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Konzepte und Kriterien

Lebensversicherer erzielen 2012 Überraschungserfolg

29. Juli 2013 - Allen Unkenrufen zum Trotz erzielten die deutschen Lebensversicherer 2012 nahezu gleichbleibende Verkaufs- und Bestandserfolge wie im Vorjahr 2011. Versicherungs-Experte Manfred Poweleit hat die Entwicklung kritisch, aber mit Genugtuung kommentiert.

GDV Cover Lebensversicherung-in-Zahlen „Die Lebensversicherung entwickelte sich zuletzt stabil und übertraf damit die Erwartungen", so lautet die knappe Zusammenfassung in der Gesamtbetrachtung des GDV Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) zum Geschäftsverlauf 2012 in der Lebensversicherungs-Sparte. Demnach wurden 2012 insgesamt 22,7 Milliarden Euro an Einmalbeiträgen gemessen - nach knapp 23 Milliarden Euro im Jahr 2011. Das sei historisch betrachtet der dritthöchste Wert, heißt es beim GDV. Erfreulich sei auch der Anstieg der laufenden Beiträge, die 2012 um rund 1 Prozent zulegen konnten.

Die Positiv-Liste zeigt weitere Nachrichten: Laut GDV stiegen die Bestände der geförderten Altersvorsorge ebenfalls weiter an. Dabei habe vor allem die bAV betriebliche Altersversorgung zugelegt, denn sie wuchs den Angaben zufolge um 4,8 Prozent auf 14,5 Millionen Verträge - gut 15 Prozent des Gesamtbestandes entfallen mittlerweile auf sie. Allerdings müssten die Vorteile der betrieblichen Altersversorgung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern noch stärker genutzt werden, heißt es weiter.

Allerdings trübt ein Wermutstropfen die euphorischen Angaben, denn Sorgen würde die Riester-Rente bereiten: Bei rückläufigem Neuzugang konnte der Bestand 2012 nur geringfügig auf knapp 10,9 Millionen Verträge wachsen. Und: Schließlich normalisierten sich im Jahr 2012 die ausgezahlten Leistungen, nachdem sie im Jahr 2011 sprunghaft gestiegen waren. Viele der im Ausnahmejahr 1999 mit Mindestlaufzeit von 12 Jahren abgeschlossenen Policen kamen 2011 zur Auszahlung.

Mit einem Klick auf www.gdv.de/uploads/2013/ ist kann der aktuelle GDV-Bericht „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen" komplett heruntergeladen werden.

Manfred Poweleit „Wer auf eine Pleite deutscher Lebensversicherer oder existenzgefährdende Anlage-Ergebnisse hofft, erlebt mit den testierten Daten für 2012 einen tiefen Frust", mischt sich Versicherungs-Experte und Fachjournalist Manfred Poweleit (Foto) ein. Im map-fax Nr. 30/13 von 26. Juli 2013, dem wöchentlich erscheinenden Kurz-Nachrichten-Dienst für Risiko und Vorsorge im map-report-Verlag (www.map-report.de), sinniert er, dass trotz der von den Notenbanken verursachten extremen Niedrigzinsphase es den deutschen Lebensversicherern gelungen sei, ihre Netto-Rendite der Kapitalanlagen im Vergleich zum Vorjahr von 4,1 Prozent auf 4,6 Prozent zu steigern. Der Vorjahreswert wird 2012 von 59 der 87 erfassten Anbietern übertroffen. Trotz einer Umlauf-Rendite festverzinslicher Wertpapiere von teilweise um die 1 Prozent habe ein rundes Dutzend der Versicherer über 5 Prozent erwirtschaftet, rechnet Poweleit vor.

LV-ÜberraschungBester Lebensversicherer in diesem Test ist laut map-fax die traditionell stark in Immobilien investierte Neue Bayerische Beamten (www.diebayerische.de), die bei der Berechnung mit einer Nachkommastelle sogar die 6 vor dem Komma hat. „Auch die Hoffnungen von Lebensversicherungshassern, manche Gesellschaften könnten Garantieleistungen nicht erwirtschaften, erfüllen sich nicht", so Poweleit weiter. Gesellschaften am Tabellenende (siehe nebenstehende Doku) seien durch Bestandsbesonderheiten mit dem Markt nicht voll vergleichbar. „Woher kommt der etwas überraschende Erfolg?" fragt der Fachjournalist Poweleit. In den Kapitalanlage-Abteilungen der Lebensversicherer würden hochbezahlte Profis sitzen, von denen viele ihren Job können. So könne man die Laufzeiten der neu erworbenen Festverzinslichen (Duration) im Schnitt deutlich erhöhen und damit einige Zehntel mehr kassieren.

