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Ergo will nun doch nicht die LV-Altbestände verkaufen

30. November 2017 - Wochenlang regten sich Branchenteilnehmer lautstark auf, dass die Ergo Versicherungsgruppe Altbestände mit 6 Millionen Lebensversicherungs-verträgen in den Run-off schicken wollte. Jetzt hat Ergo die Suche nach möglichen Käufern ergebnislos eingestellt, will sich dafür aber Verbündete ins Haus holen.

„Ergo beendet die Gespräche zum Verkauf ihrer Lebensversicherungsgesellschaften mit klassischen Beständen“, teilte die Ergo Group (www.ergo.com) am Dienstagabend mit. Deutschlands zweitgrößter Erstversicherer will seine 6 Millionen klassische Lebensversicherungs-Policen sowie die dazugehörenden 56 Milliarden Euro Kapitalanlagen nun doch behalten.

„Nach Auffassung von Ergo spiegelt sich der derzeitige Wert des Bestandes sowie dessen Wertentwicklungspotential in den Angeboten nicht angemessen wider. Daher werden wir unsere klassischen Lebensversicherungsbestände weiterhin unter eigener Regie verwalten“, sagte Markus Rieß, Vorsitzender des Vorstands der Ergo Group AG. Offensichtlich waren die Bietersummen nicht hoch genug, denn Interessenten hat es gegeben. Die unverbindlichen Angebote für die Altbestände der Ergo Leben (ehemals Hamburg-Mannheimer), die Victoria Leben sowie einer Pensionskasse fielen offenbar zu mager aus.

Ergo hatte zuvor zusammen mit den Beratern von Willis Towers Watson das Interesse an den Beständen bei Finanzinvestoren und anderen spezialisierten Abwicklern genau unter die Lupe genommen. Wie es in zahlreichen Medien dazu hieß, hoffte man bei der Ergo auf einen Milliardenerlös.

Übrigens hat auch die Generali in Deutschland (www.generali.de) vor, sich von alten LV-Beständen zu trennen. Der mit seiner deutschen Hauptverwaltung in München ansässige Versicherer sucht – wie eigentlich die Mehrzahl der Lebensversicherer nach einem Weg, sich von Millionen von Policen zu trennen, die noch in den Jahren mit hohen Zinsen abgeschlossen worden waren. Jetzt drücken diese Verträge, weil den Kunden langfristige Verzinsungen garantiert wurden, die heutzutage kaum noch erwirtschaftet werden können. Um der Lage Herr zu werden, müssen die Lebensversicherer entsprechend viel Kapital zurücklegen, um ihre Kundenversprechen halten zu können.

Da gleichzeitig die früher nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Versicherer so lukrativen Kapital-Lebensversicherungen vor allen wegen des anhaltenden Niedrigzinses kaum noch gefragt sind, haben beispielsweise Ergo und Generali im Zuge riesiger Umstrukturierungen in ihren Gesellschaften das Neugeschäft in diesen Beständen mit Kapital-LV eingestellt. Für die Kunden und Besitzer dieser Kapital-LV ändert sich nichts. Allerdings fallen für Ergo und Generali weiter teure Verwaltungskosten auch für diese Bestände an.

Das Lamento in der Branche wegen der Verkaufsabsichten wurde immer größer. Auch die Finanzaufsicht BaFin (www.bafin.de) hat sich dazu skeptisch geäußert. Doch Markus Rieß hat laut eigener Bestätigung keinen Rückzieher wegen des Drucks der Mitbewerber gemacht, sondern weil die Höhe der Offerten nicht gestimmt haben soll. Es heißt, dass die Vorstellungen über den Wert solcher Bestände oft weit auseinanderklaffen, weil viele Verträge noch jahrzehntelang laufen und die weitere Zinsentwicklung schwer abschätzbar sei.

Jetzt will Ergo die Bestände doch selbst weiter verwalten, holt sich dafür aber IT-Expertise ins Haus. Wie Ergo-Chef Rieß deutlich macht, stehen jetzt Effizienzsteigerungen im Vordergrund. Bewerkstelligen will man das durch eine Umstellung der Computer-Systeme sowie durch ein besseres Risiko- und Kapitalmanagement.

Dazu will sich der Versicherungskonzern Verbündete ins Haus holen. Wer das sein soll, wird nach Aussagen von Markus Rieß erst in den nächsten Wochen spruchreif. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hat Ergo dabei IBM als Partner im Auge. Bei den Nachrichtenagenturen dpa und Reuter wurde dazu der Ergo-Chef zitiert, wonach Ergo dann künftig auch die Bestände anderer Versicherer verwalten könnte, ohne sie aber zu übernehmen. (-el / www.bocquel-news.de)

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