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Namen und Nachrichten

Chancen und Risiken in den virtuellen Welten

26. November 2012 - Beim Nordbayerischen Versicherungstag in Nürnberg standen die Chancen und Risiken des World Wide Web im Mittelpunkt. Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten über Herausforderungen in den Zeiten von Smartphones und Tablet-PCs. 

Der Nordbayerische Versicherungstag (www.versicherungstag.de), der dieses Jahr am 22. November in Nürnberg stattfand, wird vom Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft Nordbayern-Thüringen e.V. (www.nuernberg.bwv.de) und dem Forum V (www.forum-v.de) - einem Zusammenschluss von nordbayerischen Hochschulen, Verbänden und den vier ansässigen Versicherungsunternehmen Ergo Direkt Versicherungen (www.ergodirekt.de), der Huk Coburg Versicherungsgruppe (www.huk.de), der Nürnberger Versicherungsgruppe (www.nuernberger.de) und uniVersa Versicherungen (www.universa.de) - getragen.

Nordbayerischer Versicherungstag

Diskutierten auf dem Nordbayerischen Versicherungstag: Prof. Dr. Michael Amberg, Walter Bockshecker, Dr. Günther Beckstein, Prof. Dr. Petra Gruner und Prof. Dr. Karl Wilbers (v.l.n.r.)

Deutschland als Tatort von Cyberkriminellen
Cyberkriminalität ist für Michael Amberg, Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (www.uni-erlangen.de), ein weltweites Phänomen, bei dem Deutschland führend mitspielt. Nach einer aktuellen Studie von Symantec steht Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz eins bzw. zwei, wenn es um den Ursprung der meisten Phishing-Aktivitäten, webbasierte Angriffe sowie Netzwerkattacken geht. Die zunehmende Anzahl von Cyber-Angriffen ist besorgniserregend, erklärte Amberg. Schließlich hängen praktisch alle Lebensbereiche des gesellschaftlichen Handelns, die Arbeitsfähigkeit der Behörden und die Wertschöpfung der Wirtschaft von funktionierenden IT- und Internetstrukturen ab. Andererseits hat die Bundesregierung die strategische Bedeutung erkannt und mit der in 2011 beschlossenen Sicherheitsstrategie für den Cyberraum reagiert. Auch die Versicherungswirtschaft meldet einen Erfolg. „Nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit werden branchenweit einheitliche Verhaltensregeln im Umgang mit personenbezogenen Daten eingeführt. Damit nimmt die Versicherungsbranche eine Vorreiterrolle im Datenschutz ein", sagte Amberg.

Neue Strategien zur Mitarbeitergewinnung
Junge, gut ausgebildete Nachwuchskräfte sind für die Zukunftsfähigkeit eines jeden Unternehmens von zentraler Bedeutung. Doch die Zielgruppe hat andere Mediengewohnheiten als ältere Führungskräfte und erwartet ein modernes, flexibles Arbeitsumfeld, erklärte Karl Wilbers, Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ein erster Indikator dafür ist die Präsentation des Unternehmens im Internet sowie in sozialen Netzwerken und in Portalen zur Arbeitgeberbewertung. „Unternehmen müssen hier gezielt eine positive und starke Arbeitgebermarke aufbauen", so Wilbers. Moderne Techniken bieten bei der Personalgewinnung neue Möglichkeiten, etwa das virale Personalmarketing oder das systematische Sammeln von Informationen bei Bewerbungen, dem sogenannten „background checking". Neue Techniken, etwa der Smartphone-Boom, führen zu neuen Internetnutzungsgewohnheiten und verändern indirekt das Aufgabenfeld der Personalgewinnung unter Nutzung moderner Internettechniken. Diese neuen Herausforderungen ersetzen die klassischen Aufgaben der Personalgewinnung keineswegs, sondern erhöhen stattdessen die Komplexität moderner Personalarbeit, sagte Wilbers.

