logo
logo

Konzepte und Kriterien

Lebensversicherer - nicht alle sind zinskrisenfest

22. Oktober 2012 - Einige Versicherer verkraften die Finanzmarktkrise besser als andere. Die Ertragsaussichten bleiben getrübt, und die Versicherten müssen sich auf weiter fallende Überschüsse einstellen. Die Wahl eines finanzstarken Unternehmens wird immer wichtiger.

Die Lage am Kapitalmarkt bleibt weiter angespannt und stellt die Lebensversicherer bei ihrer Anlagepolitik vor große Probleme Das Analyse- und Ratingunternehmen Morgen & Morgen Group GmbH (www.morgenundmorgen.de) hat untersucht, wie erfolgreich die einzelnen Versicherer der Krise widerstehen. Die Ergebnisse schlagen sich im aktuellen M&M Rating LV-Unternehmen sowie im M&M Belastungstest nieder.  

Die Spitzengruppe der top bewerteten Lebensversicherer hat sich auch in diesem Jahr trotz schwieriger Marktlage behauptet. Aus dem M&M Rating gehen insgesamt 27 von 71 Gesellschaften mit den besten Bewertungen von vier und fünf Sternen hervor. Das ist nur eine Gesellschaft weniger als im Vorjahr. Auch der M&M Belastungstest zeigt, dass 50 Gesellschaften krisenfest sind und einem Zinsrückgang von 0,8 Punkten sowie einem Kursverfall von 37 Prozent bei Aktien standhalten. 36 Versicherer haben den Test sogar mit der Bewertung „ausgezeichnet" bestanden.

Die Nettoverzinsung sinkt weiter
Trotz des insgesamt guten Gesamtergebnisses lassen die einzelnen Quoten des Ratings klare Tendenzen erkennen, die vor allem die schwierige Situation am Kapitalmarkt widerspiegeln. So sinkt beispielsweise der durchschnittliche Verdienst der Branche, die Nettoverzinsung, von 4,32 auf 3,97 Prozent. Verantwortlich hierfür sind unter anderem die teils relativ hohen Abschreibungen auf Kapitalanlagen. Zusammen mit der Belastung durch die zu bildende Zinszusatzreserve hat dies Auswirkung auf den erwirtschafteten Überschuss der Gesellschaften. Damit sinken auch die Überschussquote sowie die Rückstellungen für Beitragsrückerstattung. Die Wachstumsquote ist ebenfalls gesunken. Sie hat sich damit nach dem enormen Anstieg in den letzten beiden Bilanzjahrgängen, ausgelöst durch den Boom bei den Einmalbeiträgen, wieder auf dem ursprünglichen Niveau eingependelt. Eine isolierte Betrachtung der einzelnen Quoten weist zwar interessante Tendenzen auf, für das aussagekräftige Einzelergebnis des jeweiligen Versicherers im M&M Rating ist jedoch die Bewertungssystematik ausschlaggebend, die Kennzahlen ihrer Bedeutung entsprechend gewichtet und zueinander in Bezug setzt.

Stephan Schinnenburg Aus stillen Reserven wurden stille Lasten
Der Belastungstest bestätigt ebenfalls die schwierige Situation der Gesellschaften. Auf der Passivseite stehen aktuell keine stillen Reserven mehr, sondern stille Lasten. Konkret heißt das, der durchschnittliche Rechnungszins in den Beständen der Versicherer ist oftmals höher als der aktuelle Marktzins. Dies stellt die Versicherer vor die Herausforderung, die zugesagten Zinsversprechen für ihre Altkunden, die im Branchenschnitt bei 3,2 Prozent liegen, zu erwirtschaften, was heute kaum noch möglich ist.

„Aktuell sind die Ertragsaussichten für Versicherte folglich wenig erfreulich. Für 2013 wird die Gewinnbeteiligung voraussichtlich erneut sinken", fasst Stephan Schinnenburg (Foto), Geschäftsführer von Morgen & Morgen, die aktuelle Lage für Versicherte zusammen.

Unternehmensrating und Belastungstest geben im Zusammenspiel ein aussagekräftiges Bild über das Fundament sowie die punktuelle Belastbarkeit einer Gesellschaft. Denn aus Kundensicht kommt es schließlich immer mehr auf die wirtschaftliche Stabilität und die Krisenfestigkeit einer Gesellschaft an. „Noch schlägt sich der Großteil der Gesellschaften wacker, doch vor dem aktuellen Hintergrund wird die Wahl eines wirtschaftlich erfolgreichen Versicherers immer wichtiger", zieht Schinnenburg sein Fazit.

Tendenzen im M&M LV-Rating 2012

 

Kennzahl

Tendenz

Nettoverzinsung

Abschlusskosten

Verwaltungskosten

 

RfB

Überschüsse

Wachstum

Storno

Eigenmittel

Bewertungsreserven

Quelle: Morgen&Morgen

 

Top und Flop beim M&M LV-Rating 2012
Das M&M Rating LV-Unternehmen trifft eine Aussage darüber, wie die Gesellschaft sich langfristig am Markt behauptet und wie kundenfreundlich sie ist - also über Kosten, Sicherheitspolster, Erträge sowie ihre Marktstellung. Für einen Zeitraum von fünf Jahren wurde die Entwicklung der neun wesentlichen Kennzahlen der Versichererbilanzen analysiert: Nettoverzinsung, Abschlusskosten, Verwaltungskosten, RfB, Überschüsse, Wachstum, Storno, Eigenmittel und Bewertungsreserven.

Die Höchstbewertung mit fünf Sternen („ausgezeichnet")  erzielten: Allianz, Alte Leipziger, Debeka, Europa, Huk Coburg, InterRisk, LVM, R+V, R+V a.G. und WGV.

Die niedrigste Bewertung („sehr schwach") erreichten: Arag, Inter, Münchener Verein, Rheinland und VPV Lebensversicherung.

Belastungstest überwiegend bestanden und besser
Der M&M Belastungstest stellt eine Momentaufnahme dar, bei der die Versicherer hinsichtlich ihrer Solvabilität und zukünftigen Krisenfestigkeit untersucht werden. Wer bestanden hat, ist in der Lage, einen Zins- und Aktiencrash in naher Zukunft zu überstehen und weiterhin seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Bewertet wird also, wie die Solvabilität sowie das Asset-Liability-Management eines Versicherers im Hinblick auf eine mögliche Krise ausgerichtet sind. Den Belastungstest bestanden die meisten Versicherer mit den Noten „ausgezeichnet" oder „sehr gut". 22 Unternehmen nahmen nicht teil. (hp / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.