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Lichtverschmutzung in Nürnberg „vermenschLicht“

7. September 2021 - Die Nürnberger Versicherungsgruppe hat die Beleuchtung des Business Towers umgerüstet. Das ist ein Beitrag des Versicherers zur Aktion „VermenschLicht - ein Gesundheitsrisiko“, denn wer in Nürnberg in einer klaren Nacht in den Himmel blickt, sieht nur noch wenige Sterne wegen der vielen künstlichen Lichtquellen.

Pechschwarze Nacht legt sich über das Land - wenn es denn so wäre! Fakt ist, dass die Nacht immer mehr von ihrer dunklen Seite an die Wächter des künstlichen Lichts abgeben muss. Beleuchtete Gebäude, Reklametafeln, Schaufenster, Häuser und Straßenlaternen lassen nicht nur die Sterne am Nachthimmel verblassen. Die sogenannte Lichtverschmutzung wirkt sich auch auf Mensch und Umwelt aus.

Die Lichtverschmutzung ist ein Thema, das in der Bevölkerung noch zu wenig präsent ist. Wichtig ist, die Menschen für die Tragweite der Lichtverschmutzung zu sensibilisieren. NAA Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft (www.naa.net/) hat deshalb die Nürnberger Versicherung angesprochen, weil sich die Beleuchtung ihres Geschäftsgebäudes, insbesondere der angestrahlte Business Tower, negativ auf unsere Arbeit auswirkt. Mittlerweile hat die Nürnberger die Beleuchtung des 163 Meter hohen Business Towers umgerüstet: Es wurden moderne LED-Strahler angebracht und die Lichtleistung reduziert, so dass die ehemals sehr helle Lichtsäule über dem Turm nun deutlich schwächer ist und die Beobachtungen auf der Sternwarte nicht mehr stört. Außerdem wird die Beleuchtung jetzt schon um 22 Uhr ausgeschaltet und bei besonderen astronomischen Anlässen wird sogar komplett darauf verzichtet.

Die große Konjunktion von Saturn und Jupiter am 21. Dezember 2020 war für viele Astronomie-Fans ein Highlight am Abendhimmel. Eines der wenigen Himmelsereignisse, die nicht vom Lichtdunst der Atmosphäre verschluckt werden; denn was vielerorts vor rund 30 Jahren noch im Bereich des Möglichen lag, ist für die meisten Menschen in den Großstädten der Welt kaum mehr möglich: die Milchstraße mit bloßem Auge zu sehen. Wer beispielsweise in Nürnberg in einer klaren Nacht in den Himmel blickt, sieht nur noch wenige Sterne, denn es wird durch die vielen künstlichen Lichtquellen nicht mehr richtig dunkel.

Wo es kaum Lichtverschmutzung gibt: Das Biosphärenreservat Rhön, das die UNESCO (https://www.unesco.de/) 2014 zum Internationalen Sternenpark durch die Dark SkyAssociation ausgezeichnet hat, macht den Sternenpark Rhön zu einem faszinierenden Anblick der natürlichen Nachtlandschaften und den sternenreichen Himmel. Besonders beliebt sind die Himmelsschauplätze, auf denen man den Rhöner Sternenhimmel selbst erkunden kann. Ganz ohne Lichtverschmutzung.

Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft muss ausweichen
Diese Erfahrung machen beispielsweise die Mitglieder der NAA Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft (www.naa.net/) immer wieder. Deshalb weichen sie in die ländliche Gegend aus, um mit ihren Teleskopen und beachtlichen Objektiven der Faszination der Sterne zu erliegen. „Zu unserer Bildungsarbeit für die Öffentlichkeit gehört eben auch der Blick in den Sternenhimmel. Mit der zentralen Lage unserer Regiomontanus Sternwarte sind wir in Nürnberg durch die zunehmende künstliche Beleuchtung im Stadtgebiet aber bei astronomischen Beobachtungen eingeschränkt", erläutert Matthias Gräter, Geschäftsführer der NAA.

Übrigens ist der Business Tower Nürnberg nur zu wenigen besonderen Anlässen beleuchtet. Außenstrahler des Towers mit LED das ist zeitgemäßer, aktiver Umweltschutz. Die Außenstrahler des Towers wurden auf moderne, dimmbare LEDs umgestellt, die kein UV-Licht abgeben und somit auch weniger Insekten anlocken.

Spot an: Faszination und Gefahr zugleich
Neben der astronomischen Lichtverschmutzung gibt es aber auch noch die ökologische Lichtverschmutzung. Denn so sehr künstliches Licht Sicherheit und Wohlgefühl oder auch Faszination auf uns ausüben mag - so sehr kann es auch den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus und damit unsere gesamten Ökosysteme beeinflussen. Wissenschaftler begeben sich daher immer häufiger auf Spurensuche in der „gestohlenen Nacht" und durchleuchten die Auswirkungen auf Mensch, Tier und Pflanzenwelt.

Im Laufe der Evolution haben sich die verschiedenen Organismen an den natürlichen Wechsel von Licht und Dunkelheit als Taktgeber von aktiver und passiver Phasen angepasst. Doch während der mit mächtigen Spots beleuchtete Kirchturm eine schöne Erscheinung für den Menschen ist, wird diese unnatürliche Helligkeit für Insekten und Zugvögel zur Todesfalle.

Lichtverschmutzung: Einfluss von künstlichem Licht
Dass Motten immer ins Licht fliegen, ist bekannt. Dass sie auch als Nachtarbeiter Blüten bestäuben, eher weniger. Diesen Job können sie aber nicht erledigen, wenn sie in den für sie tödlich attraktiven Laternen mit hohem UV-Lichtanteil verenden. Vereinzelt wurde in Studien aber auch festgestellt, dass ein geringerer UV-Anteil in den Leuchtmitteln tatsächlich weniger Nachtfalter anlockte.

Studien lassen vermuten, dass permanent oder periodisch veränderte Lichtverhältnisse durch künstliche Beleuchtung auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben können:

  • Hormonhaushalt: Die nächtliche Beleuchtung kann den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. So wird die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin am Abend herausgezögert.
  • Fehlender Schlaf: Fehlt das Melatonin, fällt das Einschlafen am Abend und Aufwachen am Morgen schwer. Insgesamt verkürzt sich dadurch die Schlafdauer.
  • Chronische Störungen: Chronische Schlafstörungen können wiederum auch Auslöser von Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen und Fettleibigkeit sein.
  • Erhöhtes Krebsrisiko: Es wird angenommen, dass durch das fehlende Melatonin der Östrogenspiegel steigt. Zu viel Östrogen ist wiederum ein Risikofaktor für Brustkrebs.

Israelische Forscher fanden zum Beispiel heraus, dass in Gebieten mit hoher Lichtverschmutzung das Risiko deutlich höher ist, an Brust- oder Prostatakrebs zu erkranken. Vermutlich weil die Produktion von Melatonin gehemmt wird, wenn im Schlaf Licht durch die geschlossenen Augen auf die Netzhaut fällt. (-el / www.bocquel-news.de)

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