Positionierung am Point-of-Sale
Für Petra Gruner, Professorin und Leiterin der Versicherungsstudiengänge an der Hochschule Coburg (www.hs-coburg.de), gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass Mobiles Internet und Social Media die Art und Weise, wie Finanzdienstleistungen zu Kunden gelangen, möglicherweise sogar fundamental verändern werden. Dabei hat Social Media insbesondere Auswirkungen auf die Interaktion mit dem Kunden, die Rolle der persönlichen Betreuung und nicht zuletzt auf die Sollbruchstellen in der Wertschöpfungskette durch neue Wettbewerber. Doch Kunde ist nicht gleich Kunde, erklärte Gruner. Während Digital Deniers, die in der Regel zu der älteren Generation gehören, den neuen Medien gegenüber eher abgeneigt sind und nach wie vor persönliche Betreuung und Beratung bevorzugen, ist für die Digital Natives die Integration von Social Networks, Mobilem Internet und Smartphones in alle Lebensbereiche eine Selbstverständlichkeit. „Überspitzt könnte man die Frage stellen, ob diese Zielgruppe den Facebook-Freunden nicht mehr vertraut, als dem persönlichen Betreuer", sagte Gruner und forderte, dass die Branche sich diesen neuen Herausforderungen am Point-of-Sale stellen muss, um sich im wandelnden Wettbewerbsumfeld nachhaltig positionieren zu können.

Josef BeutelmannTurbulente Zeiten im Vertrieb
„Vielfach warfen Verfehlungen Einzelner in der Vergangenheit ein schlechtes Bild auf das Berufsbild des Versicherungsvermittlers", erklärte Josef Beutelmann (Foto), Präsidiumsmitglied beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (www.gdv.de) und Vorstandsvorsitzender der Barmenia Versicherungsgruppe (www.barmenia.de). Zahlreiche Gesetzes- und Brancheninitiativen sollen nun die Transparenz und Glaubwürdigkeit dieses Berufsbildes in der Öffentlichkeit erhöhen und manifestieren. Darüber hinaus sei die Branche sehr engagiert, um das Berufsbild des Versicherungsvermittlers auch qualitativ aufzuwerten.

Beutelmann äußerte sich auch zur Revidierung der EU-Vermittlerrichtlinie (IMD2), die voraussichtlich 2015 in deutsches Recht umgesetzt wird. Aus Sicht des GDV ist dabei zwingend notwendig, dass die Offenlegung der Kosten, die durch den Vertrieb und beim Abschluss einer Versicherung entstehen, einen klaren Mehrwert für die Kunden bietet. „Als Branche sind wir daran interessiert, den Beruf im Sinne des Kunden zu optimieren, damit der Bedarf für den Kunden verständlich und anschaulich kommuniziert werden kann. Denn als Versicherungsbranche leben wir von dem Vertrauen und der Zufriedenheit unserer Kunden", so Beutelmann.  

Stefan LippeTrends in der Rückversicherung 
Nach Ansicht von Stefan Lippe (Foto rechts), ehemaliger Präsident der Swiss Re (www.swissre.com) werden die Risiken bis zum Jahr 2020 weiter wachsen. Zusätzlich wird die Versicherungsdichte in den Wachstumsmärkten zunehmen, das heißt, die Versicherungsindustrie erhält ein größeres Stück von einem wachsenden Kuchen, so Lippe. Aber auch die Komplexität und die Kumulationsgefahr werden weiter zunehmen, wie der Einsatz von schwerer beherrschbaren Technologien, der Klimawandel und Wegfall der räumlichen Trennung durch virtuelle Vernetzung. „Wir müssen uns verstärkt auf ein extrem volatiles Umfeld einstellen. Die Schuldenkrisen, wirtschaftliche und politische Instabilität, Protektionismus und verstärkte Regulierung werden in den nächsten Jahren unsere Begleiter sein", sagte Lippe. Diese Faktoren werden massiv die Erträge aus Kapitalanlagen und letztendlich die Risikotragfähigkeit der Rückversicherungsindustrie beeinflussen. Die Rückversicherer sollen deshalb ausreichend Kapital bereithalten, den Nutzen und die Risiken virtueller Netzwerke besser verstehen und ihre Modelle zur Risikobeurteilung flexibilisieren. Zudem rät Lippe, mehr in Innovationen zu investieren und den intensiven Dialog mit Regulatoren, Politikern und Notenbanken fortzusetzen. (hp / www.bocquel-news.de)

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