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Konzepte und Kriterien

Homeoffice: Führung auf Distanz schafft nicht jeder

8. Dezember 2020 - Homeoffice – eine ideale Lösung, die gesamten Mitarbeiter*innen einzelner Unternehmen – aus dem Schussfeld der Corona-Pandemie - in Sicherheit zu bringen. Doch inzwischen ist das Homeoffice teilweise ins Gerede gekommen. Eine Studie des Kölner Organomics-Instituts setzt hier Zeichen für die Chancen.

Eine aktuelle Studie des Forschungs- und Beratungsinstituts Organomics (www.organomics.de) untersucht Bewertungen und Erfolgsfaktoren von der „Führung auf Distanz“. Fast drei Viertel der befragten Experten aus der Finanzdienstleistungsbranche bestätigen, dass Homeoffice in ihrem Unternehmen ein voller Erfolg ist. Auch knapp zwei Drittel der Führungskräfte befürworten Homeoffice. Und fast alle Mitarbeiter erwarten, in Zukunft vermehrt im Homeoffice arbeiten zu können.

Homeoffice-Situation kann auch zu Problemen führen
Aber: Mehr als 60 Prozent der Befragten stellen fest, dass die Homeoffice-Situation den Mitarbeiter*innen auch Probleme bereitet. Sogar die Hälfte der Führungskräfte nimmt Führung auf Distanz als schwierig in der Umsetzung wahr.

Für die bundesweite Expertenbefragung des Forschungs- und Beratungsinstituts Organomics aus Köln wurden 106 Experten aus Banken (Geschäfts-, Privat- und Volksbanken, Sparkassen und andere Finanzinstitute) sowie Versicherungsgesellschaften zur Beurteilung der Umstellung auf Homeoffice und den damit einhergehenden Herausforderungen für Führungskräfte, Mitarbeiter*innen und Unternehmen befragt. Zudem wurden die Erfolgsfaktoren für eine effektive Umsetzung der Führung auf Distanz analysiert.

Insbesondere Versicherer sorgen für leere Büros
Den Finanzdienstleistern gelang es bereits während der ersten Corona-Welle im Frühjahr bis Sommer 2020, ihre Mitarbeiter*innen schnell und umfangreich ins Homeoffice zu transferieren. So konnten 66 Prozent der Versicherer und immerhin 18 Prozent der Banken 81 bis 100 Prozent ihrer Belegschaft im Homeoffice arbeiten lassen. In den Banken konnte sich der Anteil von Mitarbeiter*innen, die teilweise oder ganz im Homeoffice arbeiten, im Mittel von 13 Prozent (vor Corona) auf 49 Prozent (auf dem Höhepunkt der ersten Welle) vergrößern. Bei den Versicherern war die Entwicklung noch deutlicher: Von 20 Prozent entwickelte sich der durchschnittliche Anteil von Homeoffice-Mitarbeiter*innen auf 79 Prozent.

Wie Organomics-Geschäftsführer Dr. Thomas Bittner berichtet, gelang diese Verschiebung der Mitarbeiter*innen ins Homeoffice nur mit großen Kraftanstrengungen seitens der Unternehmen. In knapp zwei Drittel der Betriebe musste kurzfristig in neues Equipment investiert werden, um das Homeoffice umfänglich nutzen zu können. Es wurden Task Forces gebildet, die Führungskräfte geschult (59 Prozent) und die Erfahrungen bei Mitarbeiter*innen und Führungskräften abgefragt (81 Prozent).

Für den Erfolg sind besondere Anstrengungen notwendig
Aber die Anstrengungen haben sich gelohnt: Immerhin 72 Prozent der befragten Experten bewerten das Homeoffice als vollen Erfolg. Dies lässt sich auch am geringeren Krankenstand ablesen (bei 48 Prozent der Befragten) sowie der gestiegenen Produktivität (bei 38 Prozent) und Mitarbeiterleistungen, die mindestens so hoch sind wie vor der Corona-Krise (70 Prozent). Und so erkennen die Mitarbeiter eher die Vor- denn die Nachteile (83 Prozent), was in ähnlicher Form auch für viele Führungskräfte (63 Prozent) gilt.

