16. September 2020 - Die DEVK will 2021 einen eigenen Telematik-Tarif anbieten und Handynutzung am Steuer besonders ahnden. Die Nummer 5 im deutschen Kraftfahrtmarkt verhandelt noch mit Datenpools. Bisher bietet der Versicherer nur eine App zur Kunden-Fahrbewertung an. Bei gutem Scorewert erhalten Kunden „Gimmicks“.
Im kommenden Jahr werden die DEVK Versicherungen (www.devk.de) zu dem geschätzten Dutzend Autoversicherern gehören, die einen Telematik-Taif im Produkt-Portfolio führen. Während ihrer virtuellen Jahres-Pressekonferenz am Montag wurde das Telematik-Vorhaben bekannt gegeben. Die Telematik-Tarife sorgen hierzulande für Preisdruck. Marktweit erwartet – oder erhofft – der DEVK-Vorstand Rüdiger Burg aber „moderat steigende Preise in der Autoversicherung – vielleicht nicht flächendeckend, aber gezielt“.
Mit Sorge beobachtet der Versicherungs-Manager weiter steigende Preise für Ersatzteile und höhere Werkstattkosten – und 2020 zudem noch zusätzliche Kosten für Hygienemaßnahmen. Zwar sank die Zahl der Schäden vor allem durch den Lockdown und die unmittelbare Anschlusszeit und auch der Aufwand ging zurück, nicht aber die durchschnittliche Entschädigung. Diese stieg bis Ende August 2020 in Kraftfahrt-Haftpflicht 5,2 Prozent auf 3.027 Euro und in Kasko um 2 Prozent auf 1.313 Euro.
Das beste Geschäftsjahr
Die DEVK-Gruppe war 2019 um 5 Prozent auf 3,62 Milliarden Euro Bruttobeitrag gewachsen. Dank eines um ein Fünftel verbesserten Anlageergebnisses erhöhte sich der Konzernüberschuss um fast ein Drittel auf 119,5 Millionen Euro. Damit war 2019 nach Aussage von DEVK-Konzern-Chef Gottfried Rüßmann das „beste Geschäftsjahr aller Zeiten“.
Für das laufende Geschäftsjahr 2020 erwartet Rüßmann ein Beitragswachstum von 6,4 Prozent auf 3,86 Milliarden Euro und eine bessere Versicherungstechnik mit einer Schaden- und Kosten-Quote von 90,4 (94,2) Prozent. Die gute Entwicklung werde jedoch durch die schlechte Kapitalmarktentwicklung verhagelt: Unter anderem unterstellt die DEVK bei ihrer Ergebnis-Prognose einen Dax-Stand von nur 11.500 bis 11.700 Punkten. Damit werde der Jahresüberschuss vor Steuern auf 79 (207) Millionen Euro schrumpfen. „Das können wir uns nach dem Rekordgewinn des Vorjahres leisten“, sagte Rüßmann.
An der besseren Versicherungstechnik will der DEVK-Chef die Kunden über eine Beitragsrückerstattung hinaus teilhaben lassen. Über die Art und Weise wird im Hinblick auf steuerliche Fragen habe er allerdings noch nachgedacht.
Beitragsstundungen kaum genutzt
Beitragsstundungen, die Reduktion der Vertragskilometer und ähnliches bietet auch die DEVK ihren Kunden. Diese Erleichterungsmaßnahmen würden jedoch nur rudimentär genutzt. Dass die Kunden zunehmend durch die Pandemie finanziell in Schwierigkeiten gerieten, könne man noch nicht feststellen, sagte Rüßmann. „Ganz im Gegenteil, wir sehen eine deutlich höhere Zahlungsmoral als im Vorjahr.“ Für die weitere Entwicklung ist er aber skeptisch und befürchtet „Entlassungswellen in bestimmten Industrien.“
Nach einem „nennenswerten Einbruch“ Mitte März während des Lockdowns lief das Geschäft bei der DEVK im Mai wieder besser. Ab Juni sei der Vertrieb „wieder mit allen Geschäftsstellen am Start“ gewesen und habe „nahtlos“ an das Vorjahr anknüpfen können. 2019 wies dabei immerhin ein Neugeschäftsplus von 7,3 Prozent aus. Für 2020 wird ein Bestandsplus von 1,5 Prozent erwartet; in Leben gehe es jedoch um 3,2 Prozent zurück.
In den Sparten Sach/HUK hat die DEVK bis Ende August schon 5,8 Prozent mehr Beiträge erzielt. „Die Vertriebe haben während der Corona-Zeit im Bestand gearbeitet“, begründet dies DEVK-Vorstand Rüdiger Burg. Der Kölner Versicherer hatte unter anderem 1.000 Vertriebler schnell auf Video-Beratung geschult.
In Kraftfahrt konnte das Beitragsaufkommen nur um 0,3 Prozent ausgebaut werden. Bis Ende August ist die Zahl der Schäden über alle Sparten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 10 Prozent auf 452.985 gesunken, so Burg. Neben der schadenärmeren Zeit des Lockdowns sind dafür auch ausgebliebene Unwetter der Grund. In Kraftfahrt-Haftpflicht sank die Zahl der Schadenmeldungen um 16 Prozent, in Kasko um gut 14 Prozent. Der Schadenaufwand fiel in dieser Zeit insgesamt um 12,9 Prozent auf 711,2 Millionen Euro. Ohne das K-Geschäft reduzierte sich der Aufwand um knapp acht Prozent auf 208,8 Millionen Euro.
Pandemie-Klausel ausgesetzt
Eine eigenständige Betriebsschließungsversicherung (BVS) hatte die DEVK ihren Kunden zwar nicht angeboten, wohl aber das Pandemie-Risiko als Klausel beitragsfrei in ihrer Vielschutz-Versicherung inkludiert. Der Sachverhalt sei unstrittig gewesen, so Rüdiger Burg. Versichert waren mit der DEVK-Klausel maximal 250 Euro pro Tag bis zu einem Monat. Für 15.000 Fälle – von der Kosmetikerin bis hin zu Teilen kleinerer Gastronomiebetriebe – habe man 5,2 Millionen Euro geleistet.
Klagen seien keine anhängig. Das Risiko der Betriebsschließung nach einer Infektion wolle man „am liebsten“ auch künftig decken, so Burg. Die Aktuare rechneten aber noch. Zurzeit werde die Klausel nicht mehr angeboten.
Oktoberfest-Absage größter Schaden bei der DEVK Re
Zur Gruppe gehört auch die DEVK Rückversicherungs- und Beteiligungs-AG - DEVK Re. Vor allem durch Absagen von Großereignissen kommt die DEVK im Rückversicherungsgeschäft durch Corona auf eine Schadenbelastung von 15 bis 20 Millionen Euro. „Unser größte Schaden war die Absage des Oktoberfestes“, so Zens. Corona habe bisher das Ausmaß eines mittleren „Natkat-Events“. Eigenkapital und Bilanzstärke seien nicht gefährdet.
Er gehe davon aus, dass sich der Markt weiter verhärtet. „Es herrscht nach wie vor viel Wettbewerb. Die Retrokapazitäten erhöhen sich, weil die Preise steigen – um 20 Prozent und bei schadenbelasteten Exposures noch mehr“, so DEVK-Vorstand Bernd Zens. (Monika Lier / www.bocquel-news.de)
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