logo
logo

Konzepte und Kriterien

Düstere Aussichten für Schaden-Rückversicherung

18. März 2024 - Das Geschäftsjahr 2023 bescherte der Hannover Rück tolle Ergebnisse: so etwa Jahresgewinnziel übertroffen, Eigenkapitalrendite deutlich über Mindestziel, deutliche Verbesse-rungen bei Preisen in der Schaden-Rückversicherung und Ergebnisse in der Personen-Rückversicherung. Dennoch werden weitere zwei Jahre Verlust in Kfz prognostiziert.

Dr. Michael Pickel, Chef der Hannover Rück-Tochter E+S Rück (www.es-rueck.de), sieht die Sparte Schaden-Rückversicherung in schwerem Wetter; vor allem hohe Schäden und unzureichende Preiserhöhungen hatte den Rückversicherer 2023 in die Verlustzone gebracht. Dr. Pickel ist der Ansicht, dass kein Weg daran vorbeiführen werde für weitere Preiserhöhungen in den nächsten beiden Jahren.

Während der Pressekonferenz am Montag ging der E+S-Rück-Chef jedoch zunächst in medias res und zu den Geschäftszahlen des Jahres 2023, in der die E+S Rück als Tochter der Hannover Rück-Gruppe im Deutschlandgeschäft einen Nettokonzerngewinn von 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 0,8 Milliarden Euro) erzielte. Das übertraf die Prognose der E+S von mindestens 1,7 Milliarden Euro.

Die gute Geschäftsentwicklung gab den Ausschlag, dass die Dividende weiter steigt. So werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine Dividendenausschüttung von insgesamt 7,20 (Vorjahr 6,00) Euro je Aktie vorschlagen, die sich aus einer Basisdividende von 6,00 (5,00) Euro je Aktie und einer Sonderdividende von 1,20 (1,00) Euro je Aktie zusammen.

„Wir haben 2023 viel erreicht: Unsere beiden Geschäftsfelder und unsere Kapitalanlagen haben sich sehr gut entwickelt. Wir konnten unser Gewinnziel übertreffen und die Dividende deutlich erhöhen. Gleichzeitig haben wir die Resilienz der Hannover Rück weiter ausgebaut“, sagte Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück (www.hannover-rueck.de). „Damit haben wir trotz des anhaltend herausfordernden Umfeldes die Profitabilität unseres Geschäfts weiter verbessert und unsere Rolle als verlässlicher Partner sowie kapitalstarker Rückversicherer gesichert.“

Dr. Michael Pickel wird übrigens mit der Vollendung seines 63. Lebensjahres zum Jahresende in den Ruhestand gehen. Auch ein Nachfolger steht bereits fest: Thorsten Steinmann von der Swiss Re wird zur Hannover Rück wechseln.

Doch weiter ging es zunächst während des Gesprächs mit Journalisten mit den Ergebnissen 2023: der Nettokonzerngewinn stieg auf 1,8 (Vorjahr: 0,8) Milliarden Euro, der die ursprüngliche Prognose von mindestens 1,7 Milliarden Euro übertraf. Seit 1. Januar 2023 berichtet die Hannover Rück ihre Ergebnisse auf Grundlage der neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und IFRS 9.

Der Rückversicherungsumsatz (brutto) stieg leicht um 1,8 Prozent auf 24,5 (Vj. 24,0) Milliarden Euro. Bei unveränderten Währungskursen hätte sich ein Wachstum von 4,9 Prozent ergeben, was nahezu das gesetzte Ziel von mindestens 5 Prozent erreichte.

Das Rückversicherungs-Serviceergebnis (netto), das die Erträge aus Rückversicherung nach Abzug des abgegebenen Geschäfts (im Wesentlichen Retrozession und Insurance-Linked Securities) wiedergibt, stieg deutlich um 24,1 Prozent auf 1,7 (1,3) Milliarden Euro. Das währungsbereinigte Rückversicherungs-Finanzergebnis (netto), das strukturell negativ ist und die Auflösung der in den vergangenen Jahren gebildeten Diskontierung widerspiegelt, fiel auf minus 880 (minus 583) Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) belief sich auf 2,0 (1,5) Milliarden Euro.

