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Fachärzte hängen am dualen System

25. Februar 2013 - Nach einer aktuellen Umfrage sprechen sich 86 Prozent der niedergelassenen Fachärzte für die Beibehaltung des dualen Versicherungssystems und gegen die Einführung der Bürgerversicherung aus.  Das ist nicht repräsentativ, die Gründe sind durchsichtig.

Reinhold Schulte Veranstaltet wurde die Umfrage vom Bundesverband der niedergelassenen Fachärzte (www.bvnf.de) und vom Online-Ärztenetzwerk Hippokranet (www.hippokranet.com). Reinhold Schulte (Foto), Vorsitzender des Verbands der Privaten Krankenversicherung e.V. (www.pkv.de) ), deutet das Ergebnis vor allem als Votum für das deutsche Gesundheitssystem im allgemeinen: „Deutschland hat ein hervorragendes Gesundheitssystem: kurze Wartezeiten, freie Arztwahl, medizinischer Fortschritt für alle Patienten. Diese Leistungsstärke beruht nicht zuletzt auf dem Zwei-Säulen-Modell aus Privater und Gesetzlicher Krankenversicherung. Die niedergelassenen Ärzte wissen das aus täglicher Erfahrung. Sie sind deshalb für den Erhalt des bewährten dualen Systems, zum Wohle der Patienten."  

Wolfgang Bärtl Liest man die Verlautbarung des BVNF genau, handelt es sich jedoch um ein Votum der niedergelassenen Fachärzte - und nur dieser - für die Private Krankenversicherung. Wen wundert's, profitieren doch gerade die Fachärzte davon, dass sie bei gleicher Behandlung für Privatpatienten deutlich mehr abrechnen können als für Kassenpatienten. Die 86 Prozent plädieren vor allem für die Beibehaltung der Vollversicherungsangebote der privaten Krankenversicherer. „Lediglich zwölf Prozent der Ärzte gaben an, dass sich das Geschäft der PKV künftig nur auf Zusatzversicherungen beschränken sollte", so Jan Scholz, Chefredakteur des Ärztenachrichtendienstes. Außerdem wollen die 86 Prozent Zustimmer noch etwas anderes: Interessant sei auch, dass sich die deutliche Mehrheit (86 Prozent) der niedergelassenen Ärzte für die Kostenerstattung in den Arztpraxen bei Kassenpatienten ausgesprochen habe, meldet der BVNF. „Das sollte ein Signal für die Politiker sein. Es muss eine öffentliche Debatte über das Thema geben", verlangt Wolfgang Bärtl (Foto rechts), Vorsitzender des BVNF. Der Grund dürfte nicht schwer zu erraten sein. Beim Kostenerstattungsprinzip könnten die Fachärzte den Kassenpatienten ganz elegant auch Leistungen aufs Auge drücken, für die die Patienten zwar in Vorleistungen gehen müssten, diese aber von den Kassen nicht erstattet bekämen.

Lobbyorganisation zeichnet einseitiges Bild
Andere Ärzte sehen das offenbar anders. Bereits im Januar 2013 hatte die MLP Finanzdienstleistungen AG (www.mlp.de) im Rahmen seines Gesundheitsreports 2012/2013 voM Umfrageinstitut Allensbach eine Umfrage unter rund 500 Ärzten veranstalten lassen, bei dem sich eine knappe Mehrheit aller Mediziner (51 Prozent) für die Bürgerversicherung ausgesprochen hatte. „Dabei wurden jedoch Klinikärzte und niedergelassene Ärzte in einen Topf geworfen", monierte der  BVNF. Das ist allerdings falsch. Die Untersuchung weist dezidiert aus: 57 Prozent aller Klinikärzte, 50 Prozent aller Hausärzte und 38 Prozent aller Fachärzte wären für die Bürgerversicherung. Mit 60 Prozent ist der Anteil der Fachärzte, die ohne Privatpatienten nicht überlegen könnten, die höchste Rate.

Fazit: So einfach, wie es sich die Lobbyverbände der Ärzte machen, ist es in der Praxis nicht. Fest steht aber: Die Bürgerversicherung bleibt ein heiß umstrittenes Eisen. (hp / www.bocquel-news.de)

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