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LV-Altverträge der Axa und Zurich bald im Run-off?

1. April 2022 - Die Begriffe „Lebensversicherung“ und „Run-off“ in einem Atemzug gemeinsam genannt, sorgen stets für Aufsehen - so auch aktuelle Medienberichte, wonach bei der Axa Lebensversicherung AG - und auch in der Zurich Gruppe Deutschland bereits die zweite Verhandlungsrunde in Sachen Run-off von LV-Altbeständen anstehe.

Die Axa Lebensversicherung AG (www.axa.de) und die Zurich in Deutschland (www.zurich.de) führen immer noch „alte“ Lebensversicherungen mit hohen Zinsen in ihren Beständen. Insider sprechen hier von einem Nominalvolumen im zweistelligen Milliardenbereich. Die Suche nach passenden Aufkäufern wird immer dringender, denn die vielen hochverzinsten Altverträgen im Bestand drücken aufs Kapital, weil sie mit viel Eigenkapital unterfüttert werden müssen. Das Geld der Kunden muss Großteiles in Anleihen investiert werden. Bekanntlich bringen die an den Kapitalmärkten kaum etwas ein.

Schon vor Jahren wurden sogenannte Run-off-Gesellschaften populär, die darauf spezialisiert sind, die nur die (Alt-)Bestände zu verwalten, nachdem dieses LV-Neugeschäft eingestellt wurde.

Das „Handelsblatt“ kündigte jetzt an, dass sowohl die Axa als auch die Zurich in Verhandlung mit Run-off-Gesellschaften bereits in der zweiten Verhandlungsrunde stehen, um ihre großen LV-Altbestände zu veräußern. Wie es im Handelsblatt dazu heißt, wollen die Versicherer Zurich und Axa diese Verträge ihrer deutschen Versicherungsnehmer*innen abstoßen beziehungsweise an Run-off-Versicherer verkaufen. Als Quelle werden „drei mit der Angelegenheit vertraute Personen“ genannt - offiziell ist noch nichts bekannt. Aber die erste Verhandlungsrunde sei bereits abgeschlossen. Die beiden LV-Gesellschaften wollten diese Meldung nicht kommentieren, aber auch nicht dementierten.

Die Zurich Deutschland ist laut Medienberichten bereits seit Mitte 2021 am Thema Run-off direkt dran. Der Züricher Konzernführung unter Mario Greco hatte bereits zu Beginn dieses Jahres konkretisiert, dass Europas fünftgrößter Versicherer, die international tätige Zurich Group (www.zurich.com) den Verkauf von Lebensversicherungs-Altbeständen in Deutschland beschleunigen werde. Die Zurich bietet laut Medien-Berichten ein Portfolio von bis zu 800.000 LV-Verträgen an mit einem Nominalvolumen von rund 20 Milliarden Euro.

Allerdings gäbe es bei der Zurich ein Problem, weil die Verträge aktuell auf unterschiedlichen IT-Systemen verwaltet werden, die teils nicht kompatibel sein sollen.

So dann hatte sich bereits Ende vergangenen Jahres der Deutschland-Chef der Zurich, Carsten Schildknecht, zu den Verkaufsgerüchten geäußert. „Für ein Teilportfolio an hochverzinsten Verträgen suchen wir derzeit nach einer Lösung, sodass wir uns auf unseren strategischen Fokus, die fondsbasierten Produkte, konzentrieren können“, zitierte ihn damals ebenfalls das „Handelsblatt“. Demnach schließe er einen externen Run-Off nicht aus. Kein Neuland für die Zurich, denn bereits im Herbst 2019 trennte sich die Zurich von seinen Berufshaftpflicht-Policen (siehe bocquel-news 9. September 20219 Darag übernimmt spezielles Zurich-Bestands-Portfolio). Der Abwicklungsspezialist Darag (www.darag-group.com) war damals der Käufer.

Laut „Handelsblatt“ handelt es sich um eher heterogene Bestände bei beiden Versicherern. Demnach würden viele Verträge immer noch einen Garantiezins von 2,25 Prozent aufweisen, die bis vor zehn Jahren, 2011, angeboten worden seien. Aber auch weitere Alt-Verträge mit 1,75 Prozent Garantiezins, die bis 2015 angeboten wurden belasten sehr, denn sie würden eventuell noch bis zu 20 Jahren laufen. Höher verzinste Alt-Verträge seine den Angaben zufolge kaum problematisch, da sie schon so lange laufen, dass die Auszahlungsphase bereits in Sicht sei.

Während also beide Versicherer nichts zu dem aktuellen Stand des Verkaufs sagen, nennt „Handelsblatt“ Namen möglicher Interessenten. Das seien unter anderem die Bestandsabwickler Viridium (www.viridium-gruppe.com) und Athora (www.athora.com/de) - aber auch die Resolution Life (www.resolutionlife.com) sowie die frühere Frankfurter Leben, jetzt unter FL https://flgruppe.de/) bekannt. Diese Gesellschaften können an Angaben zufolge die Alt-Verträge meist kostengünstiger mit Hilfe digitaler Tools verwalten. Unter diesen Vorzeichen würde sich für sie ein Kauf lohnen.  

Die Generali in Deutschland ist für andere Lebensversicherer ein Vorbild, weil die große Bestände an einen Run-off-Versicherer abstieß: Es handelt sich hier immerhin um 4 Millionen Verträge, die vor mehr als drei Jahren den Besitzer wechselten. Und die Generali ist heute noch mit einer Minderheit von 10,1 Prozent an der neuen Viridium-Tochter Proxalto (www.proxalto-lv.de/) beteiligt.  

Die Debatte um Run-offs, bei denen sich Versicherer von ihren Alt-Verträgen einfach trennen, kochte hoch und sorgt immer noch für Dispute. Sogar die Polit-Talkshow „hart aber fair“ im öffentlich-rechtlichen TV-Abendprogramm stellte sich der Diskussion. Dort war allerdings unter anderem von „verkauften Kunden“ die Rede. Aus Angst vor einem Imageverlust wählte zum damaligen Zeitpunkt die Ergo (www.ergo.de) einen eigenen Weg und wickelte ihre Altbestände intern ab.

Sollten die Konferenzen zwischen den Versicherern und den möglichen Aufkäufern zu einem positiven Beschluss in Sachen Run-off kommen, müssen allerdings noch bürokratische Hürden genommen werden. So steht die Zustimmung der BaFin (www.bafin.de) noch aus. Die Aufsichtsbehörde muss solchen Transaktionen noch zustimmen, so dass jetzt bei ihr genaue Prüfungen mit Blick auf Bonität und Risikofähigkeit des Käufers anstehen. Der vermeintliche Misskredit, in dem die Verkäufe der Altbestände stehen, ist eigentlich nicht einzusehen, denn für die Endkunden – sprich Versicherungsnehmer*innen – ändert sich eigentlich nichts. Die Run-off-Gesellschaften bedienen ihre gekauften Verträge in Sachen Garantien weiter. (-el / www.bocquel-news.de)

 

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