Der Nettokonzerngewinn stieg auf 1,8 (781) Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie erreichte somit 15,13 (6,47) Euro. Im Geschäftsjahr 2023 führte vor allem ein steuerlicher Einmaleffekt im Zusammenhang mit der Einführung einer globalen Mindestbesteuerung zu einem außergewöhnlich niedrigen Steueraufwand von 26 (526) Millionen Euro.

„Dieser steuerliche Sondereffekt hat uns den Spielraum gegeben, unsere Widerstandsfähigkeit weiter auszubauen“, sagte Clemens Jungsthöfel, Finanzvorstand der Hannover Rück. „Das haben wir genutzt, um unsere Rückstellungen in der Schaden-Rückversicherung weiter auszubauen. Damit haben wir das Konfidenzniveau unserer Reserven signifikant erhöht.“

Eigenkapitalrendite von 19,0 Prozent übertrifft Mindestziel deutlich
Das Eigenkapital belief sich zum 31. Dezember 2023 auf 10,1 (9,1) Milliarden Euro. Die Erhöhung des Eigenkapitals spiegelt vorrangig die einbehaltenen Gewinne im Geschäftsjahr wider. Der Buchwert je Aktie erreichte 83,97 (75,12) Euro. Die Eigenkapitalrendite betrug 19,0 (8,2) Prozent und übertraf damit deutlich das Mindestziel von 1.000 Basispunkten über dem risikofreien Zins.

Der Bestand der vertraglichen Netto-Servicemarge (CSM) stieg um 17,4 Prozent auf 7,7 (6,6) Milliarden Euro. Der Anstieg begründet sich im Wesentlichen durch das gezeichnete profitable Neugeschäft. Der Bestand der Risikoanpassung für nichtfinanzielle Risiken lag mit 3,7 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres von 3,7 Milliarden Euro.

Die Kapitalbedeckungs-Quote nach Solvency II, welche die Risikotragfähigkeit der Hannover Rück misst, lag zum 31. Dezember 2023 bei 269,5 (251,9) Prozent und damit weiterhin deutlich über dem Mindestwert von 200 Prozent.

Schaden-Rückversicherung: deutliche Verbesserung
In der Schaden-Rückversicherung waren die unterjährigen Erneuerungen für die Hannover Rück von einer deutlichen Verbesserung der risikoadjustierten Preise und Konditionen geprägt. Dies zeigte sich in der vertraglichen Netto-Servicemarge aus dem Neugeschäft, die die Ertragserwartungen aus dem im Jahr 2023 gezeichneten Geschäft widerspiegelt. Durch den auf Qualität fokussierten Zeichnungsansatz konnte die vertragliche Netto-Servicemarge (CSM) aus dem Neugeschäft deutlich um 30 Prozent auf 2,4 (1,8) Milliarden Euro gesteigert werden. Die Netto-Verlustkomponente (LC) aus dem Neugeschäft reduzierte sich auf 40 (236) Millionen Euro.

Der Rückversicherungsumsatz (brutto) der Schaden-Rückversicherung stieg um 3,4 Prozent auf 16,8 (16,3) Milliarden Euro. Bei unveränderten Währungskursen hätte das Wachstum 6,5 Prozent betragen.

Das Geschäftsjahr 2023 war durch eine hohe Frequenz an mittelgroßen Katastrophenschäden geprägt. Die Leistungen an Kunden für Großschäden beliefen sich im Geschäftsjahr auf 1,6 (1,7) Milliarden Euro. Sie lagen somit innerhalb des budgetierten Erwartungswertes von 1,725 Milliarden Euro für diesen Zeitraum.

Die größten Einzelschäden
Größte Einzelschäden für die Hannover Rück waren unter anderem die schweren Unwetter im Juli in Italien mit einer Nettobelastung von 313 Millionen Euro. Hinzu kamen das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien zu Beginn des Jahres mit 270 Millionen Euro, Hurrikan „Otis“ in Mexiko mit 142 Millionen Euro und die Waldbrände auf Hawaii mit 97 Millionen Euro. Zudem ergaben sich Belastungen aus dem schweren Erdbeben in Marokko von 74 Millionen Euro. Der tropische Zyklon „Gabrielle“ in Neuseeland, die Überschwemmungen in Neuseeland zu Jahresbeginn sowie Schäden durch die schweren Stürme mit Überflutungen in Australien zum Jahresende schlugen mit 67 Millionen Euro, 47 Millionen Euro und 44 Millionen Euro zu Buche.

