logo
logo

Konzepte und Kriterien

M&A-Aktivitäten sorgen für gewisse Marktbereinigung

21. Mai 2015 - „Fusionen und Übernahmen im Versicherungswesen: Beginn einer neuen Welle?“ lautet der Titel der aktuellen sigma-Studie der Swiss Re. Experten beobachteten dafür den aktuellen M&A-Markt der Assekuranzen. Danach nehmen „Fusionen und Übernahmen im Versicherungswesen wieder zu.

Die neueste sigma-Studie der Swiss Re (www.swissre.com) „Fusionen und Übernahmen im Versicherungswesen: Beginn einer neuen Welle?“ bringt die Aktivitäten rund um Fusionen und Übernahmen („Mergers and Acquisitions“, M&A – Definition siehe an anderer Stelle dieser Ausgabe der bocquel-news) in der Versicherungs-Branche auf den Punkt. Auch wenn die Anzahl der Transaktionen noch immer deutlich hinter dem Vorkrisenniveau bleibe, sind demnach verstärkt Firmenzusammenschlüsse zu beobachten. Nach dem starken Einbruch im Jahr 2009 waren nach Ansicht der sigma-Experten die M&A-Aktivitäten in der Versicherungs-Branche in den vergangenen Jahren insgesamt eher verhalten. In den letzten Monaten haben sie jedoch wieder zugenommen, und auch die Liste der angekündigten Transaktionen wächst.

Insgesamt stiegen die Bekanntgaben von Fusionen und Übernahmen in der zweiten Jahreshälfte 2014 deutlich an – auf 359 gegenüber 295 in der ersten Jahreshälfte. Diese Entwicklung zeichnet sich auf für 2015 ab, sagt der Chef-Ökonom der Swiss Re, Kurt Karl. Seiner Ansicht nach deuten Umfragen darauf hin, dass sich die Stimmung im Hinblick auf Fusionen und Übernahmen dreht, da die allgemeine Zuversicht in die wirtschaftlichen Aussichten allmählich steigt. Des Weiteren sehen Marktteilnehmer in Fusionen und Übernahmen eine Möglichkeit, ihre Rentabilität zu steigern und ihre Bilanzen zu verbessern.

Defensive und strategische Transaktionen rücken in den Vordergrund
Wichtige Aspekte bei M&A-Transaktionen in der Versicherungs-Branche sind Veräußerungen von geschlossenen Beständen und Run-off-Geschäftsbereichen. Solche Veräußerungen stellen eine effektive Möglichkeit dar, sich frühzeitig aus Geschäftsbereichen im Run-off zurückzuziehen, um das Kapital in neue oder erweiterte Geschäftssparten investieren zu können. Auch die Aktivitäten unter den spezialisierten (Rück-) Versicherern nehmen zu, da etablierte Unternehmen auf den steigenden Wettbewerbsdruck reagieren müssen.

Die alternative Risikotragfähigkeit von Hedgefonds, Investmentbanken und Rentenversicherungen hat nach Expertenmeinung den Preisdruck auf einige Schaden- und Unfallversicherungen verschärft. Das habe zur Folge, dass einige spezialisierte (Rück-)Versicherer in Bermuda sowie im Lloyd’s-of-London-Markt ihre Geschäftsbereiche zusammenlegen, um breitere und neue Risikofelder von Unternehmensrisiken abzudecken und operative Kosten zu senken.

„Gegenwärtig findet eine Verdrängung der mittelständischen spezialisierten (Rück-)Versicherer statt“, sagt Kurt Karl (Foto: Swiss Re). „Einige Unternehmen verfügen nicht über die Größe oder das Leistungsspektrum, um sich mit ihrem Angebot von der breiteren Risikotragfähigkeit anderer Rückversicherer abzuheben. In Zukunft werden wir weiterhin eine gewisse Marktbereinigung in diesem Bereich beobachten können, da sich Unternehmen in ihrem Bemühen um Umsatzwachstum und Kostensynergien zusammenschließen.“ Auch außerhalb des Bereichs für spezialisierte (Rück-)Versicherer gab es laut Kurt Karl strategische Transaktionen zur Erweiterung von Fachwissen, Vertriebskapazitäten und geografischer Reichweite.

