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Experten: Ist die Riester-Rente noch zu retten?

4. Juni 2021 - Die Riester-Rente steht schon länger auf dem Prüfstand. Jetzt wird die Zeit eng, denn bis zur Bundestagswahl im September bleibt nicht mehr Zeit, um diese private und staatlich geförderte Altersvorsorge entsprechend durch alle Instanzen durchzubringen, ohne dass das Riester-Modell weiter großen Schaden nehmen könnte.

Selbst in den allgemeinen Nachrichten und in der Tagesschau (www.tagesschau.de) wird neuerdings die Riester-Rente in aller Schärfe diskutiert. Es heißt dort: Verbraucherschützer, Versicherungswirtschaft und die Politik diskutieren zwei Jahrzehnte nach ihrer Einführung über die weitere Zukunft der Riester-Rente. Zwar gelte als unwahrscheinlich, dass die staatlich geförderte Vorsorge noch vor der Bundestagswahl in diesem September überarbeitet wird. Doch eine neue Bundesregierung dürfte gezwungen sein, rasch zu handeln.

Demnach liegt ein Fünftel der Verträge auf Eis. Ein Blick in die aktuelle Statistik zeigt laut Tagesschau den mangelnden Erfolg der Vorsorgeform schon bei der Anzahl der Riester-Verträge. Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales stagniert diese Zahl bereits seit dem Jahr 2013 bei rund 16 Millionen. Seit 2017 soll sie sogar leicht zurückgegangen sein.

Betrachtet man die Zahl der tatsächlich besparten Riester-Verträge, sieht die Bilanz noch trüber aus: Ein Fünftel der Verträge wurde bereits „ruhend“ gestellt, es fließen also keine Beiträge mehr hinein - entsprechend wird auch die staatliche Förderung nicht gezahlt.

Die Riester-Rente sollte bei seiner Zulassung im Jahr 2001 dazu beitragen, dass die Bürger im Alter finanziell gut abgesichert sind. Dass dies oft kaum gelingt, zeigen auch aktuelle Zahlen der Union Investment. Ganze 55 Euro im Monat beträgt demnach im Schnitt die monatlich ausgezahlte Riester-Rente im Bestand des Anbieters.

Bundesfinanzhof hat inzwischen Klagen gegen eine Renten-Besteuerung abgewiesen. Die Regelung sei zwar verfassungsgemäß, urteilte der Bundesfinanzhof, verlangt aber dennoch eine Änderungen.

Die Zurückhaltung vieler Vorsorgesparer in Sachen Abschluss einer Riester-Rente hat Gründe. Nach einer Auswertung der „Bürgerbewegung Finanzwende“ fließt durchschnittlich jeder vierte Euro, der in einen Riester-Vertrag eingezahlt wird, in die Finanzierung der Kosten. Die Anbieter, Versicherer, Banken und Fondsgesellschaften verdienen also kräftig mit.

Doch der Garantiezins sinkt weiter. Verbraucherschützer und Teile der Politik kritisieren aber auch die schwachen Renditen der Riester-Verträge, unabhängig von den Kosten. Die Beitragsgarantie, ein wesentlicher Grundsatz bei Riester, sorgt dafür, dass die Produktanbieter am Ende der Ansparphase mindestens die eingezahlten Beträge an die Kunden auszahlen müssen. Um dies gewährleisten zu können, wird dann überwiegend in renditeschwache Anlageformen wie Anleihen investiert.

Und die Nachrichtenagentur dpa meldet, dass die Rendite von Riester-Verträgen in den kommenden Jahren sogar noch magerer ausfallen könnte, denn die Versicherungswirtschaft habe den Garantiezins weiter abgesenkt. Dieser auch „Höchstrechnungszins“ genannte Zins beträgt bei neu abgeschlossenen Verträgen ab 2022 nur noch 0,25 Prozent, bislang liegt er noch bei 0,9 Prozent. Das allgemein niedrige Zinsniveau zwingt die Versicherer dazu.

Für Kunden werden damit die Erträge wohl noch deutlich niedriger ausfallen - ob bei Lebensversicherungen oder Riester-Verträgen in Form einer Versicherung. Unternehmen wie der Versicherer Ergo (www.ergo.de) hält die Beitragsgarantie bei Riester dann für kaum mehr haltbar. Einige Anbieter dürften sich also aus dem Neugeschäft zurückziehen. Zwei Drittel der Riester-Verträge haben einen Versicherungsmantel, Fonds- und Banksparpläne machen zusammen nur knapp 4 Millionen Verträge aus.

Gesetzliche Aktienrente als Ausweg?
Und nun soll das Thema Rentenreform noch vor der Bundestagswahl im September auf die Agenda kommen.

Riester bleibt für bestimmte Gruppen lohnend
Wer seit Beginn der Riester-Rente im Jahr 2001 in seinen Vertrag eingezahlt hat und nun daraus Rentenzahlungen bezieht, dürfte sich vielfach über seine oft sehr bescheidene Zusatzrente wundern. Nach Angaben der Fondsgesellschaft der Volksbanken, Union Investment, beträgt die durchschnittliche Auszahlung von derzeit 47.000 Kunden in der Rentenphase 55 Euro.

Dazu muss dieser Betrag noch mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz versteuert werden. Trotz der hohen Kosten und der schwachen Ertragsentwicklung kann sich Riester für einige Personengruppen aber weiterhin lohnen, heißt es. So können etwa Verträge kinderreicher Familien durch die Kinderzulagen (185 bis 300 Euro) zusätzlich zur Grundzulage (175 Euro) eine hohe Förder-Quote haben, finanziell also lohnend sein.

Das gilt den Angaben zufolge auch für Geringverdiener. Ihre Riester-Rente wird seit 2018 bis zu einem Rentenbetrag von 200 Euro monatlich nicht mehr auf eine mögliche Grundsicherung angerechnet.

Und: Alleinstehende gutverdienende Personen können die Steuervorteile der Riester-Rente nutzen, denn die Beitragszahlungen können bis zu 2.100 Euro jährlich von der Steuer abgesetzt werden.

Reform oder Ende für Riester?
Ob in den kommenden Monaten eine grundlegende Reform der Riester-Rente ansteht oder gar ihr Ende beschlossen wird, sei derzeit noch völlig offen, sagen Experten. Drei Verbraucherschutzorganisationen hatten Mitte Mai demonstrativ vor dem Kanzleramt einen „Stopp" der Riester-Rente gefordert. Versicherer würden sich derzeit eher eine Reduzierung oder einen Wegfall der gesetzlichen Beitragsgarantie wünschen. Damit würden den Kosten der Unternehmen zumindest potenziell höhere Renditen gegenüberstehen. (-el / www.bocquel-news.de)

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