„Man muss ja auch nicht unbedingt den fast zinsfreien Schrott des Bundesfinanzministers kaufen", macht sich Poweleit Luft. Statt auf Bundesschrott zu setzen, könnte man auf Länder vergleichbarer Bonität mit auskömmlicheren Zinsen ausweichen oder mit der nötigen Vorsicht auch am Markt für Unternehmensanleihen einige Zehntel mehr kassieren.

Andere Anleger wiederum würden den Zwang zur Auskehrung von Scheinreserven zum Anlass genommen haben, diese Werte zu realisieren, um sie auch den durchhaltenden Kunden gutzubringen. Poweleit: „Eine Notmaßnahme, keine erfolgversprechende Langfrist-Strategie, denn so muss man relative Hochprozenter durch Papiere mit niedrigerer Verzinsung ersetzen." In Einzelfällen hätten sich die Anleger sicherlich auch Situationen am Aktien- oder Immobilienmarkt angesehen, vermutet er.

„Sie haben hoffentlich gesehen, dass die hirnrissige Notenbank-Politik nicht nur Sparer und Versicherte schädigt, sondern mit der Geldmengen-Aufblähung auch gewaltige Risiken für Aktien- und Immobilienmärkte aufbaut", sagt der Experte.

Doch wie geht es weiter? Auch hierzu äußert sich der map-report-Chef: Mit dem zur Verfügung stehenden Instrumentarium können die Anleger die populäre Lebensversicherung sicherlich noch einige Jahre über die Runden bringen. Doch irgendwann müssten Geld- und Finanz-Politik zu Verstand kommen. Die Perspektiven dafür seien nicht besonders positiv.

Laut Poweleit glaubt kein ernstzunehmender Ökonom noch wirklich daran, dass man die Realwirtschaft mit niedrigen Zinsen in Gang bringen kann. Niedrigzins- und Geldmassen-Politik führe zu zeitlich begrenzten Kurssteigerungen bei Aktien und Immobilien, aber zur Enteignung von Sparern und Versicherten. Und bald wieder zum nächsten Crash. Dafür würden sich Investmentbanken wieder dumm und dusselig verdienen.

„Die Beamten-Parlamente sind grandios daran gescheitert, das Investmentbanking wirksam zu regulieren. Geht auch gar nicht, wenn die Investmentbanker die Notenbanken so im Griff haben", fügt Poweleit hinzu. „Parlamente, die Investmentbanker und Notenbanken unter Kontrolle bekommen wollen, brauchen dazu Sachverstand in den eigenen Reihen", lautet sein Kommentar.

Schließlich wird im aktuellen map-fax darauf hingewiesen, dass die Bundeszentrale für politische Bildung unter www.bpb.de dramatische Zahlen zeigt, die zu denken geben müssten: 27 Prozent der FDP-Funktionäre sind Beamte oder Angestellte des öffentlichen Dienstes. Noch viel schlimmer: CSU (30 Prozent), CDU (31 Prozent), Linke (34 Prozent), die frühere Arbeiterpartei SPD mit 42 Prozent und Grüne mit gar 45 Prozent. „Die Obrigkeit kontrolliert sich selbst. Ohne ausreichenden Sachverstand tanzt ihr das Investmentbanking nach Belieben auf der Nase herum", rügt Poweleit und legt mit der Feststellung nach: „Notenbanken schaden inzwischen der Bevölkerung und den Verbrauchern mehr als sie nutzen."

Die jeweils am Wochenende erscheinenden neuen Ausgaben des „map-fax" können per E-Mail-Adresse info@map-report.com bestellt werden. Das Abonnement kostet 2,50 Euro pro Monat.

Zurück zum Zahlenbericht der deutschen Lebensversicherer und den Nachrichten vom GDV aus Berlin: Seit Einführung der Renten-Reformen im Jahr 2001 ist die Gesamtzahl der bei der deutschen Versicherungswirtschaft abgeschlossenen Renten-Versicherungen auf 39 Millionen Verträge im Jahr 2012 gestiegen. Zum Vergleich zieht der GDV Zahlen aus dem vergangenen Jahrzehnt heran: Noch im Jahr 2000 habe die Zahl der privaten Rentenversicherungen bei 9,9 Millionen Stück gelegen. Dies gehe auch aus der neuen Broschüre „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2013" des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.

„30 Millionen zusätzliche Renten-Verträge seit der Riester-Reform beweisen, dass die Menschen verstanden haben, dass zusätzliche private Vorsorge absolut notwendig ist", betont auch GDV-Präsident Alexander Erdland. (eb / www.bocquel-news.de)

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