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Konzepte und Kriterien

GKV-Beiträge versus PKV-Prämienerhöhung

10. November 2016 - Die private Krankenversicherung (PKV) steht nach einer Phase der relativen Beitragsstabilität im Jahr 2017 vor deutlichen Prämienerhöhungen. Deren Branchenverband kontert: Zwischen 2007 und 2017 seien die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) sogar stärker gestiegen als die PKV-Prämien.

Was auf den ersten Blick als etwas steile These anmutet, hat folgenden Hintergrund: Das Wissenschaftliche Institut der PKV (www.wip-pkv.de) errechnete für die Jahre 2007 bis 2017 die jeweiligen Beitragseinnahmen der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV). Die Summen wurden durch die Anzahl der Versicherten dividiert, was zu den Beitragseinnahmen pro Kopf führt. Danach stiegen diese Pro-Kopf-Beitragseinnehmen im Zeitraum von 2007 bis 2017 in der GKV um insgesamt 37 Prozent (siehe WIP-Grafik - zum Vergrößern bitte anklicken). Dagegen verzeichne die PKV einen Anstieg der Beitragseinnahmen pro Kopf um insgesamt 35 Prozent bis 2017. Umgerechnet ergebe sich damit seit 2007 ein durchschnittlicher Anstieg um 3,0 Prozent pro Jahr in der PKV, verglichen mit 3,2 Prozent pro Jahr in der GKV. Die für 2017 erwarteten Beitragsanpassungen in PKV-Tarifen hat das WIP bereits berücksichtigt.

Gerechnet wird mit der Einnahmenentwicklung
Die WIP-Rechnung geht vor allem von den jeweiligen Einnahmen von GKV und PKV aus. Dazu erklärt das WIP: „Der Anstieg der Einnahmen in der GKV resultiert vor allem aus einer Zunahme des beitragspflichtigen Einkommens, aus einem Anstieg des Beitragssatzes und einer Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze sowie des Bundeszuschusses. Das beitragspflichtige Einkommen nach Paragraf 267 Sozialgesetzbuch V ist im Zeitraum von 2007 bis 2015 um 25,7 Prozent gestiegen.

Dies ist vor allem der zunehmenden Zahl der Erwerbstätigen und dem im Durchschnitt steigenden Arbeitseinkommen zuzuschreiben. Der allgemeine Beitragssatz stieg von 13,9 Prozent (2007) auf heute (und zukünftig) 14,6 Prozent. Seit 2009 besteht für die Krankenkassen zusätzlich die Möglichkeit, Zusatzbeiträge zu erheben, wenn die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfond nicht ausreichen, um die Ausgaben der Krankenkasse zu decken. Dieser Zusatzbeitrag ist seit 2015 lohn- bzw. rentenabhängig und liegt derzeit (2016) bei durchschnittlich 1,1 Prozent.

Legt man die Beitragsbemessungsgrenze 2017 zugrunde, ist ein Anstieg um 22,1 Prozent (von monatlich 3.562,50 Euro in 2007 auf 4.350 Euro in 2017) zu verzeichnen. Daraus resultiert eine Zunahme des GKV-Höchstbeitrages um 28,25 Prozent, und zwar von 495,19 Euro (2007) auf 635,10 Euro (2017).“

Beitragssätze entwickeln sich unterschiedlich
Eine untergeordnete Rolle spielt in der WIP-Rechnung die tatsächliche Beitragssatzentwicklung für die Versicherten. Für die GKV-Versicherten hat sich der Beitragssatz in den vergangenen Jahren nur geringfügig erhöht. Relativ glimpflich davon gekommen waren in den vergangen Jahren auch die PKV-Versicherten. Doch 2017 müssen Hochrechnungen zufolge 6 der 8,8 Millionen PKV-Vollversicherten mit durchschnittlichen Beitragserhöhungen von bis zu 12 Prozent rechnen. Allerdings sagen diese Zahlen wenig über die tatsächliche und individuelle Beitragserhöhung, die Ausgangsbasis und das dahinterstehende Leistungsniveau des jeweiligen Tarifs aus. Rein „optisch“ stehen einer weitgehenden Beitragsstabilität der GKV die ständigen Beitragsanpassungen in der PKV gegenüber. 

Die These von den höheren Beitragssteigerungen in der GKV stehe im Kontrast zu der öffentlichen Wahrnehmung, die durch die unregelmäßig auftretenden, aber dann relativ starken Prämienanpassungen in der PKV geprägt ist, gesteht der PKV-Verband ein. Hier werde vernachlässigt, dass diese Spitzen in der Prämienanpassung durch die Regulierung und den damit zusammenhängenden „Prämienanpassungsstau“ zustande kommen und nicht etwa jedes Jahr so hoch ausfallen. Geglättet ergebe sich ein moderater Anpassungspfad der Prämieneinnahmen in der PKV.

Plädoyer für Reform der Beitragsanpassung
Der Vergleich zeigt, wie ähnlich sich die Beiträge entwickeln, so der Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (www.pkv.de), Volker Leienbach (Foto: PKV): „Doch während die GKV jedes Jahr automatisch steigende Beiträge erhält, muss die PKV warten, bis die Kosten starre Schwellenwerte übersteigen. Durch diese nachholende Anpassung kann auf mehrere Jahre Beitragsstabilität unvermittelt ein abrupter Anstieg erfolgen.“ Die PKV habe deshalb in Einklang mit Verbraucherschützern Vorschläge gemacht, wie sich die Entwicklung verstetigen lässt. Leider habe die Politik diese bisher nicht aufgegriffen. „Die neuen Zahlen werden hoffentlich helfen, den Gesetzgeber zu überzeugen, dass er hier im Interesse der Versicherten handeln sollte", so Leienbach. (hp / www.bocquel-news.de)

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