11. Februar 2019 - Der langjährige Abwärtstrend der Gewinnbeteiligungen in Leben wurde zum Jahreswechsel gestoppt. Zu diesem Ergebnis kommt die Ratingagentur Assekurata in ihrer aktuellen Studie und sieht damit – nicht zuletzt dank der neuen Korridormethode zur Berechnung der Zinszusatzreserve – „Licht am Ende des Korridors“.
Die Lebensversicherer haben für 2019 stabile Verzinsungen deklariert. Über alle Tarife und analysierten Produkte hinweg beträgt die laufende Verzinsung nach Angaben der Kölner Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH (www.assekurata.de) nun 2,84 Prozent und liegt somit fast auf Vorjahrjahresniveau (2,85 Prozent). „Damit ist der rückläufige Trend der Vorjahre gestoppt“, freut sich der Assekurata-Geschäftsführende Gesellschafter Dr. Reiner Will.
Einen großen Anteil an der Rückkehr zur Stabilität sieht Will in der staatlich veränderten Berechnungsformel für die Zinszusatzreserve (ZZR). Ohne diese von der Branche herbeigesehnte Änderung hätten die Anbieter bedeutend höhere Vorsorge betreiben müssen und dementsprechend weniger Spielraum bei der Überschussbeteiligung gehabt. So lag der Referenzzins, ab dem die Gesellschaften ihre Garantieversprechen im Bestand über die ZZR absichern müssen, 2017 bei 2,21 Prozent, nach alter Methode. Danach hätte er für 2018 eigentlich auf 1,88 Prozent abgesenkt werden müssen. Dank einer neuen Korridormethode sinkt der Referenzzins allerdings nur auf 2,09 Prozent. Der Assekurata-Chef hält diesen Eingriff für gerechtfertigt. Vor allem im Hinblick auf ein eventuelles Anziehen der Marktzinsen.
ZZR-Erleichterung wirkt
Die neue Berechnungsmethode hat also deutliche Erleichterung gebracht. Die Anbieter hätten der ZZR ansonsten im abgelaufenen Jahr rund 20 Milliarden Euro zuführen müssen. Tatsächlich waren es dann aber marktweit „nur“ etwa 6 Milliarden Euro. Dieses Jahr dürfte die Größenordnung ähnlich sein, schätzt Assekurata-Geschäftsführer Will. Insgesamt summiert sich die ZZR seit 2011 auf einen Wert von 65 Milliarden Euro oder 7 Prozent der Deckungsrückstellungen.
Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind jedoch beachtlich. So haben die ZZR der beiden Run-off-Gesellschaften Heidelberger- beziehungsweise Entis-Leben (die frühere Protektor Lebensversicherungs- AG www.entis-lv.de) bereits Anteile von 95 Prozent beziehungsweise fast 90 Prozent ihrer Deckungsrückstellung erreicht. Damit ist das Thema hier nahezu durch.
Insgesamt sind aktuell 80 Prozent der Bestände in der Nachreservierung der ZZR angekommen, sagte Will anlässlich der Vorstellung der Studienergebnisse am vergangenen Donnerstag. Demnach weist noch knapp die Hälfte der Sparguthaben der Lebensversicherer einen Garantiezins von mindestens 3 Prozent auf, darunter 13 Prozent der Policen noch zu 3,5 Prozent und fast 20 Prozent sogar mit 4,0 Prozent Höchstrechnungszins (siehe Assekurata-Tabelle - zum Vergrößern bitte anklicken).
Über den gesamten Bestand lag der nominelle Garantiezins laut Assekurata Ende 2018 noch bei 2,75 Prozent. Im Neugeschäft werden seit 2017 nur noch 0,9 Prozent rausgelegt werden (siehe bocquel-news 21. Dezember 2018 LV-Überschussdeklaration: Licht am Ende des Tunnels).
Indexpolicen sind noch teurer
Unterschiede bei der laufenden Verzinsung gibt es auch im Neugeschäft. Während die privaten Rentenpolicen mit 0,9 Prozent Garantie im arithmetischen Mittel 2,46 (nach 2,47) Prozent laufende Verzinsung erzielen, sind es bei Riester-Policen nur 2,41 (nach 2,43) Prozent. Demgegenüber bringen es die neo-klassischen Rentenversicherungen der neuen Tarifgeneration auf etwas schwächere 2,40 Prozent, während Index-Policen mit 2,80 Prozent besser abschneiden. Aber: „Dabei ist die neue Klassik alles in allem noch etwas teurer kalkuliert“, warnt Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann mit Blick auf die Kostenbelastung traditioneller Policen. Demnach sind Indexpolicen noch teurer.
28 Anbieter mauern
An der Assekurata-Studie haben in diesem Jahr 54 Anbieter mit einem Marktanteil von zusammen rund 78 Prozent beteiligt. Im Vorjahr waren es 55 Unternehmen mit 76 Prozent Marktanteil. Insofern ist die Beteiligung stabil geblieben. Eingeladen waren 82 Lebensversicherer. Die Analysten bedauern insbesondere, dass nur so wenige Run-off-Gesellschaften mitmachten. Dabei bilden ihre Bestände ja einen nicht unerheblichen Teil des Marktes ab. Immerhin sei mit Entis erstmals ein wichtiger Run-off-Vertreter dabei. Neu teilgenommen haben auch die Heidelberger und die HanseMerkur. Demgegenüber sind die folgenden vier Anbieter in diesem Jahr ausgestiegen: Credit Life, LV 1871, Nürnberger Beamten und Delta Direkt. Insgesamt lassen sich nach wie vor 28 Lebensversicherer nicht in die Karten schauen – darunter bekannte Adressen, von A wie AachenMünchener bis Z wie Zurich. (Text und Foto Rita Lansch / www.bocquel-news.de)
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