logo
logo

Namen und Nachrichten

Lebensversicherer in Glaubwürdigkeitskrise

12. November 2012 - Weltweit sorgen sich die Menschen um ihr finanzielles Auskommen im Alter. Nie war Altersvorsorgeberatung wichtiger als heute. Doch besonders in Deutschland misstrauen die Menschen den Lebensversicherungsunternehmen und holen sich lieber anderswo Rat.

Vier von fünf Menschen weltweit (82 Prozent) sorgen sich um ihre finanzielle Absicherung im Alter. Zudem sehen 89 Prozent akuten Handlungsbedarf, was das Sparen für diesen Lebensabschnitt betrifft. Dies geht aus einer Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture GmbH (www.accenture.de) hervor, für die mehr als 8.000 Personen in 15 Ländern befragt wurden. Vor allem bei den Deutschen wurde dabei deutlich: Das Vertrauen in die Lebensversicherer lässt zu wünschen übrig. Nur 25 Prozent ziehen die Branche als Informationsquelle in Betracht, wenn es um Fragen der Altersvorsorge geht. Stattdessen vertraut mehr als die Hälfte der Befragten lieber den Tipps von Familie und Freunden.

„Angesichts einer drohenden Rentenlücke wächst bei vielen Menschen die Angst um ihr finanzielles Wohlergehen im Alter", sagt Markus Wersch, Geschäftsführer des Bereichs Versicherungswirtschaft bei Accenture. „Zwar sind sie gewillt zu sparen, zugleich verfügen sie aber nur über begrenztes Finanzwissen und Budget, um dies tatsächlich zu tun. Der Altersvorsorge-Bedarf, der durch Versicherer gedeckt werden könnte, ist enorm. Dafür muss für die Kunden jedoch zunächst einmal die Möglichkeit geschaffen werden, entsprechendes Finanzwissen aufzubauen, und dies ganz ohne Verkaufsdruck durch die Versicherer."

Kunden möchten individuelle Beratung und Dienstleistungen
Für die Anbieter von Altersvorsorgeprodukten steigen damit die Anforderungen deutlich. So können sich 86 Prozent der Befragten vorstellen, ein Produkt für den Ruhestand dann zu erwerben, wenn der Anbieter ihnen klare Vergleiche zwischen verschiedenen Investment-Optionen anbietet und deren Vor- und Nachteile aufzeigt. 82 Prozent möchten ein klares Bild vermittelt bekommen, wie sich ihre finanziellen Bedürfnisse nach dem Eintritt in den Ruhestand darstellen und wünschen sich eine deutliche Illustration der Zusammensetzung der Kosten der jeweiligen Anlageoption.

„Für Versicherer gilt heute mehr denn je, besser aufzuklären und dabei auch neue, interaktive Möglichkeiten zur Beratung zu nutzen. Nur so lässt sich den Kunden auf Augenhöhe begegnen", sagt Markus Wersch. „Dabei sollten Versicherer insbesondere die essenzielle Frage beantworten, wie man seine Finanzen so aufstellt, dass die Produkte zur Altersvorsorge finanziell tragbar sind und bleiben. Es braucht einfache, kosteneffiziente Lösungen für den Ruhestand - idealerweise mit der Option, das jeweilige Produkt zu wechseln, falls sich die Lebensumstände des Versicherungsnehmers ändern oder dieser feststellt, dass es alternative Instrumente gibt."

Deutsche skeptischer gegenüber Versicherern
Mit Blick auf die deutschen Ergebnisse zeigen sich zahlreiche Besonderheiten: Generell machen sich Menschen hierzulande weniger Sorgen um ihre finanzielle Situation im Ruhestand als der internationale Durchschnitt. Denn die Deutschen haben besser privat vorgesorgt als die Bürger anderer Länder (siehe Grafik).

Altersvorsorge Die Studie zeigt aber auch, dass die Altersvorsorgeschere in Deutschland auseinanderklafft. So haben zwar im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt insgesamt weniger Bürger Altersvorsorgeängste. Indes ist der Anteil derjenigen, die innerhalb dieser Gruppe stark besorgt sind, weit klarer ausgeprägt. Zudem klagen 16 Prozent der Befragten in Deutschland darüber, dass sie über die Konsequenzen einer drohenden Rentenlücke im Unklaren sind - doppelt so viele wie im weltweiten Gesamtdurchschnitt.

Auch die Vorbehalte gegenüber Versicherern scheinen hierzulande wesentlich stärker als international. Nur ein Viertel der Deutschen greift auf Lebensversicherer als Informationsquelle zu, wenn es um Fragen der Altersvorsorge geht. Im internationalen Durchschnitt sind es 41 Prozent. Dagegen verlassen sich die Deutschen so intensiv auf Familie und Freunde als Ratgeber wie kaum eine andere Nation. Selbst durch starke Markenauftritte von Versicherungsunternehmen lassen sich die Verbraucher in Deutschland weit weniger beeindrucken. Nur knapp jeder Fünfte hat sich hierzulande aufgrund der Markenbekanntheit eines Anbieters für ein Altersvorsorgeprodukt entschieden. Im internationalen Durchschnitt sind es 51 Prozent.

Vorsicht gilt auch im Internet
Die generelle Vorsicht der Deutschen zeigt sich nicht zuletzt bei der Wahl ihrer Vorsorgeprodukte und bei ihrer Einstellung zum Vertriebskanal Internet: So setzen die Bundesbürger häufiger auf sichere, aber weniger renditestarke Produkte und sind auch nur zu zwei Dritteln im Vergleich zu international 74 Prozent bereit, ein Rentenprodukt online zu kaufen.

„Der Beratungsbedarf war wohl niemals höher als heute. Allerdings werden die Angebote von Lebensversicherern nicht immer als glaubwürdig und unvoreingenommen angesehen", sagt Markus Wersch. „Die massiven Unsicherheiten beim dem hochsensiblen Thema Altersvorsorge abzubauen und die Verbraucher wieder für sich zu gewinnen, wird anspruchsvoll. Erst die Verbindung aus umfangreichen, für Nicht-Finanzprofis in verdaulicher Form erfahrbaren Informationen, einfachen Interaktionsmöglichkeiten, transparenter sowie bedürfnisgerechter Beratung und maßgeschneiderten Produkten wird zum Erfolg führen. Hier bieten sich für deutsche Lebensversicherer erhebliche Chancen, sich im Markt für Altersvorsorge besser zu positionieren." (hp / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.