Probleme auf breiter Front im Bereich fehlender sozialer Kontakte
Allerdings gibt es auch Probleme: Bei den Mitarbeiter sehen die Experten insbesondere den fehlenden Austausch mit den Kollegen (90 Prozent) sowie die Entgrenzung von Arbeit und Freizeit (63 Prozent). Bezogen auf die Führungskräfte sind es Schwierigkeiten in der Wahrnehmung von Mitarbeiterproblemen im Homeoffice (68 Prozent) sowie die Umsetzung von Führung auf Distanz (51 Prozent).

„Wer als Führungskraft bisher permanent von seinen Mitarbeitern umgeben war, kann schnell mit der neuen Situation überfordert sein.", sagt Dr. Thomas Bittner, Geschäftsführer bei der Organomics GmbH. „Eine hohe Kontrollmotivation ist in dieser besonderen Situation eher hinderlich. Loszulassen und vertrauensbasiert zu gewähren ist auch ein Lernprozess."

Erfolgsfaktoren für Führung auf Distanz sind überraschend
Zwar haben immerhin 59 Prozent der Unternehmen Führungskräfte-Trainings durchgeführt, diese scheinen jedoch nicht bei allen Teilnehmern zu fruchten. Auf die offene Frage nach den Gründen für den Misserfolg von Führung auf Distanz in den Unternehmen sind 51 Prozent der Antworten der Kategorie Führungsqualität zuzuordnen.

Die Analyse der Erfolgsfaktoren für erfolgreiches Homeoffice und wirksame Führung auf Distanz zeigt deutlich, dass es eben nicht die klassischen Steuerungsinstrumente wie Aufgabenlisten, Projektmanagement-Tools oder Dokumentenkontrollen sind, die unmittelbar erfolgswirksam sind.

Laut Dr. Bittner sind es vielmehr Strategien des flexiblen Umgangs mit Arbeitszeiten, der individuellen Unterstützung einzelner Mitarbeiter, der persönlichen Kommunikation (Videokonferenzen!) oder der Arbeit an der Teamidentität im virtuellen Raum, die erfolgreich sind und daher von den Führungskräften angewandt werden sollten. Dabei ist es zudem von Vorteil, wenn sich die Führungskraft als Vorbild wahrnimmt und entsprechend agiert. Diese Maßnahmen sind unmittelbar nützlich, werden aber noch zu selten umgesetzt.

Keine geheimnisvolle Fähigkeiten oder taktisches Handeln
„Die Führungskräfte sollten der Unsicherheit der Mitarbeiter etwas entgegensetzen können.“, sagt der Organomics-Geschäftsführer. Dr. Thomas Bittner. „Hier geht es nicht um geheimnisvolle Fähigkeiten oder taktisches Handeln, sondern um eine Haltung im Umgang mit den Mitarbeitern, die einerseits Einsicht und andererseits Übung erfordert."

Für die befragten Experten ist demnach das Vertrauen in die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter*innen eine unbedingte Voraussetzung für den künftigen Erfolg von Homeoffice. Sie bleiben gleichzeitig realistisch, wenn es um die teilweise mangelnde Befähigung der Führungskräfte geht, die Mitarbeiter*innen effektiv zu begleiten. „Dies ist umso kritischer, weil die Führung auf Distanz in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt eine weitaus größere Rolle spielen wird als bisher“, so Dr. Bittner.

Studie enthält zahlreiche Analysen und Differenzierungen
Die kompletten Ergebnisse der aktuellen Expertenbefragung können kostenpflichtig über die Organomics GmbH bezogen werden. Die Studie enthält zahlreiche Analysen und Differenzierungen nach Banken, Sparkassen, weiteren Finanzinstituten und Versicherungsunternehmen sowie Erfolgsfaktoren für wirksame Führung auf Distanz. - Die Organomics GmbH, die Dr. Thomas Bittner 2011 gründete, versteht sich als unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut mit Sitz in Köln. (-el / www.bocquel-news.de)

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