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Die Insolvenzen nehmen hierzulande Fahrt auf

4. April 2024 - Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erlebt die Zahl der Insolvenzen in Deutschland eine ansteigende Tendenz. Im Januar verzeichnete man einen Anstieg der Insolvenzfälle um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Februar setzte sich dieser Trend mit einem Wachstum von 18 Prozent fort.

„Diese Entwicklung ist auf der einen Seite kein Grund zur Sorge, da wir damit in etwa wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben. Auf der anderen Seite sehen wir allerdings aktuell vermehrt Großinsolvenzen, bei denen schon einige Lieferanten erhebliche Forderungsausfälle erlitten haben", sagt Dietmar Gerke, Leitung SRM beim internationalen Kreditversicherer Atradius (www.atradius.com).

Im letzten Jahr meldeten 17.800 Unternehmen in Deutschland Insolvenz an, eine Zahl, die laut dem Atradius-Manager in diesem Jahr voraussichtlich „mindestens" erreicht wird. Besonders betroffen sind Unternehmen aller Größenordnungen, die über unzureichende Liquiditätspuffer verfügen.

Die Corona-Krise führte zu umfangreichen Unternehmenshilfen, von denen auch bereits vor der Pandemie angeschlagene Unternehmen profitierten und die es ihnen ermöglichten, am Markt zu bleiben. Mit dem Auslaufen dieser Hilfen und angesichts von hohen Energie- und Rohstoffpreisen, Lieferkettenproblemen und gestiegenen Finanzierungskosten durch restriktiver agierende Banken geraten diese Unternehmen nun vermehrt in Liquiditätsschwierigkeiten.

Hinzu kommt der anhaltende Druck durch höhere Zinsen, der sich angesichts der verzögerten Wirkung der Geldpolitik möglicherweise erst im Jahr 2025 entspannen könnte. Die jüngsten Erhebungen über die Kreditvergabe in den USA und in der Eurozone deuten darauf hin, dass Banken in den kommenden Monaten eine weitere Verschärfung der Kreditvergabestandards für Unternehmen erwarten, was den Druck auf diese zusätzlich erhöht.

Gerke weist darauf hin, dass die aktuelle Poly-Krise – gekennzeichnet durch hohe Strom- und Rohstoffpreise, geopolitische Krisen, Inflation und hohe Zinsen – zu einer Konsolidierung der Wirtschaft führt. Insolvenzen seien Teil einer gesunden Entwicklung der Wirtschaft, entscheidend sei jedoch das Ausmaß dieser Entwicklung. Nur starke und gesunde Unternehmen könnten den notwendigen Transformationsprozess, in dem sich die deutsche Wirtschaft befindet, erfolgreich meistern.

Besonders gefährdet sind weiterhin die Branchen Automotive, Gebäude- und Immobiliensektor, Textilindustrie, Maschinen- und Anlagenbau sowie die Bauindustrie. Insbesondere kleinere Unternehmen der Bau- und Bauzuliefererindustrie könnten eine massive Marktbereinigung erfahren. Ein neues Sorgenkind könnte der Gesundheitsbereich werden, mit erstmals auch kirchlichen Krankenhäusern, die Insolvenz anmelden.

Die Forderungen der Gläubiger aus Unternehmensinsolvenzen stiegen im vergangenen Jahr signifikant an. Gerke erwartet, dass diese Zahl 2024 nicht sinken wird, wobei insbesondere die Großinsolvenzen von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro zunehmen dürften. Allerdings sieht er keine Insolvenzwelle auf die Wirtschaft zukommen und bleibt optimistisch hinsichtlich einer moderaten Entwicklung der Gesamtzahl der Insolvenzen.

Positiv hebt Gerke hervor, dass die Insolvenz zunehmend als Instrument der Restrukturierung genutzt wird, oft mit Erfolg. Die Insolvenz verliert damit ihren Makel und wird als Chance für eine Neuausrichtung gesehen. Entscheidend für den Erfolg ist das frühzeitige Erkennen von Problemen und die Einbindung Dritter in die Analyse und Restrukturierung der Unternehmensfinanzen. (-ver / www.bocquel-news.de)

 

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