logo
logo

Konzepte und Kriterien

Große Erbschaftsmasse und nur wenige Begünstigte

10. September 2015 - Bis zum Jahr 2024 werden in Deutschland 3,1 Billionen Euro vererbt, davon 2,1 Billionen an die nächste Generation. Immer mehr Nachlässe enthalten Immobilien. Doch die Erbschaften sind ungleich verteilt, es erben vor allem bereits Begüterte.

Bei einem Gesamtvermögen der privaten Haushalte in Höhe von gut 11 Billionen Euro wechseln durch Erbschaften bis zum Jahr 2024 drei von zehn Vermögenseuros den Besitzer. Von den 2,1 Billionen Euro, die auf die nächste Generation übertragen werden, sind 0,9 Billionen in Form von Immobilienvermögen. Wie die großen Vermögen konzentrieren sich auch die großen Erbschaften auf wenige Fälle. Die oberen zwei Prozent aller Hinterlassenschaften vereinen etwa ein Drittel des gesamten Erbschaftsvolumens auf sich. Das geht aus der Studie „Erben in Deutschland 2015 – 24: Volumen, Verteilung und Verwendung“ hervor, die von Dr. Reiner Braun (Foto: H. Pfeifer), Empirica AG (www.empirica.de), im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (www.dia-vorsorge.de) verfasst wurde.

Im Durchschnitt werden je Erbfall 363.000 Euro vererbt, so die Studie (Grafik rechts - zum Vergrößern bitte anklicken). Im Einzelfall hätten die Nachlässe aber sehr unterschiedliche Größen. Rechne man zum Beispiel die zwei Prozent größten Hinterlassenschaften heraus, betrage die durchschnittliche Erbschaft nur noch 242.000 Euro. In jeder achten Erbschaft gehen die Erben, sieht man vom Sachvermögen ab, sogar leer aus, so die Prognose. Gleichwohl seien die vererbten Beträge in den zurückliegenden 15 Jahren real um 19 Prozent angestiegen – obwohl die Haushaltsvermögen real gesunken sind.

Außerdem gehörten inzwischen häufiger Immobilien zur Erbschaft. Immobilien bestimmen deshalb maßgeblich die Erbschaftshöhe. Wenn Immobilien zum Nachlass gehören, dann werde in der Regel auch deutlich mehr Geld vererbt. Immobilienlose Erbschaften seien dagegen in jedem vierten Fall „wertlos“. Werden dagegen Immobilien vererbt, dann betrage der Nachlass meist mehr als 150.00 Euro. Während in den alten Bundesländern mehr als die Hälfte aller Erbschaften eine Immobilie umfasse, treffe das im Osten nur in einem von drei Erbfällen zu. Allerdings laufe die Angleichung bereits auf vollen Touren. Vor 15 Jahren seien noch vier von fünf ostdeutschen Erbfällen immobilienlos gewesen.

Regionale Besonderheiten bei Erbschaften
„Erbschaften werden zunehmend ungleicher, denn die Vermögensausstattung wird immer mehr durch regionale Besonderheiten geprägt; insbesondere in Regionen mit hoher oder gar steigender Wohneigentumsquote und zuwanderungsbedingt stei­genden Preisen kann mit hohem und weiter zunehmendem Erbschaftsvolumen ge­rechnet werden“, stellt Dr. Reiner Braun fest. Außerdem sei die langfristige Entwicklung des Erbschaftsvolumens unsicher, weil nachrückende Erblasser immer länger und konsumfreudiger leben (Grafik links - zum Vergrößern bitte anklicken).

Geförderte Altersvorsorge bremst Erben aus
Insgesamt werden in den Jahren 2015 bis 2024 Geldvermögen in Höhe von 597 Milliarden Euro generationenübergreifend vererbt (ohne die zwei Prozent einkommensreichs­ten Haushalte). Etwa die Hälfte des Geldes ist in festverzinslichen und wenig riskanten Sparguthaben angelegt. Ein weiteres Drittel ist renditeträchtiger, aber etwas riskanter in Wertpapieren investiert. Alters­bedingt halten die Erblasser nur noch einen geringen Anteil ihres Geldvermögens in Lebensversicherungen oder Bausparguthaben.

Beim Erben und Vererben wirkt sich die geförderte private Altersvorsorge in Zukunft negativ aus. Denn mit Fördergeldern aufgebaute Vermögen sind nicht oder nur bedingt vererbbar. Zudem sind sie – beispielsweise bei der Riester-Rente und bei der Basis-Rente – auf Vermögensverzehr ausgelegt. Allerdings muss man bei der Riester-Rente differenzieren. Im Unterschied zur Versicherung-, Fonds- oder Bankplan-Rente bleibt bei der Eigenheimrente (Wohn-Riester) das Vermögen erhalten und kann auch generationenübergreifend weitergegeben werden (Grafik rechts - zum Vergrößern bitte anklicken).

Erbschaften machen Vorsorge nicht überflüssig
Erbschaften werden zunehmend ungleicher, stellt Studienautor Braun fest, nicht nur wegen der regionalen Unterschiede. Außerdem sei die langfristige Entwicklung des Erbschaftsvolumens unsicher, weil nachrückende Erblasser immer länger und konsumfreudiger leben. Aber auch der Vermögenseffekt seitens der Erben sei unsicher, denn Erbschaften müssten auch zwischen mehreren Erben aufgeteilt werden. Das fördere die Ungleichheit vor allem dann, wenn ärmere Elternhäuser tendenziell auch kinderreicher sind. Zudem verlieren Erbschaften an Bedeutung, wenn man sie in Relation zum bereits selbst angesparten Vermögen der Erben setzt. Aufgrund steigender Lebenserwartung der Erblasser erbt man in immer späteren Lebensphasen. Viele Erben haben dann bereits hohe Vermögen aus dem eigenen Einkommen angesammelt. (hp / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.