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Konzepte und Kriterien

Lebensversicherer sind gefangen in der Zeitschleife

14. Februar 2020 - Die Kapitalmarktzinsen sind 2019 nochmals gesunken und damit wächst das Erfordernis der Zinszusatzreserve (ZZR) wieder. Die Deklarationen sinken. Aber die Stimmung wird insgesamt besser. Jetzt hat Assekurata ihre Marktuntersuchung zu den Überschussbeteiligungen und Garantien nochmals erweitert.

Ihre traditionelle Marktstudie zu den Überschussbeteiligungen und Garantien betitelt die Assekurata mit „Und täglich grüßt das Murmeltier“.  Den sinkenden Zinsen kann die Branche nicht entrinnen – dennoch werden die Geschäftsaussichten wieder rosiger gesehen.

Die Bestände der Lebensversicherer haben im arithmetischen Durchschnitt einen Garantiezins von 2,73 Prozent.  Als Folge der seit 2011 zu bildenden Zinszusatzreserve (ZZR) ist diese Garantieverpflichtung auf 1,77 Prozent gesunken, liegt damit aber immer noch über dem Höchstrechnungszins im Neugeschäft.

Die Lebensversicherer haben bereits 80 Prozent ihrer Bestände nachreserviert – und es ist kein Ende absehbar: Selbst wenn sich die Zinssituation nicht weiter verschlechtert, müssen spätestens 2024 die Bestände mit 1,25 Prozent Höchstrechnungszins und 2028 die mit 0,9 Prozent nachreserviert werden.

Dies ergibt sich aus der Berechnungsmethode mit langfristigen Durchschnitten. „Man bekommt keine richtige Umkehr hin. Das müsste schon ein extrem positive Zinsszenario sein, aber dies ist mit Blick auf die Verwerfungen in der Kapitalanlage auch nicht das, was sich die Branche wünscht“, sagt Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will bei der Vorstellung der „Marktstudie 2020: Überschussbeteiligungen und Garantien in der Lebensversicherung – „Und täglich grüßt das Murmeltier.

Nach Assekurata-Berechnungen müssen die Lebensversicherer für 2019 der ZZR 9,5 (6) Milliarden Euro zuführen; dies entspricht etwa einem Prozent Nettozins. Die ZZR dürfte auf 75 Milliarden Euro steigen, was knapp neun Prozent der Branchen-Deckungsrückstellung sind. Für 2020 erwartet Assekurata eine Zuführung zur ZZR von neun bis elf Milliarden.

Beitragsgarantie kaum noch darstellbar
Im Zuge der Folge der letzten Zinssenkung müsste auch der aus mehreren Jahren berechnete Höchstrechnungszins von 0,9 auf 0,5 Prozent sinken, wie dies zuletzt von der Deutschen Aktuarsvereinigung e.V. kürzlich vorgeschlagen wurde. Für die Beitragskalkulation hat dies besondere Brisanz, erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter bei der Kölner Ratingfirma.

Die Beitragsrendite lasse sich für den Mustervertrag der Assekurata (Private Rente mit garantierter Ausübung des Kapitalwahlrechts von 50.000 Euro, 25 Jahre Beitragszahlung und unter anderem Todesfallschutz) dann nämlich nicht mehr darstellen. Im Durchschnitt der Branche würde das Garantiekapital nach Kosten nur 49.356 Euro betragen statt durchschnittlich 51.899 Euro.

Bei unveränderten Kosten und 25 Jahren Laufzeit liege der kritische Zins bei 0,74 Prozent. Natürlich gebe es Anbieter, die auch 0,5 Prozent Zins schafften, aber die wären „sehr rar“. Bei einer Absenkung auf 0,3 Prozent „wäre es höchstwahrscheinlich gar keinem mehr möglich“ – vorausgesetzt, es geht nicht um Laufzeiten von 40 oder 50 Jahren, so Heermann.

Als Folge der jüngsten Zinsverschärfung komme man also nicht umhin, die Beitragsgarantien in Frage zu stellen, so Will.

Zwei von drei senken in der Klassik
An der Studie haben 47 (54) Unternehmen mit einem Marktanteil von 79 (78) Prozent teilgenommen; angefragt worden waren 81 (82) Gesellschaften. Von den 30 (32) Gesellschaften mit klassischer Rentenversicherungen mit einem Höchstrechnungszins haben der Studie zufolge 21 die laufende Verzinsung abgesenkt. Neun halten sie konstant, darunter die Ideal Lebensversicherung a.G., die mit 3,30 Prozent weiterhin marktweit die höchste laufende Verzinsung gewährt. Über alle Tarifgenerationen und klassischen Produktarten sinkt die laufende Verzinsung im arithmetischen Mittel der Studie zufolge für 2020 auf 2,74 (2,83) Prozent bzw. im gewichteten Durchschnitt auf 2,79 (2,92) Prozent.

Berechnet wurde wiederum auch die illustrierter Beitragsrendite. Dieser Rechnung liegt der Mustervertrag einer privaten Rentenversicherung mit 25-jährige Ansparzeit zugrunde. Mit 2,07 (2,20) Prozent liegt diese Verzinsungskennziffer über der Inflationsrate von 1,40 Prozent.

Nur zwei Anbieter – Signal Iduna Vereinigte Lebensversicherung a.G. und Condor Lebensversicherungs-AG – bleiben unter 1,40 Prozent und können somit keine positive Realverzinsung in Aussicht stellen. Die garantierte Beitragsrendite – also Garantiewert nach Kosten – macht 0,15 (014) Prozent aus.

Mehr Neue als Alte Klassik
Klassisches Neugeschäft schreiben nur noch 24 Unternehmen. Der Studie zufolge vertreiben inzwischen 28 Marktteilnehmer Produkte der Neuen Klassik. Hier werden für 2020 nur noch 2,28 (2,40) Prozent als laufende Verzinsung deklariert. Abgesenkt haben 20 Gesellschaften. Die Gesamtverzinsung erreicht durchschnittlich 3,01 Prozent und liegt damit 26 Basispunkte unter dem Vorjahreswert, aber neun Basispunkte über der traditionellen Klassik.

Untersucht wurden zudem Indexpolicen von 14 Lebensversicherer, die eine „hohe Anlagevielfalt...sowohl hinsichtlich der zugrunde liegenden Investmentvehikel als auch der genauen Ausgestaltung der Indexpartizipation“ aufweisen. Im Durchschnitt deklarieren sie eine laufende Verzinsung von 2,71 (2,80) Prozent. Die tatsächlich gutgeschriebenen Renditen fielen in der Vergangenheit sehr unterschiedlich aus. Bei den 152 seit 2014 möglichen Gutschreibungen gab es in 47,4 Prozent der Fälle keine Rendite, aber in 3,3 Prozent der Fälle mehr als zehn Prozent Rendite. Wegen unterschiedlicher Indextage hat ein und die selbe Police unterschiedliche Renditen.

Stimmung wird erneut besser
Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen werden von den Unternehmen erneut günstiger eingeschätzt. Negative Werte haben nur die klassischen Produkt und die Pflegeversicherung. Besonders günstig werden die Aussichten für Produkte zur Absicherung der Arbeitskraft und der betrieblichen Altersversorgung eingeschätzt.

Die Chance für Fondsgebundene ohne Garantie, die sich in der Vergangenheit nur mäßig verkauften, so Will, werden dabei erstaunlicherweise besser eingeschätzt als die von Fondspolicen mit Garantien. (Text und Foto Monika Lier / www.bocquel-news.de)


 

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