereich um 3,7 Prozent an. „Der Absenkungsdruck beim Rechnungszins bleibt vorerst weiter bestehen“, relativierte Gerhard Reichl die Zahlen. So sank der aktuarielle Unternehmenszins 2020 im Assekurata-Durchschnitt von 2,58 Prozent auf 2,40 Prozent, wohingegen der durchschnittliche Rechnungszins noch bei 2,56 Prozent (2019: 2,78 Prozent) liegt.

Verbesserte Ergebnissituation zum Vorjahr
„Trotz anhaltendem Niedrigzins gestaltete sich das Geschäftsjahr 2019 ergebnistechnisch positiver als das Jahr davor. Dies ist im Wesentlichen auf das Kapitalanlageergebnis zurückzuführen, welches um knapp 1,1 Milliarden Euro zulegte“, konstatierte der Leitende Analyst Gerhard Reichl. Damit stieg die Nettoverzinsung marktweit von 3,0 Prozent auf 3,3 Prozent an und kompensierte den Rückgang der versicherungsgeschäftlichen Ergebnisquote von 13,3 Prozent auf 11,9 Prozent. In der Summe verbesserte sich das Rohergebnis nach Steuern um 0,8 Milliarden Euro auf knapp 5,9 Milliarden Euro.

„Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Auswirkungen gestaltet sich eine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr derzeit recht schwierig“, gab Gerhard Reichl zu bedenken. „Anders als im Vorjahr dürfte die Kapitalanlage diesmal allerdings das Rohergebnis der Unternehmen deutlich nach unten ziehen.“

Leistungsausgaben in der PKV sinken nur bedingt
Aufgrund der derzeit rückläufigen Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte dürften auf Seiten der Versicherungstechnik die Leistungsausgaben zwar sinken, im Gegenzug kommen allerdings zusätzliche Belastungen, wie zum Beispiel die Hygienepauschale und die Beteiligung an den Mehrkosten der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, auf die Branche zu. Darüber hinaus ist noch nicht abschließend geklärt, inwieweit auch die PKV bei den Kosten der geplanten Corona-Testausweitungen herangezogen werden soll.

„Wenngleich sich in der Krankentagegeldversicherung schon jetzt ein Mehraufwand abzeichnet, erwarten wir nach derzeitigem Stand, dass die Leistungsausgaben 2020 unterm Strich geringer ausfallen“, sagte Reichl. Ähnlich wie in der Subprime-Krise, als die Schaden-Quote im Bereich Krankentagegeld zwischen 2007 und 2010 von 67,8 Prozent bis auf 82,5 Prozent kletterte, könnten derzeit vor allem einige Selbstständige und Freiberufler versucht sein, Einnahmeausfälle durch Krankschreibungen zu kompensieren.

Bislang kein gravierender Anstieg von Nichtzahlern
Je länger die pandemiebedingten Einschränkungen andauern, desto stärker wird die Zahl der Hilfsbedürftigen sowie Nichtzahler zunehmen, und entsprechend dürften die Bestände in den Basis- und Notlagentarifen der Versicherer an Zulauf gewinnen. „Bei den von uns gerateten Krankenversicherern können wir bislang allerdings noch keinen nennenswerten Anstieg von Nichtzahlern beziehungsweise Anträgen auf Beitragsstundung feststellen“, gab Gerhard Reichl leichte Entwarnung. „Unserer Meinung nach dürften Vollversicherte in Zeiten von Corona auch stärker als sonst darauf achten, nach Möglichkeit ihre Krankenversicherungsbeiträge zu bezahlen, um ihren höherwertigen Versicherungsschutz nicht zu verlieren.“

Befristetes Rückkehrrecht aus dem Basis-Tarif zu begrüßen
„In diesem Zusammenhang begrüßen wir ganz besonders das im Rahmen des zweiten Bevölkerungsschutzgesetzes beschlossene Rückkehrrecht für privat Krankenversicherte, die nach dem 15. März 2020 hilfebedürftig geworden sind“, betonte Reichl. Diesen Versicherten steht demnach die Möglichkeit offen, innerhalb von drei Monaten nach Überwinden der Hilfsbedürftigkeit ohne erneute Gesundheitsprüfung in ihren Ursprungs-Tarif zurückzukehren. Zeitlich beschränkt wurde dieses Sonderrecht auf zwei Jahre. „Hilfreich wäre es zudem, wenn die Politik im Zuge dessen eine alte Forderung unsererseits umsetzt und den Standardtarif auch für Versicherte, die nach dem 31.12.2008 in die PKV gewechselt sind, dauerhaft wieder öffnet“, schlug Gerhard Reichl vor.

Während der Webinar-Pressekonferenz präsentierte der Chef-Analyst 33 Folien und einen umfassenden Bericht auf der Assekurata-Internetseite, die man gegen eine Schutzgebühr von 350 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer kaufen kann. (-el / www.bocquel-news.de)

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