In vielen Schwellenländern, insbesondere in den Regionen Asien/Pazifik und Lateinamerika, nehmen die M&A-Aktivitäten ebenfalls zu, da sich nach wie vor viele Versicherer aus entwickelten Märkten auf Expansionskurs in wachstumsstärkeren Märkten befinden. Die sigma-Experten der Swiss Re beobachten aber auch, dass zunehmend mehr Versicherer aus Entwicklungsländern Übernahmen in Industrieländern als Möglichkeit in Betracht ziehen, ihr Geschäft geografisch und spartenübergreifend zu diversifizieren.

Vermittler an M&A-Aktivitäten interessiert
Auch bei den Vermittlern nehmen die M&A-Aktivitäten zu. Makler im Großkundensegment verfolgen derzeit aktiv internationale Expansionen. Sie sehen darin eine Reaktion auf steigende Anforderungen großer Unternehmen mit international tätigen Partnern zusammenzuarbeiten. „Auch in den heimischen Märkten nimmt die Konsolidierung weiter zu“, macht Kurt Karl deutlich. Demnach begründen Vermittler und Makler dies mit möglichen Größenvorteilen und der Fähigkeit, ihren Kunden ein volles Spektrum analytischer Leistungen bieten zu können.

Aufschwung weiterhin branchenspezifisch
Trotz des Aufschwungs bei den M&A-Aktivitäten in der Versicherungs-Branche bleibt laut Swiss Re die Gesamtzahl der Transaktionen noch immer deutlich hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Im Jahr 2014 wurden weltweit 489 Transaktionen durchgeführt; 2007 waren es noch 674 Transaktionen. Zudem handelt es sich bei der erhöhten Aktivität um keinen branchenweiten Anstieg, was auch in naher Zukunft unwahrscheinlich erscheine.

Der aktuelle Trend zunehmender M&A-Aktivitäten dürfte sich in bestimmten Bereichen in der Branche fortsetzen, da Firmen auf konjunkturelle und strukturelle Veränderungen reagieren. Durch die Einführung von Richtlinien wie Solvency II werden einige Versicherer Umstrukturierungen zur Erzielung von Effizienzsteigerungen und/oder Größen- beziehungsweise Verbundvorteilen in Betracht ziehen. Ebenso werden die Transaktionen weiterhin durch alternative Kapitalzuflüsse stimuliert, vor allem, wenn Finanzinvestoren aktive Verkäufer und/oder Käufer werden. Die sigma-Experten sind sich sicher, dass der Zugang zu digitalen Vertriebstechnologien eine weitere treibende Kraft hinter M&A-Transaktionen ist, die in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen dürfte.

Der Erfolg von Fusionen und Übernahmen fällt in der Versicherungs-Branche, wie auch in anderen Branchen, sehr unterschiedlich aus. Empirische Analysen der Aktienkursentwicklungen von Versicherern, die in den letzten zehn Jahren an einer Fusion oder Übernahme beteiligt waren, deuten langfristig auf positive Renditen für Käufer hin – allerdings mit großen Unterschieden. Darren Pain, Mitautor der Studie, sagt: „Die Transaktionen mit dem scheinbar größten und konstantesten Wertschöpfungs-Potenzial sind solche, bei denen die Unternehmer im gleichen Land ansässig sind, aber auch Transaktionen mit vertikaler Integration von Firmen in verschiedenen Phasen der Wertschöpfungskette im Versicherungsgeschäft.“ - Die Begrenzung operativer und geschäftlicher Risiken für ein erfolgreiches M&A-Vorhaben liegt bei den Verantwortlichen der Versicherungsgesellschaften. Nach Ansicht der sigma-Experten helfen Rückversicherungslösungen im Vorfeld einer Transaktion und auch im Anschluss, die Bilanzen der Versicherer zu stärken, beziehungsweise den damit verbundenen Druck zu mindern. „In der Realität wird das Potenzial der Rückversicherung als Instrument für das M&A-Kapitalmanagement jedoch noch nicht ausgeschöpft“, sagt der Chef-Ökonom der Swiss Re, Kurt Karl.

sigma-Studie in gedruckter Form
Die sigma-Studie Nr. 3/2015 ist in gedruckter Form ist in englischer, deutscher, französischer und spanischer Sprache verfügbar. Über die E-Mail-Adresse sigma@swissre.com kann die Studie unter Angabe der vollständigen Postadresse von Interessenten bestellt werden. (-el / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.