Das Rückversicherungs-Serviceergebnis verbesserte sich um 5,9 Prozent auf 849 (801) Millionen Euro. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) verbesserte sich trotz des 2023 deutlich gestärkten Konfidenzniveaus in den Schadenrückstellungen auf 94,0 (94,5) Prozent). Das währungsbereinigte Rückversicherungs-Finanzergebnis (netto) belief sich auf minus 722 (minus 475) Millionen Euro.

Das operative Ergebnis (EBIT) erhöhte sich entsprechend um 27 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro (867 Millionen Euro) und lag damit unterhalb des EBIT-Ziels für die Schaden-Rückversicherung von 1,6 Milliarden Euro. Wesentlichen Einfluss auf das EBIT hatte insbesondere im vierten Quartal die vorgenannte Erhöhung der Rückstellungen, die zu einem deutlich stärker als ursprünglich geplanten Anstieg des Konfidenzniveaus der Reserven geführt hat.

Personen-Rückversicherung: Ergebnis deutlich besser als erwartet
In der Personen-Rückversicherung war in allen Segmenten eine anhaltende Nachfrage zu verzeichnen. Im Bereich Financial Solutions konnte die Hannover Rück vor allem in den USA und China signifikantes Neugeschäft zeichnen. Auch Langlebigkeitsdeckungen waren nach wie vor gefragt. Das traditionelle Rückversicherungsgeschäft der Sterblichkeits- und Morbiditätsrisiken zeigte unter anderem in Lateinamerika und Ländern wie Italien, Frankreich und Spanien eine positive Geschäftsentwicklung.

Der Rückversicherungsumsatz (brutto) ging leicht auf 7,6 (7,8) Milliarden Euro zurück. Bei unveränderten Währungskursen hätte sich ein Wachstum von 1,6 Prozent ergeben.

Kapitalanlagerendite übertrifft mit 2,8 Prozent den Zielwert
Der Bestand der Kapitalanlagen erhöhte sich per Ende Dezember auf 60,1 (55,3) Milliarden Euro. Das Kapitalanlageergebnis belief sich auf 1,6 Milliarden (965 Millionen) Euro infolge des vorgenannten niedrigeren Realisierungsergebnis gemäß IFRS 9 in der Vergleichsperiode. Die annualisierte Kapitalanlagerendite erreichte 2,8 Prozent und übertraf somit das Ziel von mindestens 2,4 Prozent für das Gesamtjahr. Dies ist vor allem auf die ordentlichen Erträge und das Ergebnis aus den erfolgswirksam zum Marktwert bilanzierten Beständen zurückzuführen, die jeweils höher ausfielen als ursprünglich für das Berichtsjahr geplant.

Ausblick 2024: Nettogewinn von mindestens 2,1 Milliarden Euro
„Solider und verlässlicher Rückversicherungsschutz ist für unsere Kunden unverändert wichtig und gefragt. Dies hat sich auch in den Erneuerungen zum 1. Januar 2024 wieder bestätigt“, sagte Henchoz.

„Mit den erfolgreichen Vertragserneuerungen und dem weiteren Ausbau unserer Resilienz im Geschäftsjahr 2023 haben wir wichtige Voraussetzungen geschaffen, um zuversichtlich auf unsere gesetzten Ziele für 2024 blicken zu können.“

Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet die Hannover Rück auf Basis konstanter Währungskurse ein Wachstum des Rückversicherungsumsatzes für das Gesamtgeschäft von mehr als 5 Prozent, wobei das Wachstum in der Schaden-Rückversicherung überproportional stärker ausfallen sollte als in der Personen-Rückversicherung.

Das Nettokonzernergebnis für das Gesamtjahr 2024 sollte mindestens 2,1 Milliarden Euro betragen, was einem Wachstum von rund 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspräche. (-el / www.bocquel-news.de